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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Tiernamen

Der Wiener Zoo will die Namen seiner Tiere künftig nicht mehr als „Marketinginstrument“ einsetzen, teilte der dortige Direktor vor ein paar Wochen mit. Allerdings sollen die Tierbabys entgegen anderslautenden Berichten weiterhin einen Namen bekommen. Den Elefanten Tonga, Numbi und Abu droht diesbezüglich also keine unmittelbare Gefahr, und auch Eisbär Ranzo, Giraffe Amari und Krokodil Durango müssen sich nicht grämen, aber so, wie es aussieht, bekommen sie halt keine neuen Werbeverträge. Dabei könnte ein Krokodil wie Durango doch glaubwürdig Büffelmozzarella oder Zebratomaten anpreisen. Eine Glosse von Peter Jungblut.

Von: Peter Jungblut

Stand: 05.09.2023

Der Wiener Zoo will die Namen seiner Tiere künftig nicht mehr als „Marketinginstrument“ einsetzen, teilte der dortige Direktor vor ein paar Wochen mit. Allerdings sollen die Tierbabys entgegen anderslautenden Berichten weiterhin einen Namen bekommen. Den Elefanten Tonga, Numbi und Abu droht diesbezüglich also keine unmittelbare Gefahr, und auch Eisbär Ranzo, Giraffe Amari und Krokodil Durango müssen sich nicht grämen, aber so, wie es aussieht, bekommen sie halt keine neuen Werbeverträge. Dabei könnte ein Krokodil wie Durango doch glaubwürdig Büffelmozzarella oder Zebratomaten anpreisen. Krokodile verstehen bekanntlich auch was von Mundhygiene, aber wie dem auch sei: Tiere sollen nicht mehr vermenschlicht werden.

Umgekehrt gilt das übrigens genauso: Die internationale Tierschutzorganisation PETA warnte davor, Menschen als „Ratte, Angsthase, Schwein, Kuh oder Ziege“ zu beschimpfen. Besser seien neutrale Fachbegriffe wie „Verräter, Feigling, Arsch, Kohlkopf oder Dickschädel“. Alles andere diskriminiere die Tiere. Mal sehen, ob sich unsere Politiker daran halten. Die Tölpel, Hornochsen und Kamele werden es ihnen ebenso danken wie die Ziegen, Gänse und Puten, womit wir natürlich direkt bei Hubert Aiwanger wären, der sich mal darüber beschwerte, dass ausgerechnet die „Hornochsen das Gehör der Medien“ fänden.

Tierische Vergleiche bieten sich also nicht immer als Marketinginstrument an

Wobei, das Gehör der Medien ist ja für Politiker noch nicht ganz so unheilvoll wie das Gehörn der Medien, offenbar eine Unterart der Wiederkäuer. Für manche von ihnen ist Aiwanger ja inzwischen ein rotes Tuch, das auf Leitartikler irgendwie aufreizend wirkt, jedenfalls schnauben und stampfen sie zwischen den Absätzen. Mal abwarten, wie die Corrida endet. Wer meint, Markus Söder sei in dieser Arena der Torero, täuscht sich: Er wurde von Wirtschaftsminister Robert Habeck vielmehr als „Kamel im positiven Sinn“ bezeichnet, weil er auf dem Weg durch die Corona-Wüste so viel Zähigkeit bewiesen habe. Ein echt tierisches Lob, dem weder das Kamel im negativen Sinn, noch das Kamel im eigentlichen Sinn standhalten können. Letzteres kann ja im Sandsturm Nüstern, Augen und Ohren verschließen, aber Söder verliert dabei nicht mal die nächste Landtagswahl aus dem Blick, was in windigen Gegenden wie Bayern rein evolutionär einen erheblichen Überlebensvorteil mit sich bringt.

Das ist nicht zu unterschätzen, seit Außenministerin Annalena Baerbock im letzten Karneval nach eigener Aussage damit liebäugelte, als Leopard durch Aachen zu pirschen und Christian Lindner den Jagdschein gemacht hat. Kein Wunder, dass Olaf Scholz auf eine Kinderfrage gestand, über sein Lieblingstier müsse er „länger nachdenken“. Seit ihm Wirtschaftsblätter vorwerfen, regelmäßig von Weinbergschnecken überholt zu werden, kommt da eigentlich nur noch die Seeanemone in Frage, die bewegt sich angeblich einen Zentimeter pro Stunde, wenn auch nicht immer voran.

Tierische Vergleiche bieten sich also nicht immer als Marketinginstrument an, da hat der Wiener Zoo schon recht. Die Tränen von Krokodil Durango müssen wir aushalten!


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