Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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12. August 1990 T-Rex Sue wird entdeckt

Ein folgenreicher Morgenspaziergang: rein zufällig entdeckt die Forscherin Sue Hendrickson ein Fossil, das sich als besterhaltenes Skelett eines Tyrannosaurus Rex entpuppt. Ihr zu Ehren heißt es nun "Sue".

Von: Christiane Neukirch

Stand: 12.08.2019 | Archiv

12.08.1990: T-Rex Sue wird entdeckt

12 August

Montag, 12. August 2019

Autor(in): Christiane Neukirch

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Ob eine Begegnung Entsetzen auslöst oder Freude, hängt oft genug vom Zeitpunkt ab. Vor 67 Millionen Jahren löste die Begegnung mit Sue eher wenig Freude aus. Sue, 13 Meter lang, 4 Meter hoch und 7 Tonnen schwer, hatte scharfe Zähne und ein vereinnahmendes Wesen. Sie war ein Tyrannosaurus Rex – und fraß die Zeitgenossen, die ihr begegneten, ohne Federlesens auf. Logisch, dass ihr Anblick kein Entzücken hervorrief.

Neue Freunde für Sue

67 Millionen Jahre später, im Jahr 1990 menschlicher Zeitrechnung, ist das anders. In dem Tal, das einst Sues Zuhause war, tummelt sich jetzt eine andere Spezies: Homo Sapiens. Das Tal liegt nun in einem US-amerikanischen Bundesstaat namens South Dakota; die Menschen, die dort zugange sind, nennen sich Paläontologen. Sie suchen die Begegnung mit den Dinosauriern, das heißt: so viel von ihnen noch übrig ist. Versteinerte Knochen.

Heiß ist es in jenem Sommer. Die Wissenschaftler sind nach einer langen Ausgrabungssaison erschöpft und freuen sich auf zuhause. Am 12. August 1990 sind die Koffer gepackt. Die Familie der Paläontologin Susan Hendrickson, kurz: "Sue", hat das Auto zur Reparatur gebracht; Sue nutzt den Moment, die kühle Morgenluft bei einem Spaziergang zu genießen. An einer Felswand stößt sie auf etwas Unvorhergesehenes: die Konturen von Wirbeln und Knochen eines riesigen Fossils. Die Freude ist groß – denn schnell ist klar: das ist ein Tyrannosaurus, und nicht nur in Einzelteilen, sondern ein ganzes Skelett.

Also Kommando zurück: Koffer wieder auspacken, Hügel abtragen, schuften, Hitze, Rückenschmerzen … aber es hat sich gelohnt. Der Fund ist das größte und besterhaltene Skelett eines Tyrannosaurus. Der Ausgrabungsleiter beschließt, den Saurier nach der Finderin zu benennen. So heißt der jetzt also "Sue" – auch wenn das Geschlecht anhand der Knochen nicht erkennbar ist.

Mord verjährt nicht

Auf die kurze freudige Begegnung folgt sogleich wieder eine unerfreuliche. Wenige Tage nach der Entdeckung ist das Tal von einer anderen Gruppe Menschen besetzt: Das FBI, die Bundespolizei, sperrt das Areal, bemächtigt sich des Sauriers, legt ihn in Ketten und transportiert ihn ab. Eine späte Festnahme für seine Missetaten, aber Mord verjährt ja nicht – so der sarkastische Kommentar eines der Wissenschaftler. Der wahre Grund für die Beschlagnahmung bleibt unklar; der Grundstückseigentümer befindet, entgegen vorheriger Absprachen, das Skelett sei sein Eigentum. Vorwürfe der US-Behörden lauten: "Verstoß gegen Zollvorschriften, Formulare wurden nicht ausgefüllt".

Die Archäologen sind verzweifelt, denn die FBI-Trupps gehen mit den wertvollen Überresten nicht sehr pfleglich um. Jahre zäher Verhandlungen vergehen, begleitet von beharrlichen Demonstrationen der Bevölkerung. Vor allem die Schulkinder protestieren. Sie wollen den Dinosaurier sehen dürfen. Dann, im Jahr 2000, gibt es doch ein Happy End für Sue: Das Field Museum in Chicago bezahlt auf einer Auktion das Lösegeld von über 8 Millionen Dollar. Dort darf "Sue" jetzt die Besucher mit ihrem Anblick entzücken. Beißen kann sie ja nicht mehr, zum Glück.


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