Bayern 2

     

3

Ende der Welt - Die tägliche Glosse Bayern-SPD

Jetzt geht das bei der Bayern-SPD schon genauso los wie hier beim Fußball. Keine Erfolge ist gleich Chef austauschen und durch einen "der macht jetzt aber wirklich alles besser" ersetzen. Der Sitzt dann, wenn er Glück hat, bis nach der nächsten Wahl auf seinem Posten und dann das Ganze von vorne. Auf der Ersatzbank liegen schon Trikots bereit mit dem Aufdruck „Bayern-SPD - Selten Perspektivloses Desaster“. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 19.07.2024

Man muss es voraus schicken: Die Rahmenbedingungen sind schlecht. Wenn eine SPD geführte Bundesregierung diese Woche das bloße Zustandekommen eines Haushalts für das nächste Jahr als Signal der Stabilität für Europa feiert, dann liegt die Latte definitiv im Tiefparterre. Wie soll sich in so einer Lage ausgerechnet die traditionell fußlahme Bayern-SPD profilieren?

Folgerichtig hat der neue Fraktionschef im Landtag, Holger Grießhammer, nach der Wahl auch als erstes gesagt: „Es ist vollbracht.“ Den Text kennt man sonst aus Todesanzeigen. Deshalb hat er sicherheitshalber nachgeschoben, dass die Fraktion mit seiner Wahl „ein Signal nach außen senden“ würde.

Das hat die Titanic auch getan, nachdem sie den Eisberg gerammt hatte. Und dann hat das Bordorchester bis zum Untergang weitergespielt. Drum hat er noch einen Satz nachgesetzt und gesagt: „Wichtig ist, dass sich die Kolleginnen und Kollegen hinter dem Vorsitzenden versammeln.“

Dann stellt sich die Frage, wo fehlt’s sonst noch?

Ja, da könnte was dran sein. Hinter dem Vorsitzenden ist immer ein guter Platz, wenn der Sturm von vorne kommt. Und wenn sich der Wind dreht, dann stellen sie sich halt vor ihn. Und dann hat man sich noch dazu entschieden, erst einmal mit einer Doppelspitze Grießhammer-Enders aufzutreten, damit sich endgültig gar niemand mehr auskennt.

Aber auch da scheint ein Plan dahinter zu stecken, sagt zumindest der neue parlamentarische Geschäftsführer Volkmar Halbleib. „Von der Ich-Performance zur Wir-Performance“ müsse der Weg der Bayern-SPD jetzt gehen. Eieiei. Das klingt ja schon fast wie „Vom Ich zum Wir“. Der einstige DDR-Slogan zur Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Da kann man nur hoffen, dass das die bayerischen Bauern nicht hören. Zur Sicherheit hat er aber gleich den neuen Fraktionschef Grießhammer gelobt. Der sei ein Gewinn für die Fraktion, weil er wirtschaftlichen Sachverstand mitbringt.

Öha. War der bisher nicht vorhanden in der Fraktion? Dann stellt sich die Frage, wo fehlt’s sonst noch? „Oder faijds gar vom Boa weg“, wie man in Bayern sagt. Solche Art unheilbarer Knochenfäule will man der SPD um Gottes Willen nicht wünschen, auch wenn sie mit zuletzt 8,4% bei der bayerischen Landtagswahl nicht wirklich weit davon entfernt scheint.

Deswegen will Holger Grießhammer die ziemlich linke Bayern-SPD auch wieder in die Mitte rücken. Mit so einem Rechtsruck könnte er bei der eigenen Bundesinnenminsterin Faeser zum Verdachtsfall werden. Aber Wahlkampfsprüche wie zuletzt der von Kevin Kühnert in Berlin: „Wir machen den Döner drei Euro!“ gehen womöglich dann doch haarscharf an der Stammwählerschaft vorbei. Sofern es die überhaupt noch gibt. Letztlich bleibt Bayern ein konservatives Land und da ist eine königlich bayerische Sozialdemokratie alternativlos.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


3