Bayern 2 - radioWelt


0

Ende der Welt - Die tägliche Glosse E-Bike-Tuning

In Unterfranken hat die Polizei kürzlich ein getuntes E-Bike sichergestellt. Der Vorfall macht darauf aufmerksam, dass Tuning vor scheinbar umweltfreundlichen Fahrzeugen nicht halt macht. Der Tuning-Branche stehen goldene Zeiten bevor ... Eine Glosse von Roland Söker.

Von: Roland Söker

Stand: 26.09.2023

Mit dem Begriff „Tuning“ verbindet man gemeinhin aufheulende Motoren, röhrende Auspuffanlagen, breite Schlappen und auffällige Plastikanbauten an Autos. Letztere waren einst als Spoiler bekannt, lange bevor das Wort spoilern zum Begriff für das verfrühte Ausplaudern von Geschichten- oder Filmplots wurde.

So ändern sich die Zeiten. Nicht, dass es das klassische Auto-Tuning nicht mehr gäbe. In ländlich geprägten Gebieten wie der Leopoldstraße in München fahren wohl mehr umfassend getunte, geblähte und gespoilerte Fahrzeuge herum als je zuvor. Nur dass Tuning eben heute nicht mehr das armselige Herumbasteln an älteren Opel-Modellen bedeutet, sondern vor allem einfamilienhausteure Sport- und Luxusfahrzeuge noch teurer und vor allem lauter gemacht werden.

Dass das so bleibt, dafür gibt es sogar einen Verband der Automobiltuner VDAT, der mit dem Claim „Tune it. Safe“ dafür wirbt, dass das Wachstum von Motorleistung und Spoilern bitte mit entsprechendem Wachstum der Bremsbacken einhergehen möge.

Einen Verband der E-Bike Tuner VDET gibt es noch nicht, aber das ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, denn Tuning-Kits für E-Bikes gibt es natürlich längst. Und so verwundert die Schlagzeile nicht, dass in Schweinfurt am vergangenen Sonntag ein 29-jähriger mit einem E-Bike gestoppt wurde, dass auf eine Geschwindigkeit von 50 km/h getunt wurde und damit aus rechtlicher Sicht zu einem Kleinkraftrad mutiert war, dass dem Fahrer eine entsprechende Betriebserlaubnis und nebenbei auch noch einen Führerschein abverlangt hätte. Hätte, hätte E-Bike-Kette - und so wurde das Tuningobjekt sichergestellt, wie es im polizeideutsch so schön heißt.

Um sein E-Bike heute schneller zu machen, braucht man sich nicht mal mehr die Finger schmutzig zu machen

Das Tuning-Potenzial im E-Bike-Sektor wurde wahrscheinlich noch nicht ausreichend erkannt, ist doch die Klientel der heutigen E-Bike-Rentner in den 70er Jahren mit Mofa-Tuning groß geworden. Und um sein E-Bike heute schneller zu machen, braucht man sich nicht mal mehr die Finger schmutzig zu machen. Ein neuer Chip rein und schon flitzt man der staunenden Senioren-E-Bike-Gruppe behende davon. Und zieht nebenbei auch die Youngsters auf dem E-Scooter beim Ampelstart locker ab.

Wobei gerade dort auch noch ein erhebliches Tuning-Potenzial verborgen steckt. Viel zu viele der Steh-Flitzer stehen bekanntlich überall im Weg herum. Weil sie doch noch zu langsam sind. Warum sollte man zusätzlich Chip-Leistung nicht einfach per App dazu buchen können. Dann fahren noch fette Trittbrettspoiler aus, auf der zur Not auch mal drei, vier zusätzliche Mitfahrer stehen können. Und schon ist der E-Scooter die Alternative zum Flugtaxi.

Naja, wenn nicht der VDFT, der Verband der Flugtaxi-Tuner bis dahin entsprechende Kits anbietet. Ein paar Zusatzrotoren und Spoilern sollen da ja wahre Wunder bewirken ...


0