Zur Aktualität daoistischer Ideen
Ethik und Philosophie / Religion / Erdkunde | RS, Gy |
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Im Fremden und völlig Andersartigen können wir uns selbst am besten sehen und verstehen, findet der Psychoanalytiker und Chinakenner Claus Christian Schroeder. Der Daoismus (auch Taoismus), eine alte chinesische Weisheitslehre, hat eine Wirklichkeitssicht entwickelt, die sich von der des Abendlandes grundlegend unterscheidet und sie doch komplementär ergänzt. In einem zweiteiligen Gespräch mit Andreas Geyer erläutert Schroeder die Lehren des Daoismus und setzt sie in Beziehung zum westlichen Denken.
Mit Feng Shui zu einer gemütlichen Wohnung, mit Tai Chi zu einem gesunden Körper: In der Gedankenwelt des alten China finden viele Menschen eine Inspiration, mit der sie die Defizite des westlichen Lebensstils auszugleichen hoffen. Der Daoismus mit seiner Lehre des beständig fließenden Wandels, der alle Wirklichkeit umgreift und dem der Weise sich einfügt, ohne ihm kraftraubende Widerstände entgegenzusetzen, scheint besonders attraktiv: Liegt hier nicht der Schlüssel zu einer gewaltlosen Lebensweise, zur Harmonie mit dem Kosmos?
Der Psychoanalytiker Claus Christian Schröder macht sich im Gespräch mit Andreas Geyer auf die Spuren der Faszination "Daoismus". Dabei geht es nicht um vordergründige Sehnsucht nach fernöstlicher Exotik, sondern um echtes Verständnis für eine Weltsicht, die sich zur selben Zeit wie die griechische entwickelte - seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. - und die dennoch grundlegend und staunenswert anders ist.