19. Februar 1855 Die erste Wetterkarte der Welt
Er war der Entdecker des Planeten Neptun Erfinder der Wetterkarte: Urbain Jean Joseph Le Verrier. Er war der erste, der anhand telegrafisch mitgeteilter Daten eine Wettervorhersage für Frankreich machte, die er der Pariser Akademie der Wissenschaften vorstellte. So entstand der meteorologische Dienst in Frankreich. Autorin: Katharina Hübel
19. Februar
Mittwoch, 19. Februar 2025
Autor(in): Katharina Hübel
Sprecher(in): Christian Baumann
Redaktion: Frank Halbach
Albert Einstein ist schuld, dass Mr. Spock seinen Heimatplaneten verloren hat. Der Planet Vulkan in seiner Existenz vernichtet. Und das schon lange, bevor sich überhaupt der Erfinder von Star-Trek die Heimatwelt der humanoiden Spezies ausdenken konnte.
Der unbekannte Planet
Im Paris des 19. Jahrhunderts lebte Monsieur Le Verrier. Seines Zeichens Astronom. Urbain Le Verrier. Es war zu der Zeit, als noch kein Wissenschaftler Fotografien vom Weltall machen konnte – die Existenz und die Bewegung von Planeten jedoch nicht nur beobachten, sondern auch mathematisch berechnen konnte. Mit 34 Jahren, das war 1845, rechnet also Monsieur Le Verrier. Und stellte fest: Uranus folgte nicht seiner vorausberechneten Bahn. Le Verrier war sich sicher: Schuld daran war ein unentdeckter Planet! Man suchte und fand: Neptun. Damit war Le Verrier plötzlich so berühmt, dass er zum Direktor des Pariser Observatoriums ernannt wurde. Und er entdeckte weitere Abweichungen im Universum. War da noch ein bislang unbekannter Planet im Dunkel des Alls? Le Verrier taufte ihn einfach schonmal ungesehen: Vulkan. Und während die ganze Welt Nacht für Nacht in den Himmel blickte, um Vulkan zu finden, zog 1854 ein Orkan über die Weltmeere und vernichtete die Schiffsflotte von Kaiser Napoléon dem Dritten; ungünstig, so mitten im Krimkrieg. Dieses Ereignis führte dazu, dass Le Verrier aus höheren Sphären abgezogen wurde für recht irdische Dinge.
Telegrafierte Wetterdaten
Napoléon hatte es satt, vom Wetter überrascht zu werden und verlangte eine zuverlässige Wettervorhersage. In Europa gab es tatsächlich schon viele Messstationen für Wetterdaten Mitte des 19. Jahrhunderts. Nur: Sie tauschten bislang nicht großflächig und auf schnellem Wege Informationen aus. Le Verrier wollte das ändern: Wozu gab es seit fast zwanzig Jahren die Telegraphie? Am 19. Februar 1855 präsentierte Urbain Le Verrier um 10 Uhr in der Pariser Akademie der Wissenschaften erstmals eine Wettervorhersage für Frankreich, die mit telegrafierten Daten erstellt worden war.
In den USA sammelte die Smithsonian Institution schon längst telegrafierte Wetterdaten, aber eben nur innerhalb der USA. Le Verrier hatte in Europa die entscheidenden Weichen gestellt – und Wettervorhersagen, die einen Tag zu spät per Pferd eintrafen und über das Wetter vom Vortag informierten, gehörten damit der Vergangenheit an. Le Verrier konnte sich wieder höheren Dingen widmen und im All nach Vulkan Ausschau halten. Gefunden hat er seinen hypothetischen Planeten zwar nie, aber er starb im Bewusstsein, dass es ihn geben müsse. Gut, dass Le Verrier Albert Einstein nicht mehr erlebt hat. 1915 zeigte dessen Relativitätstheorie: Das, was Le Verrier bei seinen Berechnungen aufgefallen war, waren lediglich Störungen, verursacht durch das Schwerkraftfeld der Sonne. Selbst, wenn Le Verriers Suche nach dem Planeten Vulkan also unter keinem guten Stern stand – für die Bewohner des Planeten Erde hatte seine pragmatische Idee, die Telegraphie für die Meteorologie zu nutzen, einen nachhaltigen Effekt. Auch wenn die Vorstellung eines Planeten, auf dem humanoide Wesen in Sichtweite der Erde leben, natürlich definitiv spektakulärer ist.