Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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7. März 1988 Depeche Mode geben ihr einziges Konzert in der DDR

Nicht nur auf Umwegen heimlich an Musikkassetten aus dem Westen kommen, sondern die Idole aus Rock und Pop leibhaftig auf der Bühne zu sehen - für Jugendliche in der DDR ein seltenes Erlebnis. Und so ist die Begeisterung immens, als Depeche Mode sich ankündigen für jenseits der Mauer. Autor: Markus Mähner

Stand: 07.03.2023 | Archiv

07.03.1988: Depeche Mode geben ihr einziges Konzert in der DDR

07 März

Dienstag, 07. März 2023

Autor(in): Markus Mähner

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Für 90 Minuten war dann die Mauer weg!
So beschrieben einige Ostberliner Jugendliche später das, was sie am Abend des 7.März 1988 erlebt hatten. Für sie war ein Traum in Erfüllung gegangen: Ihre großen Idole, Depeche Mode, spielten für sie in der völlig ausverkauften Werner-Seelenbinder-Halle im Stadtteil Prenzlauer Berg. Viele konnten es bis zum ersten Ton des Konzertes immer noch nicht glauben, dass dies wahrhaftig geschah. Denn auf den Karten stand nichts von der englischen Synthie-Pop-Band. Da wurde einzig und allein zum "Geburtstagskonzert der FDJ", der Freien Deutschen Jugend, geladen. Und das aus gutem Grund: Denn die Band war so beliebt unter den Ostdeutschen Jugendlichen, dass wahrscheinlich die ganze DDR im Ausnahmezustand gewesen wäre. Also besser nicht an die große Glocke hängen. Dennoch: Man musste der Jugend, die sich immer weniger mit der FDJ identifizieren konnte, etwas bieten.

Eher still und leise angekündigt

Dass sie nun wirklich kamen, war eigentlich undenkbar. War es doch schon schwer genug an Musik von Ihnen zu kommen! Youtube gab´s noch nicht, Spotify schon gleich gar nicht. Und auch West-LPs fand man nicht in den Auslagen zwischen den schnöden Amiga-Scheiben. Meist kannte wer wen, der wen kannte, der die Aufnahmen irgendwo herbekommen hatte. Und so kopierte man die Kopie der Kopie auf Kassetten. Aber nicht auf DDR-handelsübliche, sondern natürlich auf die teuren Westkassetten aus dem Intershop - in dem man nicht mit Ost-Mark zahlen konnte!

Dank Intershop!

Und nun sollten Dave Gahan und Martin Gore sogar persönlich erscheinen! Endlich konnte man mal wieder die schwarzen Klamotten rausholen, die Haare pomadisieren und sich unter Gleichgesinnten treffen - ohne Angst zu haben, dass man auf der Straße schräg angeschaut wurde. Mancher ließ sich am Abend vorher nach dem Sportunterricht sogar in der Werner-Seelenbinder-Halle einsperren, um am nächsten Morgen schon drin zu sein. Denn es war ein sehr exklusives Event: Gerade mal 6000 Fans passten in die Sporthalle. Der Schwarzmarkt boomte, Monatsgehälter wurden ausgegeben, ja sogar Trabis gegen Tickets getauscht! Wahrscheinlich wäre es besser gewesen einen etwas größer dimensionierten Veranstaltungsort zu suchen! Denn dann hätte man diese Auswüchse des eigentlich verhassten Kapitalismus unterbunden. Tourten die Englischen Synthie-Helden doch ohnehin unter dem Titel "Music for the Masses".

Aber man lernte schnell: Bereits wenige Monate später gab es in der DDR Musik für die Massen: Bruce Springsteen erlebte im Juni 1988 in Berlin-Weißensee das größte Konzertereignis seines Lebens; für das Konzert von Joe Cocker in Dresden mit 150.000 Zuhörern musste die DDR eigens eine Tonanlage anliefern - seine eigene reichte gerade mal für Fünfzehntausend aus.

All diese Konzerte waren sowohl für die Künstler als auch für die Zuhörer ein Erlebnis, das sie nie wieder vergessen sollten. Ein Erlebnis, das man heute weder nachvollziehen kann, noch wiederholen kann. Denn: Ein Jahr später war dann die Mauer weg!


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