6. November 1824 Hume und Huvell streiten auf Australienexpedition
Hamilton Hume und William Hovel starten 1824 eine Expedition ins australische Outback, um Weideland für die britische Kolonie zu finden. Dabei geraten sie immer wieder aneinander. Ihren Disput legen sie auch nach der Entdeckungsreise nicht bei. Autorin: Lavina Stauber
06. November
Mittwoch, 06. November 2024
Autor(in): Lavina Stauber
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Es ist bereits Abend, als die Männer ihren Abstieg ins Tal beginnen. Während sie bedacht auf dem schmalen Grat bergabwärts marschieren, sind ihre beiden Expeditionsleiter schon großen Schrittes vorausgegangen. "Wir hätten bereits unten sein sollen", stichelt vielleicht der eine mit Blick auf die untergehende australische Sonne. "Dann hättest du meinen Weg eingeschlagen sollen", weiß es vermutlich der andere besser. Keiner bemerkt, wie Steine am Wegesrand in die Tiefe bröckeln. Dann ein Aufschrei hinter ihnen. Einer ihrer Männer ist mit einem Transportochsen in die Tiefe gestürzt. Die Expeditionsleiter eilen zurück an den Rand des Grates:
Ein Baum hat den Sturz abgefangen. Der Mann lebt.
So oder ähnlich könnte es sich zugetragen haben, als die Expeditionsgruppe unter der Führung von Hamilton Hume und William Hovell an diesem 6. November im Jahr 1824 im Tal ihr Lager aufschlägt.
Das Ziel: Neues Land zu finden
Einen Monat zuvor waren sie aufgebrochen, um im australischen Outback neues Weideland für die britische Kolonie zu finden. Und das unter einer Doppelspitze: Hamilton Hume, in Australien geboren, hatte sich als Pfadfinder und Entdecker neuer Gebiete einen Namen gemacht. Der elf Jahre ältere William Hovell, aus England stammend, war vor allem Seemann. Und jeder der beiden sah sich als den erfahreneren und besseren Anführer dieser Entdeckungsreise. Wie soll Hovell den Heimvorteil des ortskundigen Hume aufholen? Und wie Hume dem älteren und gebildeteren Hovell das Wasser reichen?
Nach einer Reise durch unwegsames Gelände, geplagt von Dürre, Überschwemmungen und Buschbränden, war es aber ausgerechnet ein Berechnungsfehler von ihm, Hovell, der die Gruppe fast 100 Kilometer westlich ihres eigentlichen Ziels ankommen ließ. Statt Western Port erreichten die Männer Port Phillip.
Dennoch galt die Expedition als Erfolg. Sie waren die ersten Europäer, die einen Blick auf diesen Teil der Welt warfen: die australischen Alpen. Sie waren die ersten, die einen Weg von New South Wales ins Hinterland von Victoria fanden und so neue Erkenntnisse über die Bodenqualität und das dortige Flusssystem gewinnen konnten. Dank ihrer Entdeckungen konnte das Gebiet landwirtschaftlich genutzt und besiedelt werden.
Die Rückkehr und der Streit
Sozial betrachtet, kann man die Expedition allerdings als gescheitert ansehen. Die Reibereien zwischen Hume und Hovell, die bereits beim Aufbruch der Expedition bestanden, legten sich nach der Rückkehr der beiden nicht. Bei Auftritten zu Vorträgen, in Stellungnahmen zu ihrer Publikation über die Reise oder in privaten Briefen führten sie ihre Auseinandersetzungen weiter, und ließen alle daran teilhaben. In Zeitungsartikel wurde in der Berichterstattung über die Expedition so entweder für Hume oder für Hovell sympathisiert, mal dem einem, dann wieder dem anderen mehr Wissen und Leistung zugesprochen. Der Disput der beiden endete erst, als Hume starb - vor Hovell.
Übrigens: Heute sind auf ihrer Expeditionsroute, dem 426 km langen "Hume & Hovell Track", ganz freundschaftlich Freizeitsportler unterwegs.
Die Strecke zählt zu einer der beliebtesten Wanderrouten durch New South Wales.