Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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18. Juni 1910 Thaddäus Robl stürzt ab

Thaddäus Robl strampelte sich vom Bub aus kleinen Verhältnissen zum Radrennfahrer und Großverdiener hoch. Dann entdeckte er die frühe Fliegerei für sich. Am 18. Juni 1910 stürzte er mit seinem Flugzeug tödlich ab.

Stand: 18.06.2013 | Archiv

18.06.1910: Thaddäus Robl stürzt ab (18. Juni 1910)

18 Juni

Dienstag, 18. Juni 2013

Autor(in): Ernst Weber

Sprecher(in): Luise Kinseher

Grafik: Angela Smets

Redaktion: Thomas Morawetz

Wer Thaddäus Robl als Kind erlebte, hätte sich wohl nie träumen lassen, dass der schmächtige Bub einmal einer der größten Sportstars seiner Zeit werden würde. In seinen ersten Lebensjahren hatte er eine Nervenkrankheit erlitten. Thaddäus war zeitweise gelähmt und konnte nicht richtig laufen. Die Mutter musste ihren bedauernswerten Sohn mit einem Leiterwagen in die Schule bringen. Doch Thaddäus wollte sich nicht bedauern lassen. Thaddäus wollte Radsportler werden.

Das Veloziped - billiger als ein Pferd

Radfahren ist damals Ende des 19. Jahrhunderts unheimlich populär. Solch ein Veloziped, wie man damals noch häufig sagte, ist deutlich pflegeleichter und billiger als ein Pferd und erlaubt auch dem einfachen Fabrikarbeiter schnell von A nach B zu kommen. Schnell gründen die Veloziped-Enthusiasten die ersten Fahrradclubs. In ganz Deutschland entstehen jetzt Velodrome, in denen Rennen ausgetragen werden. Ab 1883 gibt es auch auf dem Münchner Oktoberfest Radl-Rennen - Tausende Besucher wollen die Wettkämpfe sehen. Die Zeiten, in denen Radsportler gerne als "rollende Apotheken" bezeichnet werden, sind noch fern. Damals verehrt die Presse die Sieger als "Helden auf zwei Rädern".

So ein Held will der Teenager Thaddäus Robl auch werden. Gesundheitlich geht es dem Buben inzwischen etwas besser. Er fängt an zu trainieren. Zunächst heimlich auf dem Veloziped des Vaters. Der sieht die Sportbegeisterung seines Buben skeptisch. Doch die Mutter fördert die Leidenschaft ihres Sprösslings, denn sie sieht wie der ehemals kränkliche Bub von Tag zu Tag fitter wird. Die ersten Rennen im Münchner Umland bestreitet Robl noch auf einem geliehenen Rad. Doch schon bald werden Sponsoren auf den ehrgeizigen Burschen aufmerksam. 1896 macht Thaddäus Robl seine Leidenschaft zum Beruf. Am erfolgreichsten ist er bei Steherrennen. Hier rasen die Radler mit hohen Geschwindigkeiten hinter Motorrädern her. Robl wird in dieser Disziplin zweimal Weltmeister und damit zum Großverdiener der Branche. Fortan lässt er seine Anzüge bei einem Londoner Herrenausstatter schneidern, geht regelmäßig ins Kasino und schart schöne Frauen um sich. Mindestens ein uneheliches Kind wird ihm nachgesagt. Der Bub aus kleinen Verhältnissen wird zum Dandy.

Regelmäßige Bruchlandungen

Aufs Rad steigt Robl jetzt nicht mehr aus Leidenschaft, sondern um seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Doch jenseits der 30 wird das Siegen auch für Thaddäus Robl schwerer. Er sieht sich nach etwas Neuem um und entdeckt die gerade aufkommende Fliegerei für sich, Anfang des 20. Jahrhunderts eine Riesenattraktion. Sich in die Lüfte zu erheben, wird Robls neue Leidenschaft. wenn auch eine höchst gefährliche. Denn ein Flugzeug ist damals nicht viel mehr als eine fragile Holzkiste mit Flügeln und Motor, und regelmäßige Bruchlandungen gehören zum Alltag.

Am 18. Juni 1910 nimmt er an einer Flugschau in Stettin teil. Es bläst ein kräftiger Wind. Einige Leute raten ihm aufgrund der widrigen Witterung am Boden zu bleiben. Doch Thaddäus Robl will das Publikum nicht enttäuschen, steigt in sein Flugzeug und hebt ab. Weit kommt er allerdings nicht. Kurz nach dem Start erfasst eine Böe seine Maschine. Thaddäus Robl stürzt ab und kommt ums Leben. Er geht als erstes deutsches Todesopfer in die Geschichte der zivilen Luftfahrt ein.


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