Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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26. Februar 1829 Levi Strauss geboren

Goldrausch in Kalifornien: Er findet sein Vermögen in den Taschen der Goldgräber: Levi Strauss, geboren am 26. Februar 1829 im oberfränkischen Buttenheim, verpasst den Schwerarbeitern die Hosen, die zu ihrer Jagd nach Glück und Freiheit passen: die Jeans.

Stand: 26.02.2010 | Archiv

26. Februar 1829: Levi Strauss geboren

26 Februar

Freitag, 26. Februar 2010

Autor(in): Isabella Arcucci

Redaktion: Thomas Morawetz

2004 gingen Studentinnen im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh für ihre Freiheit auf die Straße. Sie demonstrierten gegen die Einführung eines Gesetzes, das ihnen verbieten wollte, ein angeblich „unsittliches“ Kleidungsstück an der Universität zu tragen. Ein Kleidungsstück, das im Westen längst Alltag war – und sogar noch viel mehr: geradezu eine Ikone der Freiheit.

Wo nahm die Geschichte dieses Kleidungsstücks ihren Anfang? Natürlich in dem Land, das wie eine Festung der Freiheit auf der Landkarte thront: … dem Freistaat Bayern!

Genauer gesagt beginnt die Geschichte in dem oberfränkischen Städtchen Buttenheim, zu einer Zeit, da Bayern noch Königreich und Freiheit Mangelware ist. Vor allem für Juden, die weder Wohnort noch Beruf frei wählen dürfen. Im jüdischen Viertel Buttenheims also kommt am 26. Februar 1829 der kleine Löb zur Welt, als siebtes Kind des Ehepaars Rebecca und Hirsch Strauss. Der Vater zieht von Tür zu Tür und verkauft Kurzwaren, womit er die Familie kaum ernähren kann. Die Kinder wollen mehr vom Leben. Die zwei Ältesten wagen als erste den Sprung über den großen Teich. Als der Vater stirbt, beschließt auch Löb mit seiner Mutter und zwei Schwestern auszuwandern. In New York betritt der 18 Jährige das erste Mal amerikanischen Boden und lässt damit nicht nur seine Heimat hinter sich, sondern auch seinen Namen. Er nennt sich nun Levi und arbeitet in dem Textilgroßhandel, den seine Brüder aufgebaut haben. Lange hält es ihn dort nicht. Etwas liegt in der Luft. Eine heiße Brise weht von der Westküste her. Wer von ihr gestreift wird, den packt es wie ein Fieber: der Goldrausch greift um sich.

Auch Levi zieht es mit den Schatzsuchern nach San Francisco. Er findet sein Gold in den Taschen derer, die so eifrig danach schürfen. Denn es sind weniger die Goldsucher, die von dem Hype profitieren, sondern kluge Geschäftsmänner wie Levi Strauss. Er erkennt, dass für die harte Goldgräberarbeit reißfeste Beinkleider nötig sind und macht sich ans Werk. Zunächst benutzt er Zeltplanen, dann Segeltuch und schließlich den französischen Baumwollstoff Serge de Nîmes, von den Amerikanern kurz Denim genannt. Zugegeben: Es gibt bereits ähnliche Hosen. Seefahrer aus Genua haben sie in die USA gebracht, weshalb man sie auf Englisch „genoese“ nennt. Aus dieser Bezeichnung entwickelt sich der heutige Name „Jeans“.

Doch die Hosen aus Genua sind lange nicht so robust, wie die von Levi fabrizierten. Den Clou landet er 1873 zusammen mit Jacob Davis, der den Einfall hat, die Hosen mit Nieten von Pferdegeschirren zu verstärken, um sie noch strapazierfähiger zu machen. Der Siegeszug der Levisjeans hat begonnen.

Im 20. Jahrhundert gelangt Levis Produkt nach Europa. Auch in Deutschland wird die Erfindung des Oberfranken zum Inbegriff des American Way of Life. Teenie-Idole wie James Dean stehen in ihrem Jeanslook für ein bügelfaltenloses Leben in rebellischer Freiheit. Eine Freiheit, für die viele heute noch kämpfen müssen. – Die indischen Studentinnen übrigens haben gesiegt. Sie dürfen weiterhin, wie ihre männlichen Kommilitonen, in Jeans zur Uni gehen.

Der Hausierersohn Löb Strauss wurde in den USA ein reicher und freier Mann. Geheiratet hat er nie. Sichere Belege gibt es nicht, doch einige Quellen behaupten, er habe seine große Liebe in der Heimat zurückgelassen und ihr versprochen, sie zu holen, sobald er zu Geld gekommen sei. Sie hat nicht auf ihn gewartet…  Auch die Freiheit hat ihren Preis.


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