Bayern 2 - radioWissen


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Lerne lachen, ohne zu weinen Glossar

Stand: 23.05.2019 | Archiv

PersonenWerdegang
Jakobsohn, Siegfried
(1881 - 1926)
Enger Freund und Mentor von Tucholsky, wie er deutsch-jüdischer Herkunft; Journalist und Theaterkritiker; Begründer der Zeitschrift Schaubühne, 1918 umbenannt in Weltbühne, für die auch Tucholsky und Carl von Ossietzky schrieben. Die Zeitschrift war zunehmend ein Forum für linke, pazifistische, politische Schriftsteller. Jakobsohn engagierte sich in der Weimarer Republik für die Sozialdemokraten, sah aber wie Tucholsky früh die Gefahr einer faschistischen Entwicklung in Deutschland.
Ossietzky, Carl von
(1898 - 1938)
Journalist und Pazifist; lernt Tucholsky in der Friedensbewegung "Nie wieder Krieg" (1920) kennen; 1931 in einem Aufsehen erregenden Prozess wegen angeblichen Verrats militärischer Reichsgeheimnisse verurteilt; Redakteur der Weltbühne nach Jakobsohn und Tucholsky; nach dem Verbot der Weltbühne durch die Nazis im KZ gefangen gehalten und gefoltert; 1935 Verleihung des Friedensnobelpreises, den er aber nicht entgegen nehmen darf; 1938 Tod infolge der schweren Misshandlungen und Tuberkulose.
BegriffErklärung
BücherverbrennungAufforderung der Nationalsozialisten in Deutschland im Mai 1933 zur öffentlichen Verbrennung von Literatur, die sich nicht regimekonform äußerte. Im Zentrum standen Werke, in denen die Nazis "Dekadenz und moralischen Verfall", "Gesinnungslumperei und politischen Verrat", "seelenzerfressende Überschätzung des Trieblebens", "volksfremden Journalismus demokratisch-jüdischer Prägung" usf. vorzufinden meinten. (Zitate aus dem Rundschreiben an die dt. Studentenschaft vom 9.5.1933). Viele Autoren und Intellektuelle gingen im Anschluss ins Exil.
FememordeMorde von extrem Rechten in den ersten Jahren der Weimarer Republik, als "Bestrafung" gegen den politischen Gegner, den 'Verräter' gerichtet.
GlosseJournalistische Darstellungsform, äußerst frei; Autor vertritt seine persönliche und subjektive Sicht; Ziel ist Unterhaltung und Kritik, Aufdeckung von Missständen in Politik und Alltagswelt in pointierter Form; Mittel: Ironie, Widerspruch, Übertreibung, Komik etc. Vgl. Glosse in der SZ.
MilitarismusVorherrschaft militärischer Wertvorstellungen und Ziele in der Politik und im gesellschaftlichen Leben, wie sie durch die einseitige Betonung des Rechts des Stärkeren und die Vorstellung, Kriege seien notwendig oder unvermeidbar, zum Ausdruck kommen oder durch ein strikt hierarchisches, auf Befehl und Gehorsam beruhendes Denken vermittelt werden. (Bundeszentrale für politisch Bildung)
Militaria-SerieEine Artikelserie Tucholskys in der Weltbühne, in der er sich ab 1918 mit der Geisteshaltung der Offiziere im Ersten Weltkrieg und grundsätzlich dem Militarismus auseinandersetzte. Tucholsky kritisierte das Fortleben dieser Haltung in der Weimarer Republik, vor allem nach seinen Einblicken als Prozessbeobachter bei Verhandlungen gegen Offiziere nach dem Krieg.
Neue SachlichkeitDichtung und allgemein Ästhetik, die sich zu Beginn des 20. Jh. in Abkehrung vom Expressionismus thematisch dem Alltäglichen und dem Arbeitsleben zuwendet. Kennzeichnend ist eine nüchterne Sprache und Beeinflussung in der Form durch die moderne Alltagswelt.
SatireTextform, die sich missbilligend und kritisch den Missständen, dem Kleinlichen und Schlechten widmet und diese dem Spott und der Verachtung aussetzt, insgesamt der Lächerlichkeit preisgibt. (Gero von Wilpert, Sachwörterbuch der Literatur)

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