Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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8. Juni 1881 Graf Arco tritt Mozart in den Hintern

Was tun, wenn einem der Arbeitsplatz nicht gefällt? Kündigen. Aber ein Genie lässt man ungern gehen - auch als Fürst. Da hilft nur eins: solange nerven, bis man den buchstäblichen Tritt in den A…Allerwertesten bekommt. Autor: Markus Vanhoefer

Stand: 08.06.2020 | Archiv

08.06.1881: Graf Arco tritt Mozart in den Hintern

08 Juni

Montag, 08. Juni 2020

Autor(in): Markus Vanhoefer

Sprecher(in): Caroliine Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Manchmal ist es überraschend einfach, unsterblich zu werden. Eine kleine, impulsive Tat genügt, und schon ist man für alle Ewigkeit in den Geschichtsbüchern festgeschrieben. Karl Joseph Graf Arco ist jemand, dem so etwas gelang. Zwar hat uns der Spross eines Tiroler Adelsgeschlechts weder ein epochales Kunstwerk noch eine bahnbrechende Erfindung hinterlassen, dennoch ist er unvergessen: Der Grund dafür ist ein einziger Fußtritt: Denn die Zielscheibe des legendären Tritts war das Hinterteil eines jungen Mannes, der als eines der größten Genies der Menschheit gilt: Es ist der damals 25- jährige Wolfgang Amadeus Mozart.

Kündigen ist schwer…

Heute kündigen wir Arbeitsverträge und brechen auf zu neuen Ufern. Zu Zeiten absolutistischer Regenten war es dagegen ziemlich riskant, aus einem fürstlichen Dienstverhältnis ausscheiden zu wollen. So kam der Gewaltausbruch des rabiaten Aristokraten nicht aus heiterem Himmel, er war der Höhepunkt eines Konfliktes, bei dem sich zwei Seiten unversöhnlich gegenüber standen:

Auf der einen Seite Graf Arco, seines Zeichens Oberstküchenmeister des Salzburger  Fürsterzbischofs Colloredo, in dieser Funktion zuständig für die Disziplin der Dienerschaft. Auf der anderen Seite der fürsterzbischöfliche Kapellmeister Wolfgang Amadeus Mozart, der nicht länger willens war, sich untertänig in die Hierarchie der Lakaien und Zuckerbäcker einzufügen.

Mozart fühlte sich deplatziert. Er litt an der Ignoranz und Enge des Salzburger Hofs. War er doch einst als Wolferl in ganz Europa von gekrönten Häuptern gefeiert worden! Deshalb strebte das erwachsen gewordene Wunderkind nach Unabhängigkeit und künstlerischer Selbstbestimmung. Nur waren dies keine Kriterien, die ein Rokoko-Fürst von Gottes Gnaden gelten ließ.

Frustriert wagte Mozart den Widerstand. Bereits im Januar 1781 hatte er nach einer umjubelten Uraufführung des “Idomeneo“ in München seinen Urlaub eigenmächtig verlängert. Als der Salzburger Hof im Frühjahr 1781 nach Wien reiste, um die Inthronisation von Joseph II zu begehen, folgten weitere Verletzungen der Dienstpflicht.

Colloredo verbietet seinen Musikern jedwede Nebenbeschäftigung, Mozart tritt auf bei einem Konzert der “Tonkünstlersozietät“, Colloredo quartiert sein Gefolge im “Deutschen Haus“ ein, Mozart zieht zur Witwe Weber, auf deren Tochter Konstanze er ein Auge geworfen hat, wutentbrannt befiehlt Colloredo seinem ungehorsamen Kapellmeister die Rückkehr nach Salzburg, “Lausbub“ Mozart erhält angeblich keinen Platz in der ausgebuchten Postkutsche.

…gekündigt werden nicht so sehr.

Im Mai kommt es zu einem heftigen Wortwechsel zwischen dem fuchsteufelswilden Fürsterzbischof und seinem “elenden Lump“ von Komponist, empört reicht Mozart ein “Memorial“, ein schriftliches Entlassungsgesuch, ein, auf das sein Dienstherr jedoch nicht reagiert. Immer wieder bedrängt Wolfgang Amadeus seinen direkten Vorgesetzten, Graf Arco, zunächst ohne Erfolg. Bis zum 8. Juni 1781. Da verliert der entnervte Oberstküchenmeister die Contenance. Die Auseinandersetzung eskaliert in einem “handgreiflichen Diskurs“.

“Da schmeißt er mich zur Türe hinaus und gibt mir einen Tritt in den Hintern“, schreibt Wolfgang Amadeus an seinen entsetzten Vater. Ein Tritt in den Allerwertesten- Eindeutiger kann man eine fristlose Kündigung wirklich nicht zum Ausdruck bringen.


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