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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Die rätselhafte Welt des Fußballs

Die Fifa hat schon vergeben, und jetzt auch noch die UEFA: die jeweiligen Länder, in denen die kommenden Welt- und Europameisterschaften ausgetragen werden. Der Trend geht eindeutig zur Viel-Länderei… Eine Glosse von Johannes Marchl.

Von: Johannes Marchl

Stand: 11.10.2023

In Deutschland gibt es ja die herrliche Eigenschaft einiger Verben doppeldeutig zu sein. Beispiel „Bewegen“. Da kann es sein, dass mich mein Leibesumfang dazu bewegt, mich zu bewegen – oder auch nicht. Oder ich schaffe es mir einen Mercedes anzuschaffen, weil ich so viel schaffe. Zu dieser Kategorie zählt auch vergeben.

Nehmen wir das Beispiel Fifa. Oder noch besser das ihres Präsidenten. Dem Großmeister der fragwürdigen Vergabe, Gianni Infantio. Der hat gerade bekannt gegeben, wer die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 ausrichten darf, an wen die Fifa sie also vergibt. Gleichzeitig wissen wir jetzt auch, warum Gianni „Gianni“ heißt. Denn nicht umsonst kommt Gianni von Giovanni, dem deutschen Johannes. Was wiederum „Gott ist gnädig“ bedeutet. Und so hat der Gianni gottgleiche Gnade walten lassen und die WM 2030 gleich an sechs Länder vergeben.

Und: nein, Katar ist diesmal nicht dabei. Dafür ging sie an – absoluter Rekord – sechs Länder auf drei Kontinenten. Uruguay, Argentinien und Paraguay, Marokko, Portugal und Spanien. Auf dass die Geldflüsse nicht wie der einst reißende Jordan zu einem armseligen Rinnsal verkümmern mögen. Da sei Gianni vor. Und weil damit im Prinzip alle Konkurrenten bedient sind, steht jetzt Saudi Arabien voller Erwartung vor dem Vergabe-Tor für 2034. Bleibt nur die Frage, ob das der liebe Gott dem Gianni auch noch gnädig vergeben wird, oder ihn zu einem Namenswechsel zwingt.

Die Vergabe so heißt es: reine Formsache

Solche Probleme hat das europäische Pedant der Fifa, die UEFA nicht. Die hat halt auch nur einen Kontinent… und nachdem Russland mit einem Dropkick in den Fußballhintern aus der Bewerberriege verabschiedet wurde, ist die UEFA froh, überhaupt Bewerbungen zu haben. Also: 2028 wird die Männer-Fußball-EM in Großbritannien und Irland ausgetragen. Immerhin auch fünf Länder, die aber wenigstens in nächster Nähe zueinander liegen: England, Schottland, Wales, Nordirland und Irland. Und 2032 dann Italien und die Türkei.

Die Vergabe so heißt es: reine Formsache. Aber wir in Deutschland warten ja eh erstmal darauf, wie die Europameisterschaft nächstes Jahr läuft; auch hier in Bayern. Und über eines sollten wir schon mal definitiv froh sein: dass Augsburg kein Austragungsort sein wird. Denn in Augsburg ist gerade einem Lokal sein Michelinstern abhanden gekommen. Nicht dass er nicht mehr an es vergeben worden wäre: geklaut! Und wer weiß schon, ob an Orten, wo Sterne geklaut werden, Pokale sicher sind.

Auch wenn sie so hässlich sind, wie der Henkelpokal für den Europameister, das würde Augsburg niemand vergeben.


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