30. August 1965 Bob Dylan bringt "Highway 61 Revisited" heraus
Dylans sechstes Studioalbum. Eines der zehn wichtigsten der Rockalben, meinen die Kritiker, und für Dylan das Ende seiner Metamorphose vom Folk-Sänger zum Rock-Star. Autor: Markus Mähner
30. August
Mittwoch, 30. August 2017
Autor(in): Markus Mähner
Sprecher(in): Caoline Ebner
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Sag mir: Wie fühlt sich eigentlich an Bob Dylan zu sein?
Es gab mal eine Zeit, da hast Du Dir ja gar keine Gedanken darüber gemacht, was die Leute über Dich dachten. Das Sprachrohr einer ganzen Generation warst Du; der Held der Folk-Bewegung und dann kommst Du mit elektrischer Gitarre und solch wüsten Jungs auf die Bühne. Ein reiner Krach! Und das beim berühmten Newport Folk-Festival. Ja, sowas macht man doch nicht!
Wer macht denn sowas?
Ok, sie hätten wissen können, was sie erwartet. Hattest Du nicht einige Tage vorher in diesem Juni 1965 eine Single mit einem neuen Lied aufgenommen? – Und das eben auch schon mit Rockmusikern! Und dann wurde der Song auch noch so lang, dass er nicht auf eine Single-Seite passte. Da waren deine Produzenten ja gar nicht begeistert; besonders als Du ihnen sagtest: Na dann trennen wir das Lied einfach in der Mitte! Wie? Mitten im Song die Platte umdrehen? Ja, wer macht denn sowas? Sag mir: Wie fühlt es sich an Bob Dylan zu sein?
Es dauerte dann noch bis zum 30.August 1965 als es endlich möglich war, das Lied komplett ohne Unterbrechung zu hören. Denn da kam dann deine neue Langspielplatte auf den Markt. Und das erste Lied war gleich jenes, welches bereits vorher für so viel Furore sorgte: "Like a rolling stone". Und irgendwie hat Dir die Geschichte doch wieder recht gegeben: Das Lied wurde mehrfach zum besten Popsong aller Zeiten gewählt – natürlich auch vom Musikmagazin "Rolling Stone". Die konnten ja fast gar nicht anders. Ja, und viele meinten, mit der elektrischen Gitarre hättest Du einen ganz neuen Musikstil erfunden: Folk Rock! Wie hast Du das nur wieder gemacht? Wie fühlt es sich nur an Bob Dylan zu sein?
Dylans guitar’s coming home
Irgendwie war das dann wohl auch der Grund, warum Deine E-Gitarre von damals im Dezember 2013 für fast eine Millionen Dollar versteigert wurde. Im Juni darauf gingen dann Deine erste Handnotizen des Songs für sage und schreibe über 2 Millionen Dollar bei Sothebys in New York über den Tisch! Schon wieder ein Rekord! Als dann die Gitarre im Juli 2015 – also 50 Jahre nach ihrem verstörenden Auftritt – zum Newport Folk-Festival zurückkehrte, jubilierten alle: Dylans Gitarre ist endlich heimgekehrt! Ja, die Zeiten ändern sich!
Na, und dann auch noch der Nobelpreis für Literatur! Du warst der erste Popmusiker, der ihn verliehen bekommen hat. Und hätten ihn nicht andere auch gerne gehabt? Leonard Cohen zum Beispiel. Aber nein, Du bekamst ihn und Cohen fand es sogar noch gut. Allerdings: Zur Verleihung hättest Du ja schon kommen können und ihn nicht dann erst ein paar Monate später abholen – und das auch nur, weil´s grad in den Tourplan passte. Und das Preisgeld von umgerechnet 840.000 Euro hättest Du ja beinahe auch wieder zurückgeben müssen, da Du den obligatorischen Nobelpreisvortrag bis auf die letzte Minute rausgeschoben hast. Und der war wohl zum großen Teil auch noch abgeschrieben: Aus einer Literatur-Interpretationshilfe für Schüler. Was soll‘s? Viele Kritiker fanden gerade das großartig: Fraglos ein Geniestreich! Echt Bob Dylan eben! Sowas kann auch wirklich nur EINER machen!
Sag mir: Wie fühlt sich das eigentlich an – soviel Erfolg? Findest Du das nicht gemein? Was fällt Dir denn ein – einfach Bob Dylan zu sein?!