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Zum 40. Geburtstag Erykah Badu

Sie ist eine der musikalisch prägenden und zugleich glamourösesten Figuren der zeitgenössischen Soulmusik: Erica Abi Wright alias Erykah Badu, der es mit nur fünf Studio-Alben in 13 Jahren gelang, ein ganzes Genre mit zu definieren. Am 26. Februar 2011 wurde Erykah Badu 40 Jahre alt.

Von: Michael Miesbach

Stand: 25.02.2011 | Archiv

Erykah Badu | Bild: picture-alliance/dpa

1997 betrat Erykah Badu die internationale Bühne, mit ihrem selbstbewusst betitelten Debüt-Album "Baduizm", das ihr sofort einen Grammy einbrachte. "Baduizm" war keine stilistisch herausragende Platte, dafür aber eine, die den damaligen aktuellen Stand des sogenannten "Neo-Soul" exemplarisch auf den Punkt brachte.

Sie dokumentiert den Einfluss, den der pointierte Mitt-70er Jazzfunk von Leuten wie Roy Ayers auf diese Phase der Soul Musik hatte (Roy Ayers, den Badu bis heute live regelmäßig covert), und natürlich die Nähe zum HipHop, der Musik, mit der Badu selbst einst angefangen hatte. Beides zusammen führt zu einer gezielt auf wenige Akzente bauenden und zugleich konstant funkigen Version von Soul, die sehr kontrolliert Tradition und Innovation aufeinandertreffen lässt. Herausstechend damals wie heute ist Erykah Badus unverwechselbare Stimme und ihr oft fast exzentrischer Gesangsstil, der ihr immer wieder Vergleiche mit Billie Holiday einbrachte.

Erykah Badu stammt aus Dallas, Texas, wo sie, mit wenigen Unterbrechungen und von einer Zweitwohnung in Brooklyn abgesehen, bis heute im Kreise der Familie und ihrer lokalen Community lebt und auch ehrenamtlich aktiv ist. Über das beschauliche Dallas sagt Badu:

"Wir haben Blues. Wir haben Country. Und wir haben Houston. Das eine Autostunde entfernt ist."

Erykah Badu

Sowohl ihre Musik als auch ihre Selbstinszenierung, das betont Erykah Badu in Interviews immer wieder, kommen letztlich aus diesem provinziellen groß-familiären Umfeld, in dem, ganz dem Klischee entsprechend, die Männer zumeist abwesend waren.

"Aufgewachsen bin ich unter Müttern, unter starken Frauen. Ich komme aus einer langen matriarchalen Traditionslinie."

 Erykah Badu

So kann man, wen man will, Erykah Badu verstehen, ihre Mischung aus Bodenständigkeit und Geschichtsbewusstsein auf der einen und Exzentrik und Glamour auf der anderen Seite.

Unberechenbare Selbstinszenierung

Entscheidender Bestandteil des Gesamtphänomens Erykah Badu sind ihre sich ständig erneuernden Selbstinszenierungen. Wenn man etwa nur die überschaubare Fotoserie auf ihrem Eintrag unter discogs.com durchscrollt, bekommt man eine Ahnung davon, wie sich Erykah Badu ganz gezielt von der Idee einer berechenbaren oder vielleicht sogar "authentischen" Außendarstellung abwendet.

Ihre Musik dagegen folgte, bis Anfang der Nullerjahre zumindest, einer stilistisch klaren Linie, nachzuhören auch noch auf ihrer zweiten Studio-LP "Mama's Gun" aus dem Jahr 2000. Erst in der Folgezeit brach Erykah Badu aus ihrem bisherigen musikalischen Rahmen aus, zum Beispiel bei ihrer Mitwirkung auf der epochalen LP "Electric Circus" ihres damaligen Lebensgefährten Common aus dem Jahr 2002, auf dem sich etwa das 8minütige "Jimi Was a Rock Star" findet, ein Tribut an Jimi Hendrix mit Erykah Badu als Co-Autorin und Sängerin.

2003 erschien Erykah Badus dritte LP "Worldwide Underground": "Neo-Soul is dead. Are you afraid of change", stand dort, programmatisch oder auch nicht, auf dem Cover zu lesen. Kernstück des Albums ist das hypnotische "I Want You", das mit seinen über 10 Minuten Spieldauer in jeder Hinsicht den Rahmen ihrer bisherigen Produktionen sprengte. Von der "bei weitem unkommerziellsten R&B-Veröffentlichung des Jahres" sprach das gewöhnlich eher wertkonservative Musikportal allmusic.com, befand das Album aber gleichzeitig auch als ermutigendes Zeichen dafür, welche Abweichungen von gängigen Formaten gerade im R&B-Geschäft dieser Phase möglich waren.

"Neo-Soul is dead"

Auf "Worldwide Underground" folgten fast fünf Jahre Veröffentlichungspause, an deren Ende dann, Anfang 2008, die Vielproduzenten-LP "New Amerykah Part 1" stand. Neben vertrauten Namen aus früheren Alben wie James Poyser, Questlove Thompson (von den Roots) oder Karriem Riggins waren diesmal auch so unterschiedliche Künstler wie der HipHop-Stilist Madlib, Altmeister und Vorbild Roy Ayers und Sa-Ra Creative Partners als Autoren und Produzenten beteiligt. Vor allem das Produzenten-Trio Sa-Ra drückte dieser vielleicht besten, auf jeden Fall aber viefältigsten und abenteuerlichsten LP von Erykah Badu seinen Stempel auf.

"Freeing the slaves and the slave masters" stand als Motto auf dem Backcover von "New Amerykah Part 1", die spätestens mit dieser LP endgültig zu einer der stilbildenden Soul-Künstlerinnen der Nullerjahre aufgestiegen war. Unzählige, nicht immer offizielle Coverversionen, Edits und Remixes waren nur EINE Folge ihrer gerade auch unter Musikern und DJs hohen Wertschätzung. Renommierte Künstler wie Ron Trent, Guy Robin oder der Londoner Broken Beat-Routinier Seiji bereiteten ihre Songs für die unterschiedlichsten Genre-Bedürfnisse neu auf.

Viel gewagter aber als alle Remixes waren einige der Originale auf "New Amerykah Pt. 1", allen voran das von Madlib geschriebene und grandios produzierte "My People". Längst konnte sich Erykah Badu auch solche stilistischen Exkursionen leisten, ohne an Popularität zu verlieren. Auch wenn es diesmal nicht für eine Grammy-Nominierung reichte.

Dafür tauchte Erykah Badu letztes Jahr mit einer Coverversion von Muddy Waters' "Mannish Boy" in einem H&M-Werbespot auf. Und sie leistete sich ein skandalträchtiges Video mit Nacktauftritt, das zumindest in den USA für negatives Aufsehen sorgte. Alles im Jahr 2010, in dem dann auch das musikalisch wieder etwas gemäßigtere Album "New Amerykah Part 2" erschien.


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