15. September 1995 Gemeinsamer technischer Standard für DVDs festgelegt
Was waren das früher für Dramen mit dem Fernsehprogramm: Den Film wollte man sehen, just an dem Abend aber war man verplant. Filmplatte, VHS und LaserDisc boten Lösungen, die beste war bald die DVD. Autor: Markus Mähner
15. September
Donnerstag, 15. September 2016
Autor(in): Markus Mähner
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Ach, es kann schon ärgerlich sein, wenn man eine gute Idee hat - aber jemand anderes hat eine bessere. Und kaum tritt man mit seiner Idee an die Öffentlichkeit ist sie eigentlich schon wieder überholt!
So ging es zum Beispiel den Entwicklern der allerersten Videodisc. Bereits 1964 kamen findige Tüftler auf die Idee, dass man Schallplatten nicht nur für Musik benutzen könnte, sondern auch für Filme. Lange entwickelten sie an einem Prototypen. Nach sage und schreibe 17 Jahren Entwicklungszeit kam dann 1981 endlich die Videodisk auf den Markt: Von der Größe war sie genau wie eine Langspielplatte, jedoch war die Rille deutlich enger. Auf die 30 Zentimeter Durchmesser kamen so bis zu 19 Kilometer analoge Bildinformation. Was allerdings für gerade mal 60 Minuten pro Seite reichte, da sich die Platte fünfzehnmal schneller drehte als eine normale Langspielplatte.
Platte kann´s nicht sein
Und damit war eigentlich schon ihr Untergang besiegelt: Denn bereits seit Mitte der 70er Jahre hatte ein anderes Videosystem den Markt erobert: Die Videokassette. Das wohl bekannteste System, VHS, bannte locker 5 Stunden Film auf eine Kassette. Kein Problem also für Filme mit Überlänge. Zum Vergleich die Videoschallplatte: Während "Vom Winde verweht" gerade noch auf zwei Videoschallplatten passt, bräuchte man allein für die Langversion des letzten Teils der Herr-der-Ringe-Trilogie bereits drei Platten. Und: Auf die Videokassette konnte man selber Filme aufnehmen. Bei einer Schallplatte ging das nicht.
Selbst ist der Videoaufnehmer
Doch nicht nur deswegen war die Videodisc bereits zu ihrer Markteinführung obsolet geworden. Auch technisch war sie bereits überholt. Denn die Konkurrenz schlief nicht und hatte bereits 1978 eine neuartige Videodisc auf den Markt gebracht:
Von Größe und Form sah sie aus wie eine herkömmliche Langspielplatte, nur dass sie silbern schimmerte. Hinter diesem geheimnisvollem Spiegel lag die Zukunft: Die Datenabtastung per Laser! Damit konnte viel mehr Information gespeichert werden und die Bildqualität dieser Platten war deutlich besser als bei VHS oder der Videoschallplatte. Und: Wer genug Kleingeld in der Tasche hatte, konnte sogar Filme selber aufnehmen. Allerdings: Der Preis für ein solches Aufnahmegerät war mit 18.000 Dollar doch deutlich höher als der für einen VHS-Rekorder, den es inzwischen bereits für gute 100 Dollar gab. Und auch die Filmlänge wurde wieder zum Problem: Maximal zwei Stunden passten auf die LaserDiscs. Also keine Chance für "Vom Winde verweht"!
Am 15.September 1995 dann fegte mehr als nur ein Wind durch die Videowelt. Der Orkan, der von Tokio ausging, hieß: DVD. Denn dort einigten sich führende Hersteller auf einen gemeinsamen Standard für das neuartige Speichermedium, das nun alle anderen Technologien verdrängte. Während die VHS in manchen Haushalten noch immer benutzt wird und sich die LaserDisc in Sammlerkreisen einer hohen Beliebtheit erfreut, ist die Videoschallplatte wohl für immer ins Buch der gescheiterten Ideen verbannt.