27. September 1998 Google LLC geht online
Was waren Gespräche früher oft ausführlich. Über vieles diskutierte man einfach deshalb lang und breit und sicherheitshalber auch lieber wertschätzend herum, weil es keiner der Beteiligten so ganz genau wusste. Heute wird Fragliches sofort gegoogelt. Antwort da. Gesprächsthema weg. Autorin: Birgit Magiera
27. September
Freitag, 27. September 2024
Autor(in): Birgit Magiera
Sprecher(in): Christian Baumann
Redaktion: Susi Weichselbaumer
"Do the right thing – tu das Richtige" - dieser Satz als Wegweiser zu ethisch verantwortbarem Handeln: Ganz gut, oder? "Tu das Richtige!" Wenn man davon ausgeht, dass jeder Mensch irgendwo in seinem Innern jederzeit spürt, was das Richtige ist oder zumindest wäre. Das, was früher vielleicht Anstand hieß. Ein anständiger Mensch sein. "Tu das Richtige!" Gut, manchmal gibt’s mehrere richtige Lösungen, und oft auch diesen riesigen Graubereich von uneindeutigen Antworten, die sowohl-als-auch sind, oder weder-noch. Dann muss man sich behelfen mit dem Satz: Tu das am wenigsten Schlechte.
Tu das Richtige
"Tu das Richtige!" Für den Einzelnen, die Einzelne kann das also funktionieren. Aber als Slogan für eine Firma? Für eines der mächtigsten, wertvollsten Unternehmen der Welt? Vielleicht ist auch das noch untertrieben: Denn Google ist der Platzhirsch in der vielleicht wichtigsten Branche überhaupt, in unserer postindustriellen Informationsgesellschaft. Die Internet-Suchmaschine Google ist die Türsteherin am Eingang zur Schatzkammer aller weltweit öffentlich verfügbaren Informationen. Am 27. September 1998 geht Google LLC online. Ja, es gab eine Internetzeit davor. Damals hat man Yahoo gefragt, oder Lykos, Altavista, oder Fireball – mancher erinnert sich vielleicht noch.
Internet ohne google
Fast alles Geschichte: Google hat sehr schnell den Informationen-Such-Markt beherrscht und tut es seitdem. Fast neun von 10 Suchanfragen im Netz werden dort gestartet.
"Diese eine Schauspielerin, ist die nicht Kanadierin? Wie heißt die nochmal – die in dem einen Film mitgespielt hat. Wo auch der – na – jetzt fällts mir grad nicht ein. Aber der Film, wo der Böse… weisst schon…, der Dings… ". "Moment - ich googels gschwind. Und dann schau ich auch gleich die Öffnungszeiten vom Schwimmbad nach und wieviel das Zugticket kostet. Und seit wann gibt’s eigentlich den Bayerischen Rundfunk?" Kann man alles googeln.
Aber nochmal zur Marktmacht: Dass die konkurrierenden Suchmaschinen gar keine ernstzunehmende Konkurrenz sind, sieht man schon allein daran: Sie tauchen als Verb gar nicht im Duden auf. Oder würde im Ernst jemand sagen: Ich"binge" oder "yahoo-e" das mal? Eben. Als der Platzhirsch Google damals, am 27. September 1998, online ging, hieß der interne Firmenslogan noch "Don’t be evil" – "Sei nicht böse". Seit die Tech-Firma Teil des Dachkonzerns Alphabet ist, klingt auch der etwas altbacken-religiös anmutende Spruch – "Don’t be evil" - moderner und aktiver: "Do the right thing" – "Tu das richtige"!
Und aus Sicht eines sehr mächtigen Unternehmens ist es genau das Richtige, die eigene Marktmacht und den Gewinn immer weiter zu steigern, um fast jeden gerade noch legalen Preis. Genau deshalb könnte für alle anderen "das Richtige" sein gegenzusteuern. Wirklich gute andere Suchmaschinen gibt es nämlich auch.