17. Februar 1936 Phantom - erster Superheld eines Daily Strips
Der erste der Comicsuperhelden: durchtrainiert, in Dunkelviolett mit schwarzer Maske, zwei Selbstladepistolen und prägnanten Siegelringen: Das Phantom - lebt in einer Höhle im Dschungel unter Pygmäen, hilft der Dschungelpolizei, klärt international Verbrechen auf und hilft denen, die sich im Dschungel verirrt haben. Autor: Martin Trauner
17. Februar
Freitag, 17. Februar 2023
Autor(in): Martin Trauner
Sprecher(in): Krista Posch
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
"Ugh!" - Diana Palmer, junge attraktive Wissenschaftlerin, vermöbelt ihren ersten Offizier. Boxtraining auf dem Forschungsschiff, ihr tägliches Workout: "Ugh!" - Dann: Schnitt - Zwei finstere Gesellen in New York: "Das ist also das Frauenzimmer, eh?" Die beiden planen ..., ja was planen sie? Fortsetzung folgt ... - Tomorrow.
Fortsetzung folgt
"Ugh" und "Eh". Das also waren die ersten Worte, die ersten Worte in einem Superheldencomic. Erschienen am Montag, den 17. Februar 1936 in mehreren amerikanischen Zeitungen. Der erste Superheld, der tagtäglich seiner Arbeit nachgehen durfte, erschaffen von Lee Falk. - Doch bis der Leser den Superhelden zu Gesicht bekommen wird, muss er sich noch ein wenig gedulden: Eine Folge besteht nur aus vier Bildern mit in etwa so vielen Worten, die in eine Twitternachricht passen. So heißt es warten, warten, warten: Nämlich genau noch dreimal "Fortsetzung folgt" oder bis überübermorgen.
Das Phantom - ein Mensch?
Dann endlich tritt er auf, der Kämpfer für das Gute: Er ist: das Phantom. Ja, so heißt er. Phantom. Er jagt den bösen Gangstern, der Singh-Bruderschaft, die es auf Diana Palmer und die Fracht des Forschungsschiffs abgesehen haben, einen gehörigen Schrecken ein: Das Phantom kann angeblich durch verschlossene Türen gehen und im Dunkeln sehen. Ein Mensch? - Nun ja, er sieht schon sehr männlich aus: mit seinem hautengen grauen Strumpfhosenanzug, seiner Maske und seinem Totenkopfsiegelring. Und ja, er ist sehr menschlich: er hat überhaupt keine übernatürlichen Kräfte, braucht seine Fäuste und eine Pistole, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Obwohl... ein wenig Metaphysisches hat er schon an sich: mit seinem übernatürlichen Charme ergattert er sich schon nach 9 Tomorrows, also nach 9 mal Warten, den ersten Kuss. Von der jungen attraktiven Diana Palmer, als Belohnung für ihre Rettung.
Superheldencomicverächter spotten gerne, das Phantom sei ja nur eine hybride Mischung aus Tarzan, Herkules, König Arthur und Mogli. Und überhaupt seine Sprache! Doch die Superheldencomicwissenschaft hat eine Lösung parat: Es kommt nicht darauf an, was wir in den Bildern lesen und sehen, es kommt darauf an, was dazwischen passiert. In den Lücken und Tomorrows kann man seiner Phantasie ungeahnten Lauf lassen.
Fast ein dreiviertel Jahr lang durfte Phantom Tag für Tag (außer Sonntags, da hatte er frei) die Singh-Bruderschaft jagen, aus unentrinnbaren Situationen entkommen, Diana Palmer küssen, und sogar ein wenig das Geheimnis lüften, wer hinter der Maske steckt. Dann war Schluss. Für einen Tag. Natürlich ein Sonntag. Denn weil das Phantom so erfolgreich war, begann am Montag die nächste Geschichte. Und dann noch eine. Bis zu seinem Tod 1999 schrieb Lee Falk Phantomgeschichten. Und dann? Übernahmen andere. So dass wir bis heute auf die letzten Worte des Phantoms warten müssen: Vorläufig bleibt's also bei einem "Fortsetzung folgt: Tomorrow".