6. Mai 1851 John Gorrie wird für das Patent auf Kältemaschine verlacht
Was hilft bei Gelbfieber? Auf jeden Fall Kühlung, befand John Gorrie, Arzt im heißen Florida. Er gab seine Praxis auf, um eine Kältemaschine zu entwickeln. Eine unsinnige Idee, fanden Zeitgenossen. Autorin: Christiane Neukirch
06. Mai
Montag, 06. Mai 2019
Autor(in): Christiane Neukirch
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Wenn man nach den Ländern mit der höchsten Erfinderdichte sucht, kommt man an Schottland nicht vorbei. Seltsam, dass ein so kleines Land mit so wenigen Einwohnern so viele bahnbrechende Ideen hervorgebracht hat! Andererseits, vielleicht ist es auch wieder gar nicht so verwunderlich. Denn wo es oft und lange kalt und regnerisch ist, sitzt man oft und lange grübelnd im Haus und erträumt sich Hilfe gegen das schlechte Wetter. Also ist es nur logisch, dass schottische Gehirne solche Dinge erdacht haben wie den Regenmantel, den Asphalt, das Telefon und die Grundlagen der Fernsehtechnik.
Der schottisch-stämmige Arzt John Gorrie (Dschonn Gorr’i) hatte keine Probleme mit Kälte und Regen, denn er lebte in Florida. Wärme gab es dort mehr als genug. Doch die bescherte den Einwohnern in den 1840er Jahren durchaus Kummer: In der Region ging das Gelbfieber um, und in den überfüllten Krankensälen quälten sich die Patienten in der feuchtheißen, stickigen Luft.
Gorrie sinnt auf Kälte
Gorrie bereitete dieser Umstand aus mehreren Gründen Kopfzerbrechen: nach damaligem Stand der Medizin machte man schlechte Luft für Krankheiten und Epidemien verantwortlich. Daher stammt auch der lateinische Name der Krankheit Mal-Aria. John Gorrie scheute keine Mühen, um seinen Patienten zu helfen. Erstens: Er ließ die feucht-modrigen Moore rundum entwässern. Zweitens: er überlegte, wie er den Bettensaal kühlen könnte. Die erste Maßnahme dafür war ein von der Decke hängender Beutel mit Eis. Doch nicht nur war das wenig effektiv; der Eistransport aus dem fernen Norden war auch auf Dauer viel zu teuer.
Gorrie sinnt weiter…
John Gorrie aber ließ nicht locker, er brütete weiter über einer Lösung. Als er von Entwürfen des Bostoner Maschinenbauers Jacob Perkins für eine maschinelle Kühltechnik hörte, beschloss er, sich ganz der Entwicklung eines Kühlapparates zu widmen.
Er gab seine Arztpraxis auf. Tatsächlich gelang es ihm, einen Prototyp zu konstruieren. Am 6. Mai 1851 erhielt er dafür das Patent mit der Nummer 8080. Damit war Gorrie der erste Mensch, der die Idee einer Klimaanlage in die Realität umsetzte.
Doch dann verließ ihn das Glück. Wie viele andere Erfinder war auch Gorrie genial genug, eine Idee in die Welt zu bringen, hatte aber kein Händchen für Marketing und fand keine Mitstreiter. Sein einziger Partner starb kurz nach der Patentierung; und alle, denen er seine Maschine präsentierte, lachten ihn aus.
Wie oft waren Erfinder ihrer Zeit voraus und wurden von ihren Zeitgenossen für ihre Ideen verspottet! – so wie Charles Bourseul (Scharrl Burr‘ Söll) für die erste Idee eines Telefons oder Wilhelm Bauer für eine frühe Version des U-Boots, um nur zwei Zeitgenossen Gorries zu nennen. Wie viele Erfindungen mussten ein zweites, drittes Mal erdacht und präsentiert werden, ehe die Welt reif dafür war.
Gorrie, der durch die Aufgabe seiner Arztpraxis auch nicht mehr viel Geld zum Leben hatte, starb schon vier Jahre nach der Patentierung in bitterer Armut, 42 Jahre jung.
Den Erfolg und die Bedeutung von Kühlschränken und Klimaanlagen weltweit erlebte er daher nicht mehr. In seiner Wahlheimat Florida dürfte es heute wohl kaum noch ein Haus geben, das keine Klimaanlage besitzt.