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Familie Grimm Das Thema

Stand: 16.09.2008 | Archiv

Die Brüder Wilhelm und Jacob Grimm | Bild: picture-alliance/dpa

Neun Kinder wurden dem Ehepaar Philipp Wilhelm und Dorothea Grimm in ihrer nur knapp dreizehnjährigen Ehe geboren. Als der Vater 1796 im Alter von 44 Jahren starb, waren sechs Kinder noch am Leben: Jacob (1785), Wilhelm (1786), Carl (1787), Ferdinand (1788), Ludwig Emil (1790) und die einzige Tochter Charlotte (1793). Da die Mutter mit bescheidenen Mitteln zurechtkommen musste, holte Tante Henriette die beiden Ältesten zu sich nach Kassel. Sie war Kammerfrau am landgräflichen Hof und konnte gerade eben so viel Geld aufbringen, um die zwei Neffen aufs Lyzeum zu schicken. Jacob und Wilhelm hielten ihr ganzes Leben lang zusammen wie Pech und Schwefel - bis zu Wilhelms Tod im Jahr 1859.

Jacob und Wilhelm

Die Brüder Wilhelm und Jacob Grimm

Am Gleichklang der Temperamente kann es nicht gelegen haben, denn Jacob, der Ältere, war verschlossen und wenig kontaktfreudig, sein um ein Jahr jüngerer Bruder Wilhelm hingegen war ein fröhlicher und geselliger Mensch. Und doch - weder eine Frau noch das liebe Geld vermochten je einen Keil zwischen die beiden Brüder zu treiben. Man warf das Geld in einen Topf und niemals gab es den geringsten Zwist darüber. "Wir wollen uns nie trennen, und gesetzt, man wollte den einen anderswohin tun, so müsste der andere gleich seinen Dienst aufsagen."

Profession und Leidenschaft

Jacob und Wilhelm Grimm wussten, dass das historische Erbe der deutschen Vergangenheit nur im Zusammenhang mit den Traditionen anderer Kulturen erforscht und verstanden werden kann und bezogen germanische, romanische und slawische Völker mit ein. Jacob hat mit bewundernswertem Fleiß durch Sammlung und Strukturierung des linguistischen Materials die Grundlagen für die deutsche Sprachwissenschaft und Volkskunde gelegt, die bis heute fruchtbar und gültig sind, z.B. "Deutsche Grammatik", "Deutsche Rechtsaltertümer", "Deutsche Mythologie", "Geschichte der deutschen Sprache". Sein Bruder Wilhelm befasste sich mit der Runenforschung, gab mittelhochdeutsche Texte heraus und "Die Deutsche Heldensage". In fortgeschrittenem Alter haben die Brüder das Grundlagenwerk der historischen deutschen Wortforschung begonnen, das "Deutsche Wörterbuch", dessen bisher letzter (33.) Band im Jahr 1961 erschienen ist.
Das klingt nach Stubengelehrtheit, doch die Brüder Grimm waren auch politisch aktiv. So gehörten beide zu den sieben Göttinger Professoren, die gegen die Aufhebung der Verfassung von 1833 protestierten, was ihnen 1837 eine Amtsenthebung beschied, die Brüder aber nicht davor abhalten konnte, vier Jahre später als Mitglieder in die Preußische Akademie der Wissenschaften einzuziehen.

Die "Kinder- und Hausmärchen"

Im Volke berühmt wurden die Brüder durch ihre Märchensammlung. 1812 erschien der erste Teil der "Kinder- und Hausmärchen", 1815 der zweite und 1822 ein dritter Teil mit Varianten und Anmerkungen. Insgesamt trugen die Brüder mit rund 40 Mitarbeitern 240 Märchen zusammen, nicht nur, "weil diejenigen, die sie bewahren sollen, immer seltener werden, sondern auch, weil wir mit herbstem Schmerz Deutschland in Fesseln geschlagen sehen. Man sucht nicht nur in der Vergangenheit einen Trost, auch die Hoffnung ist natürlich, dass diese Richtung zu der Rückkehr einer anderen Zeit etwas beitragen könne". Wilhelm oblag es, die erotisch anzüglichen Stellen zu streichen und auf den erbaulichen pädagogischen Charakter der Märchen zu achten. Den ganz großen Erfolg der Sammlung begründete die Ausgabe letzter Hand von 1825, genannt die "Kleine Ausgabe", weil sie nur 50 Märchen enthielt und vom Brüder Ludwig Emil sehr schön illustriert wurde.
Die "Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm" sind bis heute das am weitesten verbreitete deutschsprachige Buch. Grimm-Herausgeber Heinz Rölleke weiß warum: "Das Märchen ist lebendig, weil es wie kaum ein anderes Kunstwerk Wirklichkeit und Möglichkeit des Menschen in so einfachen wie zeitüberdauernden Figuren, Konstellationen, Motiven und Bildern vorstellt."


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