Bayern 2 - radioWissen


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Das Thema "Schläft ein Lied in allen Dingen …"

Stand: 21.08.2014 | Archiv

Joseph von Eichendorff  | Bild: picture-alliance/dpa

Leben

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wird am 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien als zweites von fünf Kindern einer Gutsherrenfamilie geboren. Er gehört somit dem schlesischen Landadel an. Seine Erziehung ist katholisch geprägt, die Eltern legen Wert auf Bildung, die Kinder haben in dem lebhaften, großen Haushalt genügend Freiräume und leben im engen Kontakt mit der Natur. Eichendorff und sein älterer Bruder Wilhelm, mit dem ihn eine enge Beziehung verbindet, besuchen das Matthias-Gymnasium in Breslau und studieren zwischen 1805 und 1808 zunächst in Halle, dann in Heidelberg Jurisprudenz und Kameralistik. Die Brüder kommen in beiden Städten mit Dichtern der Romantik wie Achim von Arnim und den Geschwistern Brentano in Kontakt und hörten Vorlesungen über Philosophie und Ästhetik bei Joseph Görres. Doch weil das heimatliche Gut Lubowitz in große wirtschaftliche Nöte geraten ist, müssen beide Brüder einen Brotberuf ergreifen, obwohl sie sich, sehr zum Kummer der Eltern, die in ihrer bedrängten Lage auf die Unterstützung zweier fähiger Ökonomen hoffen, zum Dichten berufen fühlen. Eine reiche Heirat würde helfen, aber Joseph von Eichendorff verliebt sich in das geistreiche, temperamentvolle, doch ziemlich mittellose Ehefräulein Luise von Larisch und heiratet sie 1815. Ihre glückliche Ehe dauert 40 Jahre und endet mit Luises Tod im Jahre 1855. Das Paar hat fünf Kinder.

In den Jahren 1813 - 1816 ist Eichendorff Soldat in den Befreiungskriegen gegen Napoleon. Danach bemüht er sich um eine Anstellung als Jurist, nach vielen abschlägig beschiedenen Gesuchen kommt er schließlich im preußischen Verwaltungsdienst unter. Dort haben Katholiken kaum Aufstiegschancen, er wird ein Leben lang Regierungsrat in verschiedenen preußischen Ministerien bleiben. Eichendorff ist unglücklich in seinem Beruf.

"Aber glauben, dass der Plunder
Eben nicht der Plunder wär,
Sondern ein hochwichtig Wunder,
Das gelang mir nimmermehr."

Zitat aus dem Taugenichts

1844, mit 56 Jahren, wird er wegen seiner häufigen Krankheiten vorzeitig pensioniert. Er stirbt am 26. November 1857, zwei Jahre nach seiner Frau.

Werk

Original-Unterschrift Joseph von Eichendorff

Eichendorff hat seinem Leben zwischen Aktenstaub und Blütenstaub der Poesie Gedichte abgerungen, die noch heute, nicht zuletzt wegen der Vertonung durch berühmte Komponisten wie Robert Schumann, sogar fast populär genannt werden können. Seine Sprache erweckt die Sinnlichkeit der Natur zum Leben und weiß doch gleichzeitig um die nachtschwarze Kehrseite der menschlichen Wirklichkeit und die Gefahrenherde in der menschlichen Seele. Obwohl sie sich weder rebellisch noch anklagend gibt, erhebt sie doch Protest, indem sie in einer zutiefst verwundeten Welt einen Resonanzboden schafft für sehr ursprüngliche Sehnsüchte, die jeder Mensch kennt: Sehnsucht nach einer Heimat jenseits des Todes, Sehnsucht nach Liebe, Sehnsucht nach Unterwegssein und Freiheit jenseits aller Fesseln des Nützlichkeitsdenkens. Seine Helden sind alle auf der Reise, auf der Suche:

Der junge Graf Friedrich in Eichendorffs erstem Roman "Ahnung und Gegenwart“ (1815) will reisend das Leben kennen lernen, in der Novelle "Das Marmorbild“ (1818) muss sich ein junger Dichter zwischen den erlösenden und den dämonischen Seiten der Liebe und der Poesie entscheiden, der "Taugenichts“ (1826) , ein Künstler-Vagabund, streift durch die Welt, geleitet durch das Traumbild einer Frau, die ihn dann doch in den sicheren - vielleicht zu sicheren - Hafen der Ehe lockt.


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