Aristoteles Ein großes Erbe, zumindest ein Viertel davon
Über zweihundert Werke soll er verfasst haben. Seine Schule bestand zwar noch für mehrere Jahrhunderte, doch hat nur ein Viertel seiner Texte bis heute überlebt. Das können wir den vielen Abschriften und Übersetzungen verdanken. Sollte man eine Hitliste der einflussreichsten Personen in der Weltgeschichte aufstellen, so wäre Aristoteles dennoch ein Spitzenplatz sicher. Haben sich doch unterschiedlichste Kulturen mit seiner Art zu denken angefreundet: Nicht alles mit dem gleichen Maßstab messen, für neue und vielleicht zunächst widersprüchliche Erfahrungen offen sein, neugierig bleiben, beim Schließen und Urteilen strikt und im Unterricht systematisch sein! Da sich Aristoteles in Gottesfragen etwas allgemeiner und bedeckter hielt - oder man seine Aussagen zumindest gut "hinbiegen" konnte -, war in den diskussionsfreudigen Gelehrtenkreisen verschiedener Religionen das Tor offen. Am Beginn stand eine ausführliche und über Jahrhunderte anhaltende Aristoteles-Rezeption im islamischen Bereich - seine Werke wurden ins Persische und Arabische übersetzt. Lateinische Gelehrte zogen erst im ausgehenden Mittelalter mit eigenen Ausgaben und Kommentaren nach. Bald nannte man Aristoteles nur noch "den Philosophen". Dass er allerdings jemals in allen Klöstern und an allen Universitäten der Welt als hundertprozentig unfehlbar galt, gehört wohl ins Reich der Legende.