Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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8. Dezember 1983 Ulf Merbold, erster bundesdeutscher Raumfahrer, landet wieder

Der erste Westdeutsche, der zweite Deutsche und der einzige Deutsche, der dreimal im All war; erster ausländischer Astronaut auf einer NASA-Mission, beim ersten Sechs-Personen-Raumflug und Teilnehmer beim Jungfernflug des europäischen Raumlabors Spacelab: Ulf Merbold. Wir sind Astronaut! Autor: Hellmuth Nordwig

Stand: 08.12.2023 | Archiv

08.12.1983: Ulf Merbold, erster bundesdeutscher Raumfahrer, landet wieder

08 Dezember

Freitag, 08. Dezember 2023

Autor(in): Hellmuth Nordwig

Sprecher(in): Christian Baumann

Redaktion: Frank Halbach

Weltraummissionen tragen ganz banale Kürzel, STS-9 zum Beispiel. Die offizielle Chronik eines solchen Flugs wird deshalb gerne mit ein paar Premieren aufgepeppt: Zum ersten Mal waren sechs Astronauten dabei! Unglaublich! Sie haben erstmals rund um die Uhr an Experimenten gearbeitet! Nicht zu fassen! Zehn Tage hat die Mission gedauert! So lang wie nie zuvor! Und es war das erste Mal, dass ein "Spacelab" dabei war! Ein echtes Labor an Bord! Vor allem aber war Ulf Merbold Teil der Mannschaft, der erste Bundesdeutsche im All! Hurra, wir sind Astronaut!

Wir sind Astronaut!

Jetzt kriegen wir uns aber wieder ein. Bundes-deutsch? Die Präzisierung ist wichtig, denn Sigmund Jähn, DDR-Bürger, war schon fünf Jahre vor Merbold im Weltall. Deutschland ist noch geteilt im Jahr 1983, als STS-9 startet. Ulf Merbold arbeitet damals eigentlich als Physiker am Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart. Geboren ist er aber in Greiz in Thüringen und macht nach dem Abitur rüber. In Westberlin muss er nochmal eine Klasse dranhängen, in der ihm Marxismus-Leninismus und andere Flausen des Hammer-und-Sichel-Staats ausgetrieben werden. Auf dass er fortan wirklich ein Bundesdeutscher sei.

Ob Ulf Merbold auch daran denkt, als er festgeschnallt auf dem Rücken liegt und mehr als zwei Stunden lang auf den Start wartet, das hat er nie erzählt. Aber: dass er nicht zu den Menschen gehört, die lieber im Bett liegen bleiben, um sich keinem Risiko auszusetzen. Und dass es ihm die Sprache verschlagen hat, als er zum ersten Mal aus dem schwarzen All auf die Erde geblickt hat, mit ihrem gekrümmten Horizont, "gesäumt von einer hinreißenden dünnen königsblauen Schicht", wie er das formuliert hat. Wir sind wohl auch ein bisschen Poet.

Zurück aus dem All

Die NASA schickt ihre Astronauten freilich nicht zum Dichten ins All. Auch wenn das für die meisten bestimmt ein spannenderes Experiment wäre, als die Marangoni-Konvektion ohne den Einfluss der Gravitation zu untersuchen - nur eine von mehr als 70 Aufgaben, welche die Astronauten von STS-9 erledigen müssen. Besonders fasziniert den bundesdeutschen Thüringer ein Versuch, bei dem er mit einer Spritze in einen schwebenden Wassertropfen eine Luftblase injiziert: Weil es keine Schwerkraft gibt, bleibt sie einfach mittendrin stehen - zwei Kugeln ineinander, so perfekt, wie man das auf der Erde niemals hinbekäme.

Nach 166 Runden um die Erde muss unser Mann im All zu ihr zurück. Bevor die Raumfähre Columbia wieder in die Atmosphäre eintreten soll, meldet Kommandant John Young allerdings, dass gleich zwei Navigationscomputer ausgefallen sind. Doch die NASA kennt ihren Laden und hat noch eine dritte der schrankgroßen Rechenmaschinen spendiert. So landet das Raumfahrzeug am 8. Dezember 1983 doch noch sicher auf dem ausgetrockneten Salzsee Roger in Kalifornien. Dass kurz davor zwei Hilfstriebwerke Feuer gefangen haben, davon bekommen die Astronauten nichts mit. Gut, dass es rechtzeitig von selbst wieder erloschen ist. Sonst gäbe es in der Chronik von STS-9 nur einen Rekord - einen traurigen.


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