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Thomas Loibl liest Jens Bisky: „Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934“

Der Publizist erzählt vom Ende der Weimarer Republik und fragt, ob es anders hätte weitergehen können. Er erinnert dabei auch an Thomas Manns Verteidigung der Demokratie. „1930 dachte er, die NSADAP würde in sich zusammenfallen“, sagt Jens Bisky.

Stand: 09.01.2025 12:05 Uhr

Bayern 2 Salon: Jens Bisky: „Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934“

"Die Leute waren nicht dümmer als wir!"

Jens Bisky auf der Frankfurter Buchmesse 2024

Der Untergang der ersten deutschen Demokratie

Zu den aus guten Gründen immer wieder verhandelten historischen Zäsuren gehören das Ende der Weimarer Republik und die Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland. Mit seinem vielgelobten Buch „Die Entscheidung“ reiht sich der Publizist Jens Bisky insofern ein in einen großen Kreis von Autorinnen und Autoren, die sich eingehend mit dem Untergang der ersten deutschen Demokratie beschäftigt haben. Ausführlich erzählt Bisky von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in den Jahren von 1929 bis 1934 und verfolgt damit auch Entwicklungen über das historische Schlüsseldatum – die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 – hinweg.

Die Unausweichlichkeit der historischen Entwicklung

Eine der vielen Fragen, die Jens Bisky – lange Jahre Feuilleton-Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, heute tätig am Hamburger Institut für Sozialforschung – umtreiben, betrifft die Unausweichlichkeit der historischen Entwicklung. „Der Untergang der Republik war nicht unvermeidlich“, schreibt er. Dieser habe sich aber in großer Folgerichtigkeit vollzogen. Im Buch wie auch im Gespräch erinnert Bisky unter anderem an die sehr milde juristische Behandlung führender Politiker der extremen Rechten. „Was wäre, wenn Hitler weiterhin ein Auftritts- und Redeverbot in der Weimarer Republik gehabt hätte? Der Mann hatte versucht zu putschen und hat dafür nur skandalös kurz im Gefängnis gesessen.“

Kritische Zeitgenossen

Zu den zeitgenössischen Beobachtern, auf die sich Jens Bisky in seiner großen Darstellung stützt, gehören viele kulturelle Repräsentanten, darunter Harry Graf Kessler, Carl von Ossietzky oder Kurt Tucholsky. Auch der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann spielt eine wichtige Rolle in der Vermessung der Krisen- und Umbruchszeit. Im Oktober 1930 hielt Thomas Mann im Berliner Beethoven-Saal eine vielbeachtete Rede mit dem Titel „Appell an die Vernunft“. „Er beschreibt darin auch den faschistischen Stil der Politik“, so Jens Bisky im Gespräch.

Buch und Podcast

Jens Biskys Buch „Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934“ ist im Rowohlt Berlin-Verlag erschienen. Das Hörbuch mit der Gesamtaufnahme, gelesen von Omid-Paul Eftekhari, wurde bei Argon veröffentlicht. Mit freundlicher Genehmigung der Verlage präsentieren wir die Lesung mit Thomas Loibl und das Gespräch mit Jens Bisky im Podcast „Buchgefühl“ in der ARD-Audiothek.


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