21. Februar 1947 Erste Sofortbildkamera vorgestellt
Der Name Polaroid ist heute ein Synonym für Sofortbildfotografie. Angefangen hat die Firma u.a. mit Sonnenbrillen. Die Kamera, der man kurz nach der Aufnahme ein fertiges Positivbild entnehmen konnte, verdanken wir dem Wunsch der Tochter von Edwin Herbert Land, dem Gründer des Unternehmens. Autor: Hellmuth Nordwig
21. Februar
Mittwoch, 21. Februar 2024
Autor(in): Hellmuth Nordwig
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Redaktion: Frank Halbach
Nebensächlichkeiten sind seine Sache nicht. Wenn er von einer Idee besessen ist, vergisst Edwin Herbert Land einfach zu essen. Oder sein Hemd zu wechseln. 1944 ist es wieder einmal soweit: Die dreijährige Tochter Jennifer fragt ihn im Urlaub, warum sie die Fotos eigentlich nicht sofort haben kann.
An dieser Stelle eine kurze Fußnote für diejenigen, die weder Telefonzellen noch Schreibmaschinen kennengelernt haben. Fotografieren, das ging bis kurz vor Ende des letzten Jahrhunderts so: In eine Kamera wurde ein Film eingelegt, und wenn der voll war, musste man ihn persönlich in einem echten Geschäft abgeben. Nach ein paar Tagen bekam man ebendort die Bilder auf Papier zurück. Festplatten oder Clouds, voll mit ungesichteten Handyfotos, waren ebenso weit weg wie dieses Internet, in dem heute jeder seine Aufnahmen präsentieren kann, und seien sie noch so dürftig. Ende der Fußnote.
Die Firma Polaroid
Fotos unmittelbar ansehen zu können, von dieser Idee lässt sich Edwin Land sofort anstecken. Im Prinzip ist das schon möglich. 1864 hat Jules Bourdin in Paris Kameras entwickelt, in die man eine frisch mit einer chemischen Lösung bestrichene Glasplatte einlegt, das Foto schießt und dann noch mehr Chemikalien mit einer Pipette einfüllt. Nach einiger Zeit erscheint das Motiv auf dem Glas. Das ist so umständlich, wie es sich anhört, und Edwin beginnt an einer praktischeren Lösung zu tüfteln.
Land ist einer der vielen Erfinder, die Amerikaner "college dropouts" nennen: Er schmeißt die Schule, weil er Besseres zu tun hat. Zum Beispiel schleicht er nachts gern ins Labor der Columbia University, um zu experimentieren. Hier entwickelt er Folien für Fotoapparate und Brillen, die unerwünschte Spiegelungen unterdrücken, sogenannte Polarisationsfilter.
Er nennt sie Polaroid und gründet eine gleichnamige Firma für diese Produkte. Das Geschäft läuft bestens, als nach ein paar Jahren Jennifer zur Welt kommt.
Jennifers Wunsch geht in Erfüllung
Ihr kindlicher Wunsch wird aus Polaroid eine völlig andere Marke machen. Am 21. Februar 1947 präsentiert Land eine Kamera, die es so noch nicht gab, "ein Anhängsel Ihres Gedächtnisses", wie er später schreibt: Statt eines Films enthält sie Papierblätter und im Inneren die nötigen Chemikalien. Nach etwa einer Minute kommt die fertige Aufnahme aus der Kamera heraus. Anfangs muss man noch eine Folie abziehen und mit einem Schwämmchen Klarlack auftragen, damit das Foto stabil bleibt. Schon bald ist das nicht mehr nötig - der Siegeszug der Sofortbilder beginnt. Edwin Lands konsequenter Weg von der Vision zum Produkt wird später zum Vorbild für einen anderen Firmengründer: Steve Jobs, bekannt durch den Apfel und schwarze Rollkragenpullover.
Auch Künstler wie Wim Wenders oder Andy Warhol entdecken die neue Technik. Heute kennen wir sie allerdings fast nur noch vom Passbildautomaten - oder von Retro-Festen. Denn die digitale Fotografie hat den Sofortbildkameras längst den Rang abgelaufen. Es gibt sie aber weiterhin, und - Fußnote: sogar Apps, mit denen man sie steuern kann.