24. September 1789 Chemiker Klaproth gibt Entdeckung von Uran bekannt
Der Planet Uranus war noch nicht lange entdeckt, da bekam schon ein Element seinen Namen verpasst. Ungewöhnlich schwer und schwarz sei es, was er da entdeckt habe, schrieb der Apotheker Heinrich Klaproth und stellte sein "Uran" direkt bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften vor. Autor Hellmuth Nordwig
24. September
Dienstag, 24. September 2024
Autor(in): Hellmuth Nordwig
Sprecher(in): Caroline Ebner
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Eine robuste Gesundheit muss er gehabt haben. Anders wäre Martin Heinrich Klaproth kaum 73 Jahre alt geworden. Pflegte er doch enge Tuchfühlung mit unzähligen Mineralien, die er in seinem eigenen Labor untersucht hat. Zum Beispiel die Pechblende, so schwarz wie ihr Name, aus einem Bergwerk im böhmischen Joachimsthal. Der rückte er mit Kali zu Leibe, kochte das Ganze eine Weile und erhielt eine Flüssigkeit, die "blos alkalisch" schmeckte, abgesehen von einer schwachen Note von Schwefel im Abgang. Chemische Analysen waren damals, im späten 18. Jahrhundert, nicht zuletzt Geschmackssache.
Aufgemischt
Dabei war Klaproth kein Chemiker, sondern Apotheker. Seine Begeisterung galt aber nicht Pillen, Tinkturen und Salben, sondern der Scheidekunst, wie es damals hieß. Nämlich den zahllosen Kunstgriffen, mit denen sich feststellen lässt, woraus Mineralien bestehen: Meist aus Metallen, die mit Sauerstoff und anderen chemischen Elementen eine Verbindung eingegangen sind und von ihnen "geschieden" werden müssen, um sie in reiner Form zu erhalten. Rauchende Salpetersäure und Goldscheidewasser, Blutlaugensalz und Galläpfeltinktur - mit solchen Zutaten hat Klaproth sich Dutzenden von Gesteinen aus der ganzen Welt gewidmet. Und mit Nase und Zunge natürlich. Nachzulesen in den sechs dicken Bänden "zur Chemischen Kenntniss der Mineralkörper", die er geschrieben hat. Lange Zeit ein Meisterwerk dessen, was wir heute Analytische Chemie nennen.
Was könnte man noch kennen?
Sieben Metalle hatten die Wissenschaftler in der Antike gekannt - und damit war für sie klar: Jedes von ihnen gehört zu einem der damals bekannten Planeten, ist sozusagen eine Art Ausdünstung davon. Eisen entspringt zum Beispiel dem Mars, Blei dem Saturn, und auch Sonne und Mond waren mit Gold und Silber noch gut unterzubringen. Doch dieses System ging schon bald nicht mehr auf: Zu Klaproths Zeit waren bereits siebzehn Metalle bekannt. Als er nun in der tiefschwarzen Pechblende ein weiteres fand, nahm er sich trotzdem die Freiheit, es "Uran" zu nennen – zu Ehren des wenige Jahre zuvor entdeckten Planeten Uranus. Am 24. September 1789 trug er in der Preußischen Akademie der Wissenschaften vor, was er darüber herausgefunden hatte: Ungewöhnlich schwer und schwarz sei dieses Uran, und wenn man es auflöse, erhalte man je nachdem gelbe, orange oder grüne Farbstoffe. Die wurden noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts zum Färben von Gläsern und Keramik verwendet.
Der Entdecker ahnte nicht, dass er in Wahrheit Uranoxid gefunden hatte. Reines Uran hat erst mehr als 50 Jahre später Eugène Péligot in Frankreich hergestellt. Trotzdem gilt Heinrich Klaproth als dessen Entdecker. Was er auch nicht wissen konnte: Die Atomkerne von Uran zerfallen, das Element ist radioaktiv. Das hat erst Henri Becquerel bemerkt - und da war der Apotheker mit der robusten Gesundheit schon fast 80 Jahre tot.