28. November 1867 Sophie Charlotte und Ludwig II. verloben sich nicht
Was lange währt, wird manchmal am Ende dann doch nichts. So beraumen Ludwig II. und Prinzessin Sophia ihre prunkvolle Hochzeit immer wieder an, verschieben nochmal, fassen ein neues Datum für den ganz großen Tag, bis Ludwig alles abbläst. Der Grund: Liebe, aber zu wenig. Autorin: Susanne Hofmann
28. November
Dienstag, 28. November 2023
Autor(in): Susanne Hofmann
Sprecher(in): Caroline Ebner
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Endlich, nach all den falschen Gerüchten, war es tatsächlich so weit: Die Gazetten jubelten. Eine Märchenhochzeit! Er – König Ludwig II, der weithin begehrteste Junggeselle, ein Bild von einem Mann; sie – Prinzessin Sophie (in Bayern), die jüngste Schwester der österreichischen Kaiserin Sisi, ihr ebenbürtig in Anmut und Schönheit; beide – in der Blüte ihrer Jugend und glühende Wagnerianer.
Die Leidenschaft für dessen Musik hatte Cousin und Cousine zusammengeführt. Im Januar des Jahres 1867 verkündeten sie ihre Verlobung und absolvierten glanzvolle Auftritte auf Münchner Bällen – Sophie geschmückt mit den Brautgeschenken ihres Ludwig: einem diamantbesetzten Diadem mit passender Brosche und Armreif.
Terminschwierigkeiten
Die Vermählung wurde für Mai angesetzt. Doch schon bald hieß es: Erst im August werde es so weit sein, das prunkvolle Fest erfordere schließlich gründliche Vorbereitung. Der mit der Komposition des Hochzeitsmarsches betraute Richard Wagner hatte sein Werk noch nicht vollendet. Und auch die Gemächer der künftigen Königin von Bayern mussten noch hergerichtet werden.
Indes, auch der August-Termin platzte. Ludwigs Leibarzt riet dazu, mit der Vermählung zu warten, bis der junge König sein 22. Lebensjahr vollendet hatte. Ob er mit dem Eheleben gesundheitliche Strapazen auf den Herrscher zukommen sah? Wie dem auch sei – Ludwigs Geburtstag kam und ging, und der Presse war zu entnehmen, das Paar werde im Oktober getraut, die Einladung an diverse illustre Gäste sei bereits ergangen.
Doch auch der Oktobertermin ließ sich nicht halten. Und in der Berichterstattung machte sich eine gewisse Schicksalsergebenheit breit. Man wisse jetzt ganz gewiss, dass man nichts wisse, hieß es fast schon schulterzuckend.
Noch immer kein Hochzeitsdatum
Nun nahm das Paar einen Freitag Ende November in den Blick. Allein, die Braut verwarf diesen Termin – angeblich aus Aberglauben. Stattdessen fiel die Wahl schließlich auf Donnerstag, den 28. November 1867. An diesem geschichtsträchtigen Tag sollten Erinnerungsmedaillen mit dem Konterfei des schönen Paares verteilt werden – die auch eilig geprägt wurden. Fast als wollte man den Termin so ein für alle Mal festklopfen. Alles war bereit – die Dekoration der Kirche geplant, die Purpurmäntel des Paares gefertigt, ja, sogar die Hochzeitskutsche, gezogen von acht Schimmeln, wurde angeblich gesichtet.
Und dann das: "Ein Ereignis von größter Tragweite dringt heute in die Öffentlichkeit und wird im ganzen Lande den tiefsten Schmerz hervorrufen." So musste es das Volk in der Augsburger Postzeitung lesen. König Ludwig macht einen letzten, finalen Rückzieher. In einem Brief lässt er Sophie wissen: Innige Bruderliebe wurzele in seiner Seele, nicht aber die Liebe, die zur Vereinigung in der Ehe erforderlich sei. Welche Rolle Ludwigs stets unterstellte, nie zweifelsfrei bewiesene homosexuelle Neigung bei der Absage spielte – man weiß es nicht.
Und so erinnern die silbernen Hochzeits-Medaillen in der staatlichen Münzsammlung der Landeshauptstadt München heute an ein Großereignis, das seine Schatten lange vorauswarf, allseits für Gesprächsstoff sorgte – und doch nie stattfand.