Friedensentwürfe der Philosophie Glossar
Begriff | Erklärung |
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Abendland | Auch: Christliches Abendland oder Okzident. Bezeichnung für den ursprünglich westeuropäischen Kulturkreis, wie er sich im Mittelalter herausbildete und geistesgeschichtlich von der griechisch-römischen Antike sowie von der katholischen Weltkirche des Mittelalters geprägt wurde. Das Pendant ist Morgenland (Orient). Beide Begriffe orientieren sich in ihrer Bedeutung am Lauf der Sonne bzw. leiten sich von der Vorstellung ab, in welche Richtung die Erdteile eher liegen: eher in westlicher Richtung, wo die Sonne untergeht oder eher in östlicher, wo sie aufgeht. |
Absolutismus | Monarchische Regierungsform, die in Europa besonders das 17. und 18. Jahrhundert prägte. Im Absolutismus verfügte der Herrscher über die uneingeschränkte und ungeteilte Staatsgewalt, zugespitzt in dem Ausspruch des französischen Königs Ludwig XIV.: "Der Staat bin ich." Er gilt als Musterbeispiel eines absoluten Monarchen. |
Ataraxía | Altgriechisch: Unerschütterlichkeit. Meint nach dem antiken Philosophen Epikur das Ideal der Seelenruhe und Gelassenheit. |
Aufklärung | Einflussreiche Strömung im 17. und 18. Jahrhundert, die sich auf die autonome Kraft der menschlichen Vernunft und Kritik beruft. Der absolute Machtanspruch von Kirche und Staat wird in Frage gestellt. Der Glaube an Fortschritt, Toleranz und Hinwendung zum Rationalismus sind feste Bestandteile der Aufklärung. Ihre Gesellschaftskritik führte u.a. zur Französischen Revolution. |
Concordia | lateinisch = Eintracht |
Föderalismus | Bezeichnet ein Ordnungsprinzip, das auf weitgehender Unabhängigkeit einzelner Einheiten beruht, die in ihrer Gesamtheit aber ein Ganzes ergeben. Als Staatsprinzip: die Selbstständigkeit einzelner Länder innerhalb einer Staatsgrenze, zum Beispiel Deutschland. |
Manifest | Aus dem Lateinischen = öffentliche Erklärung, Kundgebung. Im adjektivischen Gebrauch: offenbar, deutlich, handgreiflich. |
Ostermarsch | Politische Protestaktion der Friedensbewegung in Deutschland und anderen Mitgliedsstaaten der NATO. Ihren Ursprung hat sie in der britischen Ostermarsch-Bewegung in den 1950er Jahren. Nach dem Vorbild der "Campaign for Nuclear Disarmament" entwickelte sich der Ostermarsch von zunächst ethisch-pazifistisch motivierten dreitägigen Ostermärschen gegen die atomare Aufrüstung zu einer außerparlamentarischen Bewegung für Demokratie und Abrüstung. |
Pax aeterna | Lateinisch = "ewiger Friede": Frieden durch das von Gott kommende Gesetz (Augustinus). |
Pax Romana | Lateinisch = "römischer Friede". Bezeichnung für die durch einheitliches Recht und gemeinsame ethische Grundwerte gesicherte Friedensordnung des römischen Reichs im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. Die vom römischen Kaiser Augustus entwickelte Reichsidee verstand sich als eine das römische Weltreich umfassende kaiserliche Fürsorge, die sich aus dem römischen Herrschaftsanspruch einerseits und andererseits aus dem Gedanken des Schutzes und der Sicherheit des Reiches speist. Auch Pax Augusta oder Kaiserfrieden genannt. |
Peloponnesischer Krieg | Krieg zwischen Athen und Sparta und ihrer Verbündeten um die Vorherrschaft in Griechenland. Er währte von 431 bis 404 v. Chr. und endete mit dem Sieg der Spartaner. Infolge des Kriegs zerfielen das klassische Zeitalter Athens und die attische Demokratie. |
Pugwash-Bewegung | Internationale Vereinigung zur Förderung der Verantwortung in Wissenschaft und Forschung, deren Gründung 1957 im kanadischen Pugwash erfolgte und sich aus dem von Bertram Russel und Albert Einstein verabschiedeten Russel-Einstein-Manifest (1955) motivierte. Auf ihren rund 50 durchgeführten Pugwash-Konferenzen setzte sich die Wissenschaftsgemeinde für (nukleare) Abrüstung und den Weltfrieden ein. 1995 ging der Friedensnobelpreis zu gleichen Teilen an die Pugwash-Konferenz und an ihren mittlerweile verstorbenen Vorsitzenden Josef Rotblat, der seinerzeit das einzige noch lebende Gründungsmitglied war. |
spirituell | geistig, geistlich |
tranquillitas ordinis | Lateinisch = "Friede der Ordnung", gemeint ist der Frieden und die Ruhe, die durch (gesellschaftliche) Ordnung herrscht (Augustinus). |
ultima ratio | Lateinisch = letztes Mittel, letzter Lösungsweg, letzte Möglichkeit |
Völkerbund | Vorgänger der Organisation der Vereinten Nationen. Internationale Staatenvereinigung zwischen 1920 und 1946 zur Förderung der wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit sowie zur Sicherung des dauerhaften Friedens. Die USA gehörten dem Völkerbund nicht an, wie auch sonst die internationale Bereitschaft zur Mitgliedschaft nicht sehr groß war. So konnte der Völkerbund den 2. Weltkrieg nicht verhindern. |
Vereinte Nationen (VN) | Auch: United Nations (UN) oder United Nations Organisation (UNO). Internationale Vereinigung seit 1945, der fast alle Staaten der Erde angehören. Ziel ist die Wahrung des Weltfriedens, die Einhaltung des Völkerrechts, der Schutz der Menschenrechte und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit. |
Personen
Name | Werdegang |
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Augustinus, Aurelius (345-430) | Ordensvater, Bischof und bedeutendster Kirchenlehrer des Abendlandes. Ursprünglich Heide verfasste er nach seiner Bekehrung zum Christentum (387 getauft) u.a. die autobiografischen Werke "Bekenntnisse" und "Über den Gottesstaat", die wegen ihrer philosophisch-theologischen Gedanken die gesamte abendländische Theologie bis ins 13. Jahrhundert entscheidend beeinflussten. |
Aristóphanes (um 448 v. Chr. - um 358 v. Chr.) | Griechischer Komödiendichter. Seine Stücke zeichnen sich durch Dialogwitz, lyrische Textpassagen und durch musikalische sowie tänzerische Einlagen aus. Von den insgesamt 44 Werken sind 11 erhalten, darunter die Kriegssatire "Lysistrata". Sie ist das dritte der pazifistischen Stücke des Aristophanes, die den Peloponnesischen Krieg zum Thema haben. |
Dante Alighieri (1265-1321) | Bedeutender italienischer Dichter und Philosoph, der mit seinem literarischen Hauptwerk "Die göttliche Komödie" (Divina commedia) unter Verdrängung des Lateinischen die Grundlagen für die italienische Literatursprache schuf. In seiner wichtigsten politischen Schrift "Über die Monarchie" (De Monarchia) bekennt er sich zum Weltkaisertum, das allein die göttliche Ordnung verwirklichen und damit den Weltfrieden gewährleisten könne. Damit wendete sich Dante gegen den päpstlichen Herrschaftsanspruch jener Zeit. |
Einstein, Albert (1879-1955)
Deutscher Physiker und Nobelpreisträger (1921). Einstein entwickelte die Relativitätstheorie, die das Verständnis von Raum und Zeit revolutionierte. Gilt als Forschergenie, der seine Bekanntheit auch für Frieden und Völkerverständigung einsetzte. Im zweiten Weltkrieg setzte er sich vehement für den Bau einer Atombombe durch die USA ein, um der Entwicklung einer Bombe durch das Deutsche Reich zuvorzukommen. Nach dem Krieg warnte er die Öffentlichkeit vor den Gefahren der Kernkraft.
Name | Werdegang |
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Epikur (341-271 v. Chr.) | Griechischer Philosoph und Begründer der nach ihm benannten Philosophenschule "Epikureismus", die das Erlangen des individuellen Lebensglücks lehrte. Durch gelassene Heiterkeit gegenüber Schmerz, wechselndem Schicksal und den Göttern soll das Leben selbst Erfüllung sein. |
Erasmus von Rotterdam (um 1469-1536) | Niederländischer Humanist und Theologe, der vehement gegen den Krieg und für den Frieden eintrat. 1516 gab er die erste griechische Druckausgabe des Neuen Testaments heraus, die zur Grundlage von Luthers Bibelübersetzung wurde. |
Grotius, Hugo (1583-1645) | Eigentlich: Huig de Groot. Niederländischer Philosoph, Theologe und Völkerrechtler. Mit seinem Hauptwerk "Über das Recht des Krieges und des Friedens" (De jure belli ac pacis), das 1625 erschien, gilt er als Begründer der modernen Völkerrechtstheorie. |
Hobbes, Thomas (1588-1679) | Englischer Philosoph, der sich in seinem Hauptwerk "Leviathan" mit der Frage des Gesellschaftsvertrages beschäftigte. Seiner Ansicht nach ist das Leben ein Kampf aller gegen alle, weshalb die Menschen alle Gewalt dem Staat übertragen müssten, damit er sie voreinander schützen könne. "homo homini lupus" - Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, diese Erkenntnis war leitend für das politisch-philosophische Denken von Thomas Hobbes. |
Kant, Immanuel (1724 -1804)
Deutscher Philosoph und namhafter Vertreter der Aufklärung. Zu seinen Hauptwerken zählen u.a. "Kritik der reinen Vernunft" (1780), "Kritik der praktischen Vernunft" (1788), "Kritik der Urteilskraft" (1790) und "Metaphysik der Sitten" (1797). Kant gilt als Begründer der modernen und kritischen Philosophie. Er betrachtete den Menschen als ein vernunftbegabtes, erkennendes und handelndes Wesen, das die Veranlagung zur Moral habe und damit die Pflicht zum Frieden. Als wegweisend für die internationale Friedenspolitik wird seine Schrift "Zum ewigen Frieden" (1795) gesehen, in der er u.a. die Idee einer institutionellen Friedenssicherung in Form eines Völkerbundes ausarbeitet.
Leibniz, Gottfried Wilhelm (1646-1716)
Deutscher Mathematiker und Philosoph, Jurist. Seine mathematisch-naturwissenschaftlichen Erkenntnisse verband Leibniz mit der Theologie seiner Zeit. Zu seinen Hauptwerken gehört die "Theodizee", die beweisen sollte, dass die bestehende Welt die beste aller möglichen Welten sei. Leibniz hatte starken Einfluss auf die Bewegung der Aufklärung und die klassische deutsche Philosophie. Schon früh formulierte er die Maxime des Verstandes, der zufolge jeder Mensch die Fähigkeit zur vernünftigen Lebensführung besitzt.
Luther, Martin (1483-1546)
Doktor der Theologie, Professor für Bibelauslegung und wichtigster Reformator. Luther erkannte allein die Bibel als Richtschnur für christliches Handeln an, die Kirche betrachtete er dagegen verweltlicht und der christlichen Botschaft entfremdet. Unter anderem durch seine Bibelübersetzung trug er außerdem entscheidend zur Entwicklung der deutschen Sprache bei.
Name | Werdegang |
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Marsilius von Padua (um 1290 - um 1343) | Staatstheoretiker und Politiker. In seiner politischen Hauptschrift "Verteidiger des Friedens" (Defensor Pacis) entwirft er ein Staatsmodell, dem das Prinzip der Souveränität des Volkes zugrunde liegt, gleichwohl die Bestandteile des Staates nicht Individuen, sondern Stände sind. Wie Dante trat auch er für die Trennung von geistlicher und weltlicher Macht ein. |
Paulus von Tarsus (um 10 v. Chr. - 64) | Jüdischer Name: Saulus. Nach Überlieferung des Neuen Testaments neben Petrus der wichtigste Missionar des frühen Christentums. Mit seiner Theologie, die in seinen Briefen ausgeführt ist, prägt Paulus die Christenheit bis heute. Die Redewendung "sich vom Saulus zum Paulus zu wandeln" geht zurück auf den Christenverfolger Saulus, der sich bekehren ließ und zum Apostel Paulus wurde. |
Russel, Bertrand Arthur William, 3. Earl (1872 – 1970) | Englischer Philosoph, Mathematiker und Sozialkritiker. Gemeinsam mit Alfred North Whitehead schrieb er die "Principia mathematica" (1910-13). Als eines der wichtigsten Werke mathematischer Grundlagenforschung stellt es den groß angelegten Versuch der Grundlegung der Mathematik durch die Logik dar. Russel war auch ein vielseitiger Schriftsteller, der 1950 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Er trat ferner für pazifistische und sozialistische Ideen ein, und engagierte sich als Präsident der "Campaign for Nuclear Disarmament" (1958) für den Frieden. |
Rousseau, Jean-Jaques (1712 - 1778) | Französischer Schriftsteller, Philosoph und Pädagoge schweizerischer Herkunft. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Aufklärung sowie als wichtiger geistiger Wegbereiter der Französischen Revolution. Rousseau forderte eine Gesellschaft, zu der sich die Menschen durch Übereinkunft zusammenschließen und deren allgemeiner Wille als gesetzgebendes Prinzip kein anderer ist als der des natürlich-freien Menschen. Mit seiner Schrift "Der Gesellschaftliche Vertrag, oder die Grundregeln des allgemeinen Staatrechts" (1762) sowie seinem Erziehungsprogramm, das er in seinem ebenfalls 1762 erschienen Buch "Emilie, oder: Über die Erziehung" darlegte, übte Rousseau großen Einfluss auf die politischen Theorien und Pädagogik der Nachwelt aus. |
Voltaire (1694-1778) | Eigentlicher Name: François-Marie Arouet. Französischer Dichter, Philosoph und Satiriker. Als einflussreicher Vertreter der europäischen Aufklärung war er ein scharfzüngiger Kritiker von absolutistischer Feudalherrschaft und der katholischen Kirche, sowie Wegbereiter der französischen Revolution. |
Weizsäcker, Carl-Friedrich Freiherr von (1912 - 2007) | Deutscher Physiker, Philosoph und Friedensforscher. Mit Entdeckung der Uranspaltung und der damit verbundenen Möglichkeit, Atombomben zu bauen, sowie seiner eigenen Beteiligung am deutschen Atomforschungsprogramm, wurde Weizsäcker die Kriegsverhütung zum zentralen Anliegen. Leitmotiv war ihm dabei die Verantwortung der Wissenschaft für die Folgewirkung ihrer Erkenntnisse, auch dann, wenn deren Folgen nicht gewollt und nicht einmal absehbar sind. Eine der politischen Aktionen des Physikers war 1957 die Initiative zur Erklärung der "Göttinger Achtzehn", mit der diese zur weltweiten Einstellung von Produktion und Einsatz der Atomwaffen aufriefen. |