Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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28. Februar 1962 "Papas Kino" wird für tot erklärt

Die Situation des deutschen Films sei katastrophal, meinten 1962 einige rebellische Filmemacher wie Alexander Kluge, Peter Schamoni oder Edgar Reitz. Mit dem Oberhausener Manifest erklärten sie Papas Kino für tot. Das Manifest forderte und versprach mehr Unabhängigkeit für Filmemacher. Autor: Martin Trauner

Stand: 28.02.2024 | Archiv

28.02.1962: "Papas Kino" wird für tot erklärt

28 Februar

Mittwoch, 28. Februar 2024

Autor(in): Martin Trauner

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Redaktion: Frank Halbach

Manchmal reicht ja schon der Titel, und man kann erahnen, was einen da im Kino erwartet. Etwa: "Die Fischerin vom Bodensee" oder "Almenrausch und Edelweiß". Oder wie wäre es damit:  "Grün ist die Heide". - Nostalgiker werden sich vielleicht noch daran erinnern, das waren allesamt Filme der 1950er Jahre - Cineastische Reisen durch die deutsche Heimat. Da wurde viel getümelt, viel, viel geliebt und viel, viel, viel gesungen. Allerdings: recht viel mehr brachte der deutsche Film in dieser Zeit kaum zu Stande. Kino von den Alten für die Alten. Dem Kino fehlte nicht nur jegliche künstlerische Qualität, ihm kam auch zunehmend das Publikum abhanden.

Grün ist die Heide

Kein Wunder, die damalige Jugend konnte sich in diesen Kulissen nicht wiederfinden und sie wollte es auch nicht. Schon gar nicht die jungen deutschen Filmemacher. Die gab es nämlich auch. Doch die drehten hauptsächlich Kurzfilme - für einen abendfüllenden Streifen bekamen sie kein Geld. Das wollten sie ändern. Am 28. Februar 1962 traten einige von ihnen im Rahmen der Oberhausener Kurzfilmtage vor die Presse und: sie verlasen, im jugendlich-rebellischen Habitus, ein Manifest. Das Oberhausener Manifest: "Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen. - Wie erklären unseren Anspruch, den neuen deutschen Spielfilm zu schaffen". Dazu wurden grüne Aufkleber verteilt, mit der Aufschrift: "Papas Kino ist tot"

26 Filmemacher, oder besser gesagt, Menschen, die irgendwie irgendetwas mit Film zu tun haben wollten, hatten unterschrieben. Heute kennt man nicht mehr all zu viele von ihnen, aber es waren auch klangvolle Namen dabei, wie etwa Alexander Kluge, Peter Schamoni oder Edgar Reitz. Freilich: Zunächst nahm die Presse die Rebellen nicht sehr ernst. Nicht nur, dass sie noch grün hinter den Ohren waren, die meisten hatten noch nicht mal ihren 30. Geburtstag hinter sich gebracht, - man hielt sie halt einfach für präpotente Aufsässige. Und tatsächlich, ein wenig präpotent verhielten sich einige der Oberhausener Rebellen schon. Sie trafen sich mit Vertretern der Gruppe 47, der legendären literarischen Vereinigung, Sie zeigten ihnen ihre Filme.
Doch die Schriftsteller gaben sich wenig begeistert, als man ihnen erklärte, ihre Werke würden für den Film nicht mehr gebraucht, ist doch jeder Filmemacher selbst ein Autor...

Abschied von Gestern

Trotzdem: Durch ihre Hartnäckigkeit erreichten die Oberhausener Manifestierer vieles. Sie sprachen bei staatlichen Stellen vor, daraufhin entstanden Ausbildungsstätten für den Filmnachwuchs, und vor allem: die Jungfilmer bekamen Zuschüsse für ihre neuen Projekte. Einen der bekanntesten, abendfüllenden Filme drehte dann Alexander Kluge, der Oberhausener Wortführer. Sein Film gewann viele Preise, etwa den renommierten Silbernen Löwen in Venedig. Nur: erfolgreich beim Publikum waren dann doch andere Werke: Etwa die Karl-May-Filme. Mit so vielsagenden Titeln wie der "Schatz im Silbersee" oder "Old Shatterhand" - Aber immerhin: auch Alexander Kluges Film hatte einen vielsagenden Titel: "Abschied von gestern".


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