Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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10. Februar 1971 Carole Kings „Tapestry“

Mit mehr als 25 Millionen verkauften Exemplaren eines der meistverkauften Musikalben der Welt: „Tapestry“ von Carole King, die mit der Platte das Singer-Songwriter-Genre etablierte. Mit einem auf Jazz, Blues und Soul basierenden sanften Rock schuf Carole King einen eigenen Musikstil. Autorin: Brigitte Kohn

Stand: 10.02.2025

10.02.1971: Carole Kings „Tapestry“

10 Februar

Montag, 10. Februar 2025

Autor(in): Brigitte Kohn

Sprecher(in): Edith Saldanha

Redaktion: Frank Halbach

„Tapestry“ ist das zweite Album der US-amerikanischen Singer-Songwriterin Carole King. Erschienen am 10. Februar 1971, von ihr selbst komponiert und produziert, zählt es zu den erfolgreichsten Alben der Popgeschichte und gilt als Meilenstein in der Entwicklung der Singer-Songwriter-Musikrichtung. Die Plattenhülle zeigt eine blondgelockte junge Frau, die lächelnd, barfuß und in Jeans auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers sitzt. Im Vordergrund präsentiert sich ihr Kater mit mürrischem Blick, als wolle er sagen: Habt euch doch nicht so, ihr Leute. Ich chille hier mit meinem Frauchen, hier passiert ganz gewiss nichts Besonderes!

Eine Naturgewalt!

Nichts Besonderes? Schon die ersten Klänge des Albums füllen den Raum mit reißenden Rhythmen: I feel the earth move under my feet! Die Sängerin schmilzt, o darling, unter den Blicken des Geliebten dahin, sie verliert die Kontrolle, die Erde bebt, der Himmel stürzt und stürzt … I just got to have you, baby! Ich muss dich einfach haben, Liebster! Wie eine Naturgewalt erobert sich die Komponistin Carole King mit 29 Jahren die ganz große Bühne und erlebt ihren Durchbruch auch als Sängerin. Tapestry heißt übersetzt Wandteppich, und die 12 Songs des Albums bilden den Teppich des Lebens nach. Es geht um Liebesfreuden und ums Scheitern einer Liebe, es geht um bedingungslose Freundschaft, und, im Titelsong Tapestry, um die vielfach verschlungenen Lebensfäden, jene wundersame Magie aus Gold und Blau, deren geheime Kraft die Sterblichkeit ist, der Tod als Quelle der schöpferischen Kraft im Menschen. Jede Note, jede Zeile sitzt, alles ist durchdacht, dabei zugewandt, zugänglich und zuversichtlich. Auch die jungen Leute von heute kennen den einen oder anderen Titel, und sei es nur, weil Amy Winehouse oder Taylor Swift ihn gecovert haben.
Einige dieser Songs sind aber schon lange vor Tapestry große Erfolge gewesen. You make me feel like a natural woman – das hat Aretha Franklin zuerst interpretiert, aber Carole King und ihr damaliger Ehemann Gerry Goffin haben den Welthit komponiert und getextet. „Will you still love me tomorrow“ – das hat den Shirelles zum Durchbruch verholfen, einer Mädchenband aus den frühen 60ern.

Earth Mama

Carole King, als Komponistin ein Jahrhunderttalent der Popmusik, musste mühsam dazu überredet werden, ihre Titel selbst zu singen. Ihre Stimme, das wusste sie, konnte mit der von Aretha Franklin nicht mithalten, aber sie entwickelte eigene Qualitäten, die ihr Publikum genauso von den Stühlen rissen: Temperament, Gefühlsreichtum und unverkünstelte Unmittelbarkeit. Carole King verzichtete auf zur Schau gestellte Sexiness oder aufwändige Bühneneffekte. Sie war die natural woman in Person, die Earth Mama, die Erdmutter, wie ihre Fans sie nannten, die leibhaftige Verkörperung der vitalen Liebeskraft in ihren Liedern: obwohl ihr eigenes Leben mit vier gescheiterten Ehen bisweilen ein rechter Flickenteppich war. Aber ihre Musik und ihre ganz uneitle Freude an ihrer großen Begabung haben sie fröhlich altern lassen und ebneten vielen Künstlerinnen nach ihr den Weg.


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