27. Juli 1964 Die Bundesbank gibt den ersten Tausend-Mark-Schein heraus
Als die kleinen Münzen noch Pfennige und nicht Cent hießen, und Charakterköpfe die Banknoten zierten, war ein Schein der König der D-Mark. Der braune, mit dem bärtigen, hoheitsvoll blickenden Mann… Autor: Herbert Becker
27. Juli
Montag, 27. Juli 2015
Autor(in): Herbert Becker
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Der Limburger ist ein so geruchsintensiver Rohmilchkäse, dass man ihn in Bayern als "gstinkerten Kaas" bezeichnet. Er kommt - der Vollständigkeit halber sei das erwähnt -nicht aus der Stadt Limburg an der Lahn, sondern ist nach dem vormaligen Herzogtum Limburg benannt, das zum größten Teil im heutigen Belgien lag.
Von Knödeln und Bischöfen
Wenig bekannt ist, dass auch das deutsche Limburg eine kulinarische Spezialität vorzuweisen hat, nämlich den Bischofsknödel. Das ist ein mit Blut- und Leberwurst gefüllter Kloß, der mit Sauerkraut und Specksoße serviert wird. Angeboten wird das Gericht unter anderem beim Batzewert, einer Gaststätte in der Altstadt von Limburg, nur ein paar Gehminuten vom Limburger Dom entfernt. Dieser Dom, ein spätromanisches Juwel, wurde bereits um das Jahr 1600 von einem Chronisten mit den Worten gepriesen: "Limpurg eine edle stad - im land die schonste kirche had". Abertausende von Besuchern hat der Dom schon nach Limburg gebracht.
Im Jahr 2013 jedoch rutschte er auf Platz zwei der bekanntesten Limburger Sehenswürdigkeiten ab. Auf Platz eins rückte jene etwas zu teuer geratene Residenz des ehemaligen Bischofs Tebartz van Elst vor, die Wochen lang die Gemüter erhitzte. Die Leute kamen in hellen Scharen, um sie sich anzuschauen. Leider war ihnen die Sicht auf den millionenteuren Bau durch eine Mauer weitgehend versperrt, und so knipsten sie - Platz eins hin, Platz zwei her -
doch den Dom. Er steht ja in unmittelbarer Nachbarschaft der Residenz.
Zum Schluss ihrer Visite kehrten viele der Touristen beim Batzewert ein und aßen - um wenigstens eine Limburgische Erfahrung zu machen, von der sich daheim erzählen ließ - die Bischofsknödel.
Der Dom und der Schein
Wenn sie sich später ihre Fotos anschauten, konnte es sein, dass ihnen dieses mächtige Bauwerk, der Limburger Dom, irgend wie bekannt vorkam.
Nein, nicht, weil sie es erst vor kurzem in echt gesehen hatten, sondern deshalb, weil ihnen schon einmal eine Abbildung davon untergekommen war. Wo, das werden die wenigsten - und die Jüngeren schon gleich gar nicht - erraten haben. Es war nämlich auf der Rückseite des Tausend-D-Mark-Scheins, den die Bundesbank am 27. Juli 1964 ausgegeben hatte und der bis in die 90er Jahre hinein im Umlauf war. Eine braune Farbe hatte er, und auf der Vorderseite war ein Männerporträt nach Lucas Cranach zu sehen. Den Normalbürger durchfloss ein Glücksgefühl, wenn er so einen Schein in der Hand hielt.
Noch heute bekommt mancher bei dem Gedanken an ihn jäh einen Kloß im Hals - wenn auch nicht direkt einen Bischofsknödel. Um eine Rechnung beim Batzewert damit zu begleichen, hätte den Schein nämlich nicht einmal der größte Angeber benutzt. Und ein Kaufmann, dessen Kunde ihn beim Kauf eines Limburger Käses gezückt hätte, wäre versucht gewesen, die Polizei anzurufen. Nein, mit so einem Tausender hätte man vielleicht die erste Rate für die Luxusmöblierung einer Residenz bezahlt, aber nicht irgendwelchen Pipifax!
Na ja, vorbei. Einen Tausend-Euro-Schein gibt es nicht. Der Fünfhunderter ist der größte. Er ist in kühlem Lila gehalten und zeigt Elemente moderner Architektur. Ohne jeden Wiedererkennungswert. Manche bestätigt er vielleicht sogar in ihrer Ansicht, dass die Abschaffung der D-Mark vor allem eins war:
Ein richtiger Kaas.