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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Dinge, über die wir uns nicht mehr aufregen!

In diesen Krisenzeiten müssen wir uns nicht über alles aufregen: Auch nicht über Laubbläser, bellende Plastikhunde oder Riesenkürbisse. Eine Glosse von Wolfram Schrag.

Von: Wolfram Schrag

Stand: 10.10.2023

Es sind aufreibende Zeiten. Es sind anstrengende Zeiten. Und es sind Zeiten, in denen wir uns richtig aufregen können. Egal, wohin man schaut, Krisen, Kriege und Konflikte. Wo bleibt da die Leichtigkeit? Zum Beispiel, wenn an einem Herbstmorgen die Sonne viele bunte Blätter erleuchtet. Wenn der Morgen noch ein wenig nach Sommer riecht. Moment, es riecht hier eigentlich gar nicht nach Sommer, sondern nach einem Zweitaktgemisch. Und es ist auch gar nicht beschaulich.

Vielmehr gibt es ein immer wieder aufheulendes leicht kreischendes Geräusch. Ach ja, die Herbstzeit, wenn der Nachbar seinen Laubbläser anwirft. Seit er im Ruhestand ist, sucht er sich eine sinnvolle Beschäftigung. Und so jagt er seit Wochen die fallenden Blätter. Doch bevor wir weiter finster über die Rente mit 70 nachdenken. In diesen Krisenzeiten ist ein Laubbläser auch ein Ausdruck für deutsche Gründlichkeit, für Ordnungssinn und ja, für Normalität. Den Apologeten des Untergangs, die es in Deutschland mit jedem Tag mehr gibt, sei gesagt, dass dieser warten muss, solange Deutschland noch seine Laubbläser auspackt.

Und auch sonst ist noch viel von deutscher Ordnungsliebe vorhanden, manche sagen vielleicht auch Spießertum. Zum Beispiel in Esslingen am Neckar, einem beschaulichen Städtchen, das viel Wert auf Tradition und auf Ordnung legt. Dort hat jetzt ein Künstler einen Hund aus Plastik geformt. Und dieser 90 Zentimeter hohe Hund, der den Namen Iwan der Schreckliche trägt, sitzt an einem Bürgersteig. Das ist schon mal angsteinflößend.

Hunde, die bellen, beißen nicht.

Noch mehr wird sich diese einstellen, sobald sich ihm Radfahrerinnen und Radfahrer nähern. Dann bellt er nämlich. Das Ganze gilt aber eher als politische Performance, denn der Attrappenhund soll eigentlich gar nicht Radler anbellen. Vielmehr will der Aktivist den Gemeinderat auffordern, endlich klar zu entscheiden, wer eigentlich in Esslingen das Sagen hat auf dem Bürgersteig. Traditionell scheinen das eher Fußgänger zu sein. Man könnte sagen, das ist eine ganz ordentlich verbellte politische Botschaft.

Aber es gilt auch hier der Grundsatz: Hunde, die bellen, beißen nicht. Also, wieso sich groß Gedanken machen, was der Esslinger so denkt. Wir werden es eh nie endgültig erkunden. In einem anderen Punkt haben wir seit diesem Wochenende aber Klarheit: Ein Bayer hat den größten Kürbis. Bei den deutschen Meisterschaften hat ein 20-jähriger aus dem schwäbischen Landkreis Günzburg den ersten Preis gewonnen.

Der Kürbis Atlantic Giant bringt es auf über eine Tonne. In Spitzenzeiten wuchs er rund 30 Kilo pro Tag und soff zwei Mal die Woche 1000 Liter Wasser. Immerhin das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der junge Mann hat sich damit einen Kindheitstraum erfüllt. Er verfolgte dieses Ziel seit dem achten Lebensjahr. Wir sehen das glückstrahlende Gesicht des jungen Züchters mit den Urkunden in der Hand. Mein Kürbis.


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