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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Weihnachtsmärkte des Grauens

2500 Weihnachtsmärkte gibt es in Deutschland, die spätestens diese Woche alle eröffnen. Und alle blicken sie natürlich auf eine lange Tradition zurück, sind bekannt für ihren ach so einzigartigen Flair und ihrem Duft von Zuckerwatte, Frittierfett und erbrochenem Glühwein. Es sind Festtage der Authentizität! Eine Glosse von Uli Höhmann.

Von: Uli Höhmann

Stand: 27.11.2023

Die 10 schönsten Weihnachtsmärkte, die 20 größten, die queersten und die grellsten, die grünsten und die weißtesten Weihnachtsmärkte – sie alle machen spätestens diese Woche ihre Buden auf. Über 2500 Weihnachtsmärkte gibt es in Deutschland und alle, alle sind natürlich ganz einzigartig in ihrer Tradition, ihrem Flair und ihrem Duft aus Zuckerwatte, Frittierfett und erbrochenem Glühwein. Ich fass es nicht, ist das authentisch hier! Deshalb kommt hier meine persönliche Hot-List mit den drei ultimativen Weihnachtsmärkten, wie ich sie mir wünsche: so authentisch, dass es weh tut.

Auf Platz 3: Bad Lamettingen an der Blech. Der Marktfleck im Schrottgau ist bekannt für seinen Original-Lametta-Markt. Dem Besucher wird sich das breite Sortiment von Zahnseide, Harfen, Eierschneidern und rustikaler Naturkosmetik nicht sofort erschließen.

Dafür lohnt sich ein Blick in die Geschichte des Ortes: Seit 1482 ist in Bad Lamettingen die Lamettaproduktion urkundlich belegt – damals reich unterstützt von der Kirche, da man Lametta für die Zahnseide der Engel hielt.

In dem historischen Gebäude ist heute der Weihnachtsmarkt

Im 18. Jahrhundert wird hier die erste Lametta-Börse eröffnet. In dem historischen Gebäude ist heute der Weihnachtsmarkt. Dort finden Sie die mit Lametta bespannten Original-Bad-Lamettinger-Taschenharfen aus dem Biedermeier – klanglich nur schwer zu unterscheiden von Eierschneidern, böse Zungen sagen, es sind Eierschneider – wie auch das Original Bad Lamettinger Weihnachts-Peeling, das im wesentlichen aus parfümierten Metallspänen besteht und einen rostrosigen Teint verleiht. Unbedingt probieren: Lamettastrudel und frittierte Nockenwellen.

Platz 2: Handabhausen. In diesem vollkommen abgeschiedenen Städtchen an der B0815 nach Nieder-Fingla wird alles noch per Hand gemacht. Herrlich! Hier wird authentisch groß geschrieben – was falsch ist, denn es ist ein Adjektiv. Die Buden des weihnachtlichen Handwerkermarkts sind krumm und es gibt kaum etwas zu kaufen, dafür ist es sauteuer und schmeckt nicht. Unvergessen das Original-Handabhausener Fingerfood.

Platz 1: Bad Alking – die Heimatstadt von Alk van Flandern, dem Erfinder des Glühweins. Sage und schreibe 880 Glühwein-Stände erstrecken sich über das gesamte Areal der Altstadt vom Alkmarkt über die Alte Alkerei, dem Alkeum bis hinunter zum Alketor.

Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei: Sei es Alks Klassiker mit seinen beliebten Aromen von Zimt und toter Maus, oder älteren Rezepten wie dem Flammbier, Glutmost oder Höllessig, der nach übermäßigem Genuss empfindlichen Mägen die Schleimhaut vulkanisiert – der Legende nach gehen sie alle zurück auf ein altes Frostschutzmittel der Goten. Doch erst Alk van Flandern kam auf die geniale Idee, es auch innerlich anzuwenden.

Geheimtipp: die Sonderausstellung zu Alk van Flanderns Experimente mit Spaltprodukten. Die Gegend jenseits der Alkinger Au ist noch heute verwüstet.


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