Aristoteles An der eigenen Schule: der Moralist
Zurück in Athen gründete Aristoteles nun seine eigene Schule. In einem Park, der dem Apollon Lykeios gewidmet war, fand er Räume für Bibliothek, Unterricht und seine große Sammlung an Tier- und Pflanzenmustern. Ob er seine Schüler ständig im Kreis gehen ließ, kann man bezweifeln. Ihr Spitzname "Peripatetiker" (Herumwandler) kann sich auch auf den Ort (Peripatos=Wandelhalle) beziehen. Hier widmet er sich nun verstärkt moralischen Fragen - und findet deutliche Antworten in seiner "Nikomachischen Ethik". Das rechte Handeln orientiert er dabei am glücklichen Leben des Einzelnen. Eine egoistische Ethiklehre? Nicht ganz. Da der Mensch ohnehin nur in der Gemeinschaft glücklich würde, werde egoistisches Handeln das Gemeinwohl auch mit einbeziehen. Immer muss man dabei die richtige Mitte finden: das höchste Maß zwischen zwei Extremen. Wer einseitig bleibt, irrt in jedem Fall! Nur wer seine Tugenden übt und verfeinert und alle seine Talente auslebt, könne ein rundum glückliches Leben führen. Dreierlei muss mindestens dabei sein: Spaß haben, Verantwortung tragen und forschen (philosophieren). Als Alexander der Große starb, gerieten mit ihm alle Makedonen und damit auch Aristoteles in Ungnade. Um dem Schicksal des Sokrates zu entgehen, um also nicht den Giftbecher trinken zu müssen, zog Aristoteles den vorzeitigen Ruhestand auf seinem Landgut auf der Insel Euböa vor. Bereits ein Jahr später erlag er dort jedoch einer Krankheit.