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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Geckos Lichtmess

Warum der Gecko das Zootier des Jahres ist? Dafür gibt es mindestens zwei Gründe: Zum einen ist er vom Aussterben bedroht. Zum anderen könnten sich Politikerinnen und Politiker ruhig ein Beispiel an ihm nehmen, sich Haftlamellen besorgen und ihre Reden kopfunter von der Kuppel des Reichstages halten. Eine Glosse von Johannes Marchl.

Von: Johannes Marchl

Stand: 01.02.2024

Es gibt Kirchenfeste im katholischen Jahreskreis, die sind eindeutig. Schon der Name sagt, was da gefeiert wird. Zum Beispiel Christi oder Mariä Himmelfahrt. Klar, aufgefahren in den Himmel… und damit jetzt mit festem Wohnsitz über den Wolken. Andere Festtage sind dagegen schon sehr viel schwerer abzuleiten.

Zum Beispiel der von morgen: Mariä Lichtmess. Muss also was mit Maria zu tun haben und Licht, das gemessen wird. Klug, wie ich bin, habe ich nachgeschaut – und ich mache es kurz: Maria hat ihr Jesuskind – wie es Brauch war – am 40 Tag nach der Geburt in den Tempel gebracht. Zum ersten Mal. Dort treffen sie – wahrscheinlich neben einigen Pharisäern - die Propheten Hanna und Simeon und die erkennen in dem Kindlein das Licht der Welt. Für uns eher profan als prophetisch orientierte Bundesrepublikaner 2.024 Jahre später ist Mariä Lichtmess immer das Zeichen, dass der Winter sich zu Ende neigt, dass die Tage wieder länger werden.

Und alle freuen sich darüber… Wirklich alle? Wir wissen aus sicherer Quelle, dass es auch Individuen gibt, die die Lichtmessorgie mit wachem und kritischem Glubschauge betrachten: zum Beispiel das gestern neugekürte Zootier des Jahres, der Gecko! Liegt ja auf der Hand. Der Gecko ist nachtaktiv und weniger Nacht bedeutet weniger Aktivität und damit weniger Fressen. Punkt.

Die Antwort ist leider so banal wie wahr

Bleibt die Frage, warum ausgerechnet eine nachtaktive Echse in Anbetracht des ja eher am Tag besuchten Tiergartens Zootier des Jahres wird. Und sich damit immerhin in die schillernde Reihe mit dem Java Pustelschwein, der kambodschanischen Scharnierschildkröte- und dem Rotohrenara aus Bolivien einreiht.

Die Antwort ist leider so banal wie wahr. Zum einen haben wir es geschafft, dass der Gecko – der ja als Echse seit etwa 50 Millionen Jahren die Erde bevölkert – vom Aussterben bedroht ist. Zum anderen könnte er als Beispiel dienen, speziell für Politikerinnen und Politiker. Denn der Gecko hat eine großartige Gabe. Er kann aufgrund seiner Haftlamellen unter den Füßen Glasscheiben hochlaufen und sogar kopfunter an Glasdächern kleben.

Und das stelle ich mir jetzt gerne vor, wie beispielsweise Olaf Scholz und Friedrich Merz - geckoähnlich wie sie sind - in trauter Haftlamellen Zweisamkeit die neue Attraktion im Bundestag werden – wenn sie die Glaskuppel des Reichstag erklimmen und von dort oben ein überwältigendes Rededuell starten in der Generaldebatte… Wobei man die beiden warnen sollte: einer der Gründe, warum der Gecko bedroht ist, liegt daran, dass ihm besondere Heilkräfte zugeschrieben werden.

Die Folge: zu Pulver zermahlt, als Tee aufgebrüht, in Alkohol eingelegt – so endet manch ein Gecko – und da war er noch nicht mal Zootier des Jahres…


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