17. Februar 1821 Lola Montez wird geboren
Von der Tänzerin aus der Halbwelt zur Gräfin - Geliebte des Bayernkönigs Ludwig I., und bis heute der Inbegriff der Femme fatale. Eine "exzentrische Person". Autorin: Justina Schreiber
17. Februar
Mittwoch, 17. Februar 2016
Autor(in): Justina Schreiber
Sprecher(in): Krista Posch
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Diese Frau lehrte nicht nur die europäische Adelsgesellschaft das Fürchten. Auch Theaterintendanten und Zeitungsverleger bekamen - sogar im wahrsten Sinne des Wortes - ihre Peitsche zu spüren. Innerhalb von 15 Jahren zettelte sie auf drei Kontinenten eine Reihe von Skandalen an. Sie brach zahlreichen jungen Männern und einem alten Monarchen das Herz. Und sie zeigte allen Moralaposteln, was sie von den viktorianischen Sitten hielt, nämlich nichts. Vor allem aber sahnte sie gewaltig ab. Denn die abenteuerlustige und mutige Elizabeth Rosanna Gilbert wusste mit ihren Pfunden zu wuchern. Trotz der Steine, die ihr in den Weg gelegt oder besser gesagt: die nach ihr geworfen wurden. Alles schien an ihr abzuprallen: das Johlen des Publikums, wenn sie auf den Bühnen der Welt ihren gewagten Spinnentanz zeigte; das Tuscheln und Zischen in den Salons, wenn sie im Kreise der Männer ungeniert Zigaretten rauchte; die polizeilichen Verfolgungen wegen Bigamie, Unterschlagung, Urkundenfälschung und Betrug. Nichts konnte die dunkelhaarige Schönheit mit den leuchtend blauen Augen bremsen. Sie wurde berühmt als Lola Montez.
Ist der Ruf erst ruiniert…
Als sie am 17. Februar 1821 in Grange, einem kleinen irischen Dorf nördlich von Sligo, zur Welt kam, ahnte wohl niemand, dass hiermit der Startschuss für eine beispiellose weibliche Biographie fiel. Obwohl auch die Eltern, eine 15-jährige Putzmacher-Gehilfin und immerhin ein schottischer Leutnant nicht gerade langweilige Zeitgenossen waren. Kaum war Eliza zwei Jahre alt, schiffte sich die junge Familie nach Kalkutta ein. Aber der Vater starb auf dem langen Weg zu seiner Garnison, während die Mutter unter den Offizieren der Britischen Ostindienkompanie schnell einen neuen Ehemann fand, der dann dafür sorgte, dass das Mädchen in der Heimat eine solide Ausbildung erhielt. Allerdings scheiterte der Plan von einer standesgemäßen Verheiratung, weil der Wildfang kurz vorher mit einem älteren Herrn durchbrannte. Kaum 18 Jahre alt, war Elizas Ruf schon ruiniert. Umso ungenierter machte sie weiter. Und ihr gelang ein furioses gesellschaftliches Comeback.
Als sie mit ihrer Schimmel bespannten Kutsche durch Münchens Gassen jagte, sollen selbst die grantigen Einwohner für Momente so etwas wie Respekt empfunden haben - obwohl die junge Frau auf der örtlichen Abschussliste ganz oben stand. Hatte sie doch den Landesvater in eine peinliche amour fou verwickelt und unterm Strich um Zigtausende von Gulden erleichtert. Doch dazu gehören immer zwei.
Lola Magdalena
Gräfin Marie von Landsfeld, wie sie sich von Königs Gnaden nun nennen durfte, war keine infame Verbrecherin, sondern eher eine geschickte Selbstdarstellerin, die es mit der Wahrheit nicht so genau nahm. Ihr Treiben und Getriebensein lieferte den sensationshungrigen Massen immer neuen Stoff. Ob sie auf den Bühnen von Paris, London, New York, San Francisco oder Melbourne ihre Erfolge als bayerische Mätresse dramatisch nachinszenierte oder Vorträge über berühmte Frauen beziehungsweise sich selbst, "die exzentrische Person", hielt: die Aufmerksamkeit der Presse blieb ihr sicher. In einer letzten überraschenden Volte wandte sich die frühe Jetsetterin, die einigen als Freiheitskämpferin galt, Gottvater zu. Wie zuvor schon als Femme fatale, Schauspielerin, Rednerin oder Buchautorin, meinte sie es auch mit dem Büßertum hundertprozentig ernst. Bevor sie mit 39 Jahren in New York an einer Lungenentzündung starb, vermachte Lola Montez ihr gesamtes Vermögen wohltätigen christlichen Einrichtungen.