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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Adenauer

Die Flugbereitschaft der Bundeswehr mustert die deutsche „Air Force One“ aus: Wegen der vielen Pannen des „Konrad Adenauer“-Flugzeugs standen BundesministerInnen einfach zu oft irgendwo in der Welt herum wie bestellt und nicht abgeholt. Eine Glosse von Gregor Hoppe.

Von: Gregor Hoppe

Stand: 04.03.2024

Konrad Adenauer war ein leidenschaftlicher Rosenzüchter. Er spielte im Urlaub am norditalienischen Comer See gerne Boccia, auch zu Amtszeiten als westdeutscher Bundeskanzler mit den Einheimischen auf der Piazza von Cadenabbia, einem Ortsteil von Griante. Außerdem war er zuvor einst Kölner Oberbürgermeister gewesen, als solcher mittelbar Erbauer der ersten deutschen  Autobahn, er saß unter den Nazis im Knast und sah zu Zeiten der SPIEGEL-Affäre des Franz-Josef Strauß einen – geradezu Hamlet-haft formulierten – „Abgrund an Landesverrat im Lande.“

Bis hierhin dürften das alle eifrigen Mitglieder der Jungen Union intus haben. Aber wer dem Mann in all seinen Fähigkeiten gerechtwerden will, darf nicht verschweigen, dass Adenauer noch unter Kaiser Willem Zwo zwei Lebensmittelpatente erwarb – für ein Schrotbrot und eine Sojawurst.

Das sollte niemand geringachten. Anstatt wie ein später Amtsnachfolger, in sozialdemokratischem Gestus, öffentlich nach Currywurst zu lechzen und mit dem Mangel daran die Scheidung von Ehefrau Illu zu begründen, war Adenauer praktisch und lebensnah genug in seinen Anlagen, sich die Schürze der Versuchsküche umzugürten. Was hätte er also, der womöglich vielen als Biedermann erschien, aber, wenn nötig, stets genug Esprit aufbrachte, zur kaltlächelnden Stilllegung des Regierungsfliegers gesagt, der auf seinen Namen getauft ward? Der deutschen Air Force One? Des Parade-Jets der Bundeswehr-Flugbereitschaft?

Wiederverwendung um jeden Preis kann einen Weg zur CO2-Neutralität aufzeigen

Wir dürfen, aus der Beharrungskraft, die „der Alte aus Rhöndorf“ am Rhein aufbrachte, als man ihn vor Urzeiten aus dem Kanzleramt drängte, verlässlich darauf schließen, dass Adenauer gegen die Außer-Dienst-Stellung formvollendet Sturm gelaufen wäre. Was soll das auch, bitte schön, heißen? „Wegen häufiger Pannen“, so meldet leichthin der SPIEGEL, wird der „Konrad Adenauer“ bei der Lufthansa-Tochter „Lufthansa Technik“ „zum Erstatzteillager.“ Na, das ist ja reizend! Der altersschwache Klipper der Bundeswehr-Flugbereitschaft, der Regierungsmitglieder der Ampel ständig zu unvorhergesehenen Zwischenlandungen zwang, liefert nun Ersatzteile für Linienflieger der Lufthansa?

Sind also die Zeiten zurück, wo der Konservativismus im Politischen wie Privaten auf die Aufbewahrung des schon Angeranzten sich beschränkte? Wiederverwendung um jeden Preis kann einen Weg zur CO2-Neutralität aufzeigen. Aber zahlende Normalpassagiere haben ein Recht auf Ersatzteile, die nicht aus Pannenfliegern stammen!

Vorschlag zur Güte: Für jede ungeplante Zwischenlandung gibt´s bei der Lufthansa künftig einen Snack und einen Softdrink aufs Haus.


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