Ost ist Ost und West ist West
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Bis heute ist Rudyard Kipling der jüngste Literaturnobelpreisträger aller Zeiten und gleichzeitig war er der erste englischsprachige Autor, der mit diesem Preis geehrt wurde. Sein Werk "Das Dschungelbuch" machte ihn unsterblich.
Kindheit und Jugend
Rudyard Kipling erblickte am 30. Dezember 1865 in Bombay, dem heutigen Mumbai, das Licht der Welt. Seine Eltern waren John Lockwood Kipling und dessen Frau Alice. Die Kiplings waren erst kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes in Indien angekommen, wo der Vater die Leitung einer Schule für traditionelles Kunsthandwerk übernahm. Seinen außergewöhnlichen Vornamen verdankte der Junge einem See namens "Lake Rudyard" in England, an dem seine Eltern sich verlobt hatten. Seine frühe Kindheit in Indien war sehr glücklich. Dies änderte sich, als er im Alter von 5 Jahren nach England zurückgeschickt wurde, um dort eine standesgemäße Erziehung zu erhalten. Er wurde in die Obhut einer Witwe gegeben, die den Jungen schlecht behandelte. Nur die Ferien bei Onkel und Tante brachten Lichtblicke. Als Rudyard Kipling im Alter von 12 Jahren auf ein College an der Südwestküste Englands geschickt wurde, blühte der Junge sichtlich auf. Hier erhielt er auch erstes Training im Schreiben, da sein Vater für ihn eine Karriere als Journalist anstrebte. Mit 16 Jahren kehrte er nach Indien zu seinen Eltern zurück.
Der Durchbruch als Schriftsteller
In Indien arbeitete Rudyard Kipling als Journalist für verschiedene Tageszeitungen. Er reiste quer durch den Subkontinent und hielt das Erlebte in Erzählungen und Gedichten fest. 1889 kehrte er nach England zurück und konnte erste Erfolge mit seinen Veröffentlichungen feiern. Nach dem Tode eines mit ihm befreundeten amerikanischen Schriftstellers heiratete er dessen Schwester, Caroline Starr Balestier. Das junge Paar ließ sich im amerikanischen Bundesstaat Vermont, der Heimat der Braut, nieder. Während der Zeit in den USA entstand Kiplings bis heute berühmtestes Werk, "Das Dschungelbuch" (1894/95). Aufgrund eines Streits innerhalb der Familie kehrten die Kiplings Ende der 1890er Jahre nach England zurück und ließen sich in Sussex nieder. Hier entstand der Roman "Kim" (1901), der neben dem "Dschungelbuch" als eines der bedeutendsten Werke des Schriftstellers gilt.
Literaturnobelpreis
Um die Jahrhundertwende galt Kipling als einer der populärsten englischen Autoren. Dies manifestierte sich im Jahr 1907, als er als erster englischsprachiger Schriftsteller mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Zudem war er mit 41 Jahren der jüngste Preisträger; einen Rekord, den er bis heute hält. Neben Romanen und Erzählungen verfasste Kipling zahlreiche Gedichte. In "The Ballad of East and West" thematisierte er die Konflikte der Briten mit der indischen Bevölkerung. Dessen erste Zeile, "Oh, East is East, and West is West, and never the twain shall meet",wurde sprichwörtlich. Sein Gedicht "The White Man’s Burden" (1899) wurde zum Synonym des Imperialismus und brachte ihm die Kritik ein, die Zivilisierung der "Wilden" zu einer ethischen Last zu verklären. Rudyard Kipling galt als sehr bescheiden, so lehnte er verschiedene Auszeichnungen ebenso ab wie eine Erhebung in den Adelsstand. Er starb 1936 in London im Alter von 70 Jahren an einer Hirnblutung.