16. Oktober 1923 Walt Disney gründet ein kleines Zeichentrickfilmbüro
Aller Anfang ist schwer. Zweimal geht Walt Disney pleite, bis er mit einem winzigen Büro den Grundstein zu seinen Welterfolgen legt. Autor: Xaver Frühbeis
16. Oktober
Montag, 16. Oktober 2017
Autor(in): Xaver Frühbeis
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Der Kleine heißt Elias, nach seinem Vater, und Walter, nach des Vaters bestem Freund. Walter Elias Disney wächst heran auf einer Farm im amerikanischen Mittelwesten: ländlich, glücklich, durchschnittlich. Er zeichnet gern, und eines Tages schenkt ihm ein Landarzt fünf Cent für eine Zeichnung seines Pferds. Das ist Walter Elias Disneys "erster selbstverdienter Taler". Selbstverständlich darf er das Geld nicht behalten. Die Disneys sind arm, die Kinder müssen mithelfen, jeden Tag um halb vier Uhr morgens fängt der kleine Walter an, Zeitungen auszutragen, auch im Winter, wenn der Schnee dem Knaben fast bis zur Nase reicht. Das Geld, das er verdient, wandert in die Familienkasse. In dieser Zeit lernt Walter Elias Disney, was es heißt, hartnäckig zu sein und durchzuhalten.
Die ersten Pleiten
Nach dem Krieg kommt Disney zurück nach Kansas City. Jetzt will er Geld für sich verdienen. Der Film steckt in den Kinderschuhen, besonders aufregend sind Trickfilme, und Disney bekommt einen Job in einem kleinen Werbestudio. Aber Disney ist nicht zufrieden. Die Filmchen sind primitiv gemacht, man schneidet Papierfiguren aus und bewegt sie stückweise weiter. Und so macht sich Disney selbstständig, zusammen mit einem Burschen namens Ubbe Iwerks, der auch Filmzeichner werden will. Die neue Firma heißt "Iwerks-Disney Commercial Artists". Disneys Mutter leiht den beiden 250 Dollar, davon kaufen sie Farben und Zeichengeräte und mieten ein Büro. Doch bald schon geht es der Firma gar nicht mehr gut und Disney ist pleite. Sein erster Bankrott.
Jetzt besorgen sich die beiden Lehrbücher über Trickfilme und experimentieren in einer Garage. Es entstehen witzige kleine Kurzfilme, nur eine Minute lang, sie nennen sie "Laugh-o-Grams". Die Leute mögen die Filmchen, aber Disney schwebt etwas viel Aufsehenerregenderes vor. Eine echte Schauspielerin soll in einer gezeichneten Welt zusammen mit gezeichneten Figuren Abenteuer erleben. Schnell haben sie raus, wie das geht.
Alice muss vor einem weißen Hintergrund gefilmt und das Ergebnis hinterher mit dem gezeichneten Film zusammenkopiert werden. Monatelang experimentieren Disney und Iwerks. Knapp ein Jahr später sind sie pleite. Der zweite Bankrott.
The Disney Brothers
Aber Disney weiß ja, was es heißt, hartnäckig zu sein. Und so geht er mit seinem allerersten Alice-Film und nicht mehr als 40 Dollar in der Tasche nach Hollywood, um einen Verleih zu finden. Und: er hat Glück. Eine Dame namens Winkler ist interessiert. Am 16. Oktober 1923 unterzeichnet Walt Disney einen Vertrag zur Herstellung von zwölf Alice-Kurzfilmen. Dieses Datum gilt heute als der Beginn der Disney Studios.
Nun ist die Situation plötzlich umgekehrt: Disney hat einen Vertrag, aber kein Studio, keine Räume, nur er als Zeichner. Walt holt seinen Bruder Roy in die Firma. Für zehn Dollar monatlich mieten sie in Hollywood ein winziges Büro, im Fenster hängt stolz ein Schild: "Disney Brothers Studio". Walter zeichnet, Roy filmt. Ein Film kostet sie 750 Dollar, Margaret Winkler zahlt 1.500 Dollar. Den Gewinn stecken sie in ein größeres Studio, Grafiker und Zeichner werden eingestellt. Die Alicefilme sind ein Erfolg, Winkler bestellt achtzehn weitere. Noch mehr Geld kommt ins Haus. Bruder Roy wird Finanzchef, das Studio vergrößert sich und zieht abermals um, nun heißt es "The Walt Disney Studio". Und so ist Disney zum ersten Mal Chef einer eigenen blühenden Firma. 25 Jahre jung und endlich auf dem Weg zum Welterfolg.