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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Maus-Entführung

Die Maus von der Sendung mit selbiger, die vor dem WDR steht, wurde entwendet, um auf geplante Kürzungen im Bildungsbereich aufmerksam zu machen. Das haben jetzt Aktivisten aufgenommen, um auf die Unzufriedenheit mit der SPD aufmerksam zu machen. Die Willy Brandt-Statue steht jetzt auf der Straße mit dem Rücken zur Parteizentrale und es sieht so aus, als ob Brandt gerade rauskommt. Um seinen Hals hängt ein Schild mit der Aufschrift „Dann kann man nur noch austreten“. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 18.10.2024

Wir leben in infantilen Zeiten. Man erklärt uns als erwachsenen Menschen, dass wir ersticken können, wenn wir uns Plastiktüten über den Kopf ziehen und schreibt auf Kaffeebecher die Warnung „hot“.

Da passt es gut ins Bild, dass eine NGO jetzt ausgerechnet die Maus, also die aus der Kindersendung, in Köln entführt hat, um gegen geplante Kürzungen im Bildungsbereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu protestieren. Da können sich die Aktivisten locker machen: Am Bildungsangebot auf Lach- und Sachgeschichten-Niveau wird nicht gespart werden.

Der WDR- Programmdirektor hat auch gleich reagiert und, ganz dem infantilen Zeitgeist folgend, von „kidnapping“ gesprochen. Wenn ich „kidnapping“ höre, dann synapsiert’s bei mir aber ganz anders. Da denke ich nicht an eine mannshohe Plastikmaus. Aber gut.

Wobei die Maus ja schon wieder aufgetaucht ist

Diebstahl ist es auf jeden Fall, heißt’s. Wobei die Maus ja schon wieder aufgetaucht ist. Zwar in Mainz, aber bis Ende der Woche soll sie ja wieder in Köln sein. Na dann ist ja die Sendung mit der Maus am Sonntag auf jeden Fall gerettet.

Das ZDF allerdings sollte vorsorglich schon mal Personenschutz für die Mainzelmännchen beantragen, die stehen bestimmt auch auf der Liste. Ein Glück, dass der HR, der SWR und selbst der WDR andere Figuren schon seit längerem in Ruhestand geschickt haben, Das „Walroß Onkel Otto“ oder die „Telemiezen“ und „Ute, Schnute, Kasimir“. Sonst drohte am Ende ein deutscher Herbst der Tele-Maskottchen.

Und man stelle sich vor, der BR hätte sich auf dem Höhepunkt des Gottschalk-Hypes vor 25 Jahren dazu hinreißen lassen, vor dem Funkhaus in München eine Thomas-Gottschalk-Figur aufzustellen. Die wäre nach der aufgeheizten Diskussion jetzt sicher auch weg. In woker Geiselhaft. Und niemand würde Lösegeld zahlen.

Wovon auch, die Kassen der Öffentlich- Rechtlichen sind leer. Deswegen haben die Aktivisten ja auch gut daran getan, kein Lösegeld für die „Maus“ zu verlangen. Womöglich hätte man sonst die geplanten Kürzungen am Ende noch mit den Kosten für das Maus-Lösegeld begründet.

Ach, apropos Maus: Was ist eigentlich mit der gelben Ente? Und vor allem mit dem blauen Elefanten? Wenn ich heute an einen „blauen Elefanten“ denke, dann denke ich fast schon automatisch politisch.

Gut, der blaue Elefant in der Sendung ist kleiner als die Maus, das kann als Statement des Senders gelesen werden, aber trotzdem. Mit einem „blauer-Elefant-Kidnapping“ muss jederzeit gerechnet werden. Potenzielle Entführer seinen allerdings vorgewarnt. Ja nicht mit Benjamin Blümchen verwechseln! Dessen  „Törööööö“ haltet ihr maximal bis zur ersten Autobahn-Raststätte aus.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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