8. September 1664 New Amsterdam wechselt Besitzer und Namen: New York
Einmal in New York gewesen sein. Am Valentinstag auf dem Dach des Empire State Buildings stehen. New York: Eine der amerikanischsten Städte, die eigentlich mal holländisch war, ehe sie britisch wurde. Autorin: Julia Devlin
08. September
Dienstag, 08. September 2020
Autor(in): Julia Devlin
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Einstmals beherrschten die Niederlande ein weltumspannendes Reich. Das kleine Land war eine große Kolonialmacht. Auch an der Ostküste Nordamerikas hatten die Niederländer sich niedergelassen. Auf der Suche nach Siedlungsgebiet stießen sie dort vor gut 400 Jahren auf eine grüne Insel, voller Wälder, Hügel und Seen. Aus Quellen sprudelte frisches Wasser. Und Blumen blühten auf den Wiesen. Mehr als all dies waren jedoch die wilden Tiere interessant, Otter, Bieber, Wölfe und Bären, denn deren Pelze waren im Handel heiß begehrt.
Auf der Insel lebten Menschen, Indianer vom Stamm der Lenape. Sie nannten die Insel Mannahatta, Insel der vielen Hügel. Die Legende will es, dass die Niederländer ihnen die Insel für einen Spottpreis von 60 Gulden abkauften. An der Südspitze der Insel errichteten sie eine Siedlung und nannten sie New Amsterdam. Sie wurde das Zentrum der Neu-Niederlande, eines großen Gebietes, das sich weit in den Norden und Süden erstreckte.
Schön, um zu bleiben
Unter dem Gouverneur Peter Stuyvesant florierte New Amsterdam. Stuyvesant war ein puritanischer, jähzorniger Despot mit einem Holzbein, nicht sonderlich beliebt, aber sehr effektiv. Er richtete eine Polizeiwache ein, die aus neun Polizisten bestand, verbot Trinken am Sonntag und gründete Schulen, Krankenhäuser und ein Postamt. Die Bevölkerung wuchs, und New Amsterdam wurde ein einflussreicher Handelshafen. Vor allem Tabak und Pelze wurden von dort exportiert.
Es läuft gut in Übersee
Das lukrative Geschäft rief Neider auf den Plan, wobei es für die anderen Kolonialmächte nicht nur darum ging, auch Tabak und Pelze zu haben, sondern die claims auf der Weltkugel abzustecken. Und so kreuzten im Spätsommer 1664 die Fregatten eines anderen Imperiums mit Weltmachtamibitionen vor New Amsterdam auf:
Die Briten schossen direkt los, um damit ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, dass diese strategisch günstig gelegene und prosperierende Siedlung doch besser zur britischen Krone gehören sollte. Peter Stuyvesant kapitulierte schnell. Er wollte unnötiges Blutvergießen und Zerstörung vermeiden und außerdem wusste er, dass er keinen sonderlichen Rückhalt in der Bevölkerung besaß. Allein das Verbot des Alkoholtrinkens am Sonntag nahmen ich viele übel. So übernahmen die Briten New Amsterdam und benannten es sogleich um. Zu Ehren des Herzogs von York, der das kriegerische Unternehmen gesponsert hatte, wurde am 8. September 1664 aus New Amsterdam: New York.
Was wäre gewesen, wenn...? Eine beliebte Frage, eine Gedankenspielerei, die meist ins Nichts führt, aber die Phantasie anregt. Was wäre gewesen, wenn die Siedlung holländisch geblieben wäre und weiterhin New Amsterdam geheißen hätte? Wäre aus New Amsterdam jemals eine mythenumwobene Metropole, wäre es eine "grote appel" geworden? Hätten Sänger "het is aan jou, Nieuw Amsterdam, Nieuw Amsterdam" oder "Ich war noch niemals in New Amsterdam" angestimmt, Autoren eine "New Amsterdam Trilogie" geschrieben? Wären in New Amsterdam Filme namens "Seks in de stad" denkbar? Die knackige Verdopplung von "New York, New York" hätte mit "New Amsterdam, Nieuw Nederland" jedenfalls nicht funktioniert.