Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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16. November 1802 Schiller erhält das Adelsdiplom

Ob Friedrich Schiller oder Friedrich von Schiller - ihm selbst wäre es ja egal gewesen. Aber seiner Frau, der Lolo, war es nicht egal, ohne "von" war sie gesellschaftlich abgemeldet. Vermutlich ließ es Goethe richten. Am 16. November 1802 wurde Schiller in den Adelsstand erhoben.

Stand: 16.11.2010 | Archiv

16. November 1802: Schiller erhält das Adelsdiplom

16 November

Dienstag, 16. November 2010

Autor(in): Gabriele Bondy

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Wer seinen Traummann kriegt, muss mitunter Opfer bringen. Charlotte von Lengefeld  kostete das den Adelstitel. Und das war weit mehr als der Verlust der unscheinbaren Silbe "von". Er verwehrte ihr als Ehefrau des bürgerlichen Schiller künftig das ungezwungene Erscheinen bei Hofe, und sie konnte nun nur hoffen, dann und wann eine offizielle Einladung zu bekommen. Die adelige Schwester sowie Freundinnen und Freunde sannen auf Abhilfe. Letztendlich wird es Goethe gewesen sein, der ein ernstes Wort mit seinem Herzog Carl August sprach. Galt es ja nicht nur, der kleinen Lolo eine Herzensfreude zu bereiten, sondern auch den Dichterkollegen gesellschaftlich aufzuwerten.

Der allerdings hatte ja nicht nur mit seinen Revoluzzerstücken den Adel vergrätzt, sondern auch vor Ort eindeutig zu erkennen geben, dass er auf gewisse Privilegien verzichten konnte. Zeit und Energie brauchte der gesundheitlich Angeschlagene schlichtweg für sein Werk: "Da ich nun zwei Jahre hier wohne, ohne nach Hofe eingeladen worden zu sein ... so wünsche ich fürs künftige wegen meiner Kränklichkeit davon ausgeschlossen zu bleiben." Daraus wurde nichts. Als er dann zunächst aus der Zeitung erfuhr, dass Ihre kaiserliche Majestät in Wien geruhten, um ihn zu adeln, hielt er das für ein Gerücht. "Indes mag an dem Gerücht etwas Wahres sein, denn ich habe Ursache zu vermuten, dass mein Herzog mir damit ein Geschenk machen wollte."

Es dauerte dann allerdings noch ein Weilchen, bis ein Bote den prächtigen Adelsbrief samt Wappen vorbeibrachte - nebst handschriftlichem Schreiben Carl Augusts, der "freudigsten Anteil nahm" und hoffte, dass dieses Ereignis "einen angenehmen Augenblick verschaffet." Mehr als ein paar Augenblicke verwandte Schiller nicht, um den Adelsbrief zu studieren, das überließ er Lo, die das Beweisstück der Beförderung in die besseren Kreise - und auch auf die Theaterplätze - voller Ergriffenheit den Kindern vorlas: "Wir Franz der Zweite von Gottes Gnaden ... haben ... in gnädigster Rücksicht auf die ehrerbietigsten Wünsche ... des Herzogs zu Sachsen-Weimar, wie auch auf oben angeführte ausgezeichnete Verdienste ... ihm, Johann Christoph Friedrich Schiller, die kaiserliche Gnade getan, und ihn samt seinen ehelichen Leibeserben ... in des heilig römischen Reichs Adelstand erhoben."

20 Minuten hat das Vorlesen des Adelsbriefes in Anspruch genommen, was die Kleinen mit Ehrfurcht und Stolz erfüllt haben soll. Letztlich interessierte es Schillers Ältesten, den neunjährigen Karl, aber doch, ob mit dieser Huld auch ein Geldgeschenk verbunden sei. Nein, entgegnete die Mutter, schließlich ginge es hierbei nicht um Geld sondern allein um die Ehre. Zur Feier des Tages tischte die nunmehrige Frau von Schiller einen Festbraten und den besten Wein des Hauses auf. Bevor sich Schiller  beschwingt wieder an seine "Braut von Messina" machte, vermerkte er im  Kalender unter dem Datum des 16. November 1802: "Der Adelsbrief aus Wien!"

Nun befand sich der Dichter der "Räuber" in der recht aparten Situation, gleichzeitig Ehrenbürger des revolutionären Frankreich und Angehöriger des deutschen  Reichsadels zu sein. Letzteres kostete übrigens  400 Gulden - was einem heutigen Wert von circa 4500 Euro entspricht. Eine Unsumme für den ständig unter Geldnot ächzenden Schiller. Sie wurde nicht etwa aus der Privatschatulle des Herzogs bezahlt, sondern aus der Weimarischen Staatskasse, den Steuergeldern der Untertanen also. Das zu wissen hätte Schiller wohl durchaus verdrossen. Froh hingegen bekannte er: "Lolo ist jetzt recht in ihrem Element, da sie mit ihrer Schleppe am Hofe herumschwänzelt." 


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