Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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7. Februar 1497 Botticelli verbrennt eigene Bilder

1495 prangerte der Bußprediger mal wieder die Missstände in der Kirche an. Seine jugendlichen Anhänger beschlagnahmten in Florenz alle "Symbole der menschlichen Verkommenheit" und verbrannten sie. Der Maler Sandro Botticelli warf seine sündigen Bilder sogar eigenhändig in die Flammen - heißt es. Autor: Thomas Grasberger

Stand: 07.02.2023 | Archiv

07.02.1497: Botticelli verbrennt eigene Bilder

07 Februar

Dienstag, 07. Februar 2023

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Künstler, die ihre Werke zerstören, sind heutzutage nicht selten. Manche stecken ihre Holzskulpturen in Brand, andere zersetzen Plastiken mit Säure. Wieder andere lassen Maden auf ihre Arbeiten los, bis diese vergammeln. Und unlängst hat ein Aktionskünstler in einem Londoner Auktionshaus sein Bild sogar live schreddern lassen, bis zur Hälfte. Dem Verkaufspreis hat es nicht geschadet. All das ist mehr oder minder normal, heutzutage.

Fegefeuer der Eitelkeiten

Vor 500 Jahren war das anders. Obwohl es auch damals schon Formen des Eigen-Bildersturms gegeben haben soll. Am 7. Februar 1497 zum Beispiel, da habe der Florentiner Maler Sandro Botticelli, einer der großen Meister der frühen Renaissance, einige seiner Werke eigenhändig den Flammen eines Scheiterhaufens übergeben. Botticelli sei nämlich ein Anhänger des fanatischen Dominikanermönchs Savonarola gewesen. Dieser christliche Fundamentalist und militante Bußprediger hatte 1494 das reiche und kunstsinnige Florenz der Medici für vier Jahre in einen Gottesstaat verwandelt. Als geistlicher Führer wetterte Savonarola in fanatischen Reden gegen die Macht der Oligarchie und forderte einen großen Bildersturm. Alles, was mit Luxus, Schönheit und anderer Verderbtheit zu tun haben könnte, sollte im Fegefeuer der Eitelkeiten landen. "Piagnoni" wurden Savonarolas Anhänger etwas spöttisch genannt: Jammerer, Nörgler, Klagebrüder. Sie waren recht zahlreich in jenen Tagen der Fundi-Herrschaft. Auch Botticellis Bruder war einer von ihnen. Vor allem aber waren es Jugendliche - fast noch Kinder - die sich leicht aufhetzen ließen, um als religiöser Mob Florenz zu tyrannisieren.

Warum aber sollte sich der damals 52-jährige Sandro Botticelli der Sekte angeschlossen haben? Jener Botticelli, der nicht nur fromme Altarbilder, sondern auch so sinnliche Werke wie "Die Geburt der Venus" geschaffen hatte? Nackte antike Göttinnen mit unverhohlen erotischem Appeal! Dazu Porträts bildschöner junger Frauen und Männer. Oder Allegorien auf den Frühling, inspiriert vom römischen Naturdichter Lukrez, der in der Nachfolge des griechischen Atomisten Epikur 1000 Jahre lang verpönt und geächtet war.

Dichtung und Wahrheit

Ausgerechnet dieser weltzugewandte Botticelli soll einer der besonders verbohrten Klagebrüder Savonarolas geworden sein? Er habe das Malen schließlich ganz aufgegeben, um als Almosenempfänger in großer Armut seinem bitteren Ende entgegenzutreiben. Heißt es. In die Welt gesetzt hat diese Geschichte Giorgio Vasari. Vasari beschrieb zwischen 1550 und 1568 in mehreren Bänden das Leben berühmter Künstler, von Giotto bis Tizian. Ein "Who is who" der frühen Kunstgeschichte also, und somit durchaus verdienstvoll! Allerdings nahm es Vasari, dieser "erste Kunsthistoriker" überhaupt, mit den Fakten nicht immer so genau, wie man heute weiß. Vieles ist falsch und manches schlicht erfunden. Wie im Fall Botticelli, sagen Kunsthistoriker in jüngerer Zeit. Da grenzte Vasaris Erfindungsreichtum schon an Verleumdung, ja an Rufmord. Wehren konnte sich der Maler nicht mehr dagegen. Denn als Vasari dichtete, da lag Botticelli schon ein halbes Jahrhundert unter der Erde. Die Geschichte von der angeblichen Verbrennung seiner eigenen Bilder aber wurde Jahrhunderte lang immer wieder erzählt. Bis in unsere Tage hinein.


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