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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Ju-äitsch-enn-dabbelju-ei

Altes Thema, neue Zahlen: Die Superreichen werden immer reicher. Dass der Teufel auf den größten Haufen scheißt, wussten wir auch vor der neusten Studie von Boston Consulting schon. Aber einige Ergebnisse und Schlüsse sind trotzdem ganz interessant … Eine Glosse von Roland Söker.

Von: Roland Söker

Stand: 15.07.2024

Wenn heute ein Vermögensberater bei Ihnen anruft, der Ihnen mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz eine Finanzanlage empfiehlt, dann gehen Sie vermutlich heute nicht im Supermarkt einkaufen.

Hä? Sie verstehen kein Wort? Das verstehe ich. Vermutlich haben Sie noch nicht den gestern veröffentlichten Global Wealth Report, den Globalen Wohlstandsbericht von Boston Consulting gelesen. Warum sollten Sie auch. Sie sind ja vermutlich kein Ju – äitsch – enn – dabbelju – ei.  

Nie gehört? Das ist die Abkürzung für Ultra High Net Worth Individual. Das brauche ich Ihne jetzt nicht wörtlich zu übersetzen, es bedeutet ganz einfach: Menschen mit mehr 100 Millionen Dollar Finanzvermögen.

3.300 solche Ju – äitsch – enn – dabbelju – eis leben in Deutschland. Damit steht Deutschland nach USA und China an dritter Stelle, sagt Boston Consulting. Das ist keine sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtung, sondern eine Unternehmens- und Strategieberatung. Und dort hat man natürlich auch die Ju – äitsch – enn – dabbelju – eis der Welt immer im Blick.

Innerhalb eines Jahres sind 300 Ju – äitsch – enn – dabbelju – eis dazugekommen, was wohl auch an einem interessanten Phänomen liegt, dass Boston Consulting ebenfalls herausgefunden hat: Je höher das Anfangsvermögen, desto höher die prozentualen Zuwächse. Menschen mit 100 Millionen Finanzvermögen konnten dieses um 10 % steigern, Menschen mit unter 250.000 nur um 1,5 %. Das bedeutet nicht mal Inflationsausgleich, was auch die Hoffnungen aller Leute mit ner Viertelmillion auf dem Konto zunichtemacht, sie könnten eines Tages zu den Ju – äitsch – enn – dabbelju – eis – oder wenigsten zu den Äitsch – enn – dabbelju – eis mit ein- bis zweistelligem Millionenvermögen aufschließen.

Deppen, die von der Stange kaufen müssen

Die mit weniger als 250.000 Dollar Finanzvermögen werden übrigens von Boson Consulting als „Retail“ bezeichnet, wörtlich übersetzt „Einzelhandel“. Und da es ja um Menschen und nicht Unternehmen geht, vermute ich, dass mit „Retail“ gemeint ist, dass die 66 Millionen Vertreter dieser Gruppe noch im Online- oder Einzelhandel einkaufen und auf der Suche nach Sonderangeboten ihr kümmerliches Leben fristen. Flapsig gesagt: Deppen, die von der Stange kaufen müssen.

Insgesamt ist Boston Consulting trotzdem nicht ganz so zufrieden mit der Entwicklung der Finanzvermögen und empfiehlt Vermögensmanagern daher den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um Zeit zu sparen und sich mehr auf die – Zitat: „menschlichen Aspekte der Kundenbeziehungen“ zu fokussieren. Ein Schelm, wer jetzt an rauschende Parties auf Millionärsyachten denkt.

Ganz ohne künstliche Intelligenz stellt die Studie übrigens auch fest, dass die Vermögensverteilung in Deutschland „überdurchschnittlich ungleich“ ist. Zumindest den Satz der der Studie sollten amtierende Finanzminister, Bundeskanzler und Ju – äitsch – enn – dabbelju – ei – Oppositionsführe


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