30. Oktober 1893 Ende der 30. Weltausstellung in Chicago
Am 30. Oktober 1893 ging die Weltausstellung in Chicago zu Ende, und die Welt staunte über ein neues geniales Gerät - die Spülmaschine! Eine Erfindung der Selfmade-Frau Josephine Garis-Cochrane.
30. Oktober
Mittwoch, 30. Oktober 2013
Autor(in): Yvonne Maier
Sprecher(in): Krista Posch
Illustration: Angela Smets
Redaktion: Thomas Morawetz
Fünf Jahre hatte Josephine Garis Cochrane auf ihren Mann William gewartet.
Er suchte sein Glück in Kalifornien - Goldrausch im Westen! 1857 kam er endlich wieder zurück nach Shelbyville in Illinois, leider ohne Nuggets, ohne Reichtümer. Er eröffnete einen Laden, und immerhin - der lief gut. Einige Jahre später kaufte sich das Paar ein größeres Haus und Josephine Garis Cochrane konnte endlich die Gesellschaften halten, die ihr Geschirr ruinieren sollten. Denn all die Teller, Gläser und Tassen, die ihre Gäste auf den häufigen Partys und Kaffeekränzchen beschmutzten, mussten von Hand abgespült werden. Feinstes Porzellan, im Familienbesitz seit dem 17. Jahrhundert!
Schuppen hinter dem Haus
Doch zu Josephine Garis Cochranes Ärger beeindruckte das ihre Küchenhilfen und Dienstmädchen kein bisschen. Je mehr Feiern, desto mehr angeschlagene Gläser und Tassen hatte die Gesellschaftsdame in ihrem Schrank stehen. Es gab nur eine Lösung: Kein Angestellter durfte das Geschirr mehr in die Hand nehmen, Frau Cochrane spülte ab jetzt selbst. Und zwar nur kurz. Denn ganz schnell war klar - auch das war keine angenehme Lösung.
Josephine Garis Cochrane wäre aber nicht die Urenkelin eines Dampfschiff-Erfinders, wenn sie da nicht auf die Idee mit der Spülmaschine gekommen wäre. Eine Maschine, in der das Geschirr in einem festen Metallträger aufgestellt, mit Seifenwasser bespritzt und mit warmem, sauberem Wasser abgespült wird. Eine geniale Erfindung. Eine geniale Erfindung einer Frau. - Die, bevor sie überhaupt den ersten Bausatz entworfen hatte, Witwe wurde. Ihr Mann William starb 1883, hinterließ ihr gerade mal 1.500 Dollar in bar und eine Menge Schulden. Das Ende des Projekts? Weit gefehlt! Josephine Garis Cochrane wagte den Sprung nach vorn.
Was blieb ihr auch anderes übrig? Sie eröffnete ihre Firma in einem Schuppen hinter dem Haus und designte die erste funktionstüchtige Spülmaschine. Gemeinsam mit einem Mechaniker, George Butters, baute sie den ersten Prototypen, den sie im Jahr 1886 patentieren ließ.
Absoluter Hit
Die ersten Maschinen verkaufte die ehemalige Gesellschaftsdame übrigens an ihre Freunde, die offensichtlich ähnlich wenig Lust verspürten, von Hand zu spülen. Knapp zehn Jahre später lief das Geschäft mit den Spülmaschinen so gut, dass der Schuppen zu klein geworden war - und die Firma "Garis-Cochrane Spülmaschinen" zog um in ein leerstehendes Schulgebäude. Die Chefin selbst klapperte Hotels ab, um ihre Erfindung loszuwerden, was für einigen Wirbel sorgte, Ende des 19. Jahrhunderts ging eigentlich keine feine Dame unbegleitet in ein Hotel hinein.
Und Josephine Garis-Cochrane tat noch mehr: Sie präsentierte ihre Spülmaschine auf der 30. Weltausstellung in Chicago, die am 30. Oktober 1893 zu Ende ging. Zu diesem Zeitpunkt war ihre Spülmaschine der absolute Hit der Weltausstellung und hatte alle Auszeichnungen gewonnen, die dort zu vergeben waren. Neun ihrer Maschinen verkaufte sie sogar direkt vor Ort an Caterer, die auf der Weltausstellung ihre Küchen betrieben. Zwar war ihr Modell für den Privatgebrauch zu groß und zu teuer, aber Hotels rissen sich jetzt um die neue Maschine. Josephine Garis-Cochrane leitete ihre Firma bis 1913, als sie an einem Herzinfarkt in Chicago verstarb.