Download-Service Einsatz im Unterricht
Vorarbeit
Überblick
Die Sendung bringt von der Antike bis zur Gegenwart Friedensentwürfe zur Sprache und bettet sie in ihren jeweils zeitgeschichtlichen Hintergrund ein. Für den Einsatz im Unterricht kann sie damit Schülerinnen und Schülern einen ersten historischen Überblick über die Wandlungen des Friedensbegriffs bieten.
Ziele
- Kennen lernen von philosophischen und religiösen Friedenskonzepten seit der Antike bis zur Gegenwart.
- Anregung, sich mit verschiedenen Friedensentwürfen reflexiv auseinander zu setzen.
- Anregung, eigene Friedensideen zu entwerfen und zu benennen.
Impuls
Wandbild: "Frieden ist, wenn …" Frieden ist ein Thema, das Jugendliche berührt und zu dem sie sich ihre eigenen Gedanken machen und eigene Vorstellungen entwickeln. Einen Zugang zu historischen und aktuellen Friedensentwürfen finden sie am besten, wenn sie zunächst ihre Gedanken und Vorstellungen zur Sprache bringen können.
Vorbereitung
Als Vorbereitung für die Stunde überlegen sich die Schülerinnen und Schüler, was sie mit Frieden assoziieren: Was bedeutet ihnen Frieden? Welche konkreten Vorstellungen verbinden sie damit? Welche Aspekte sind ihnen wichtig? Dazu notieren sie stichwortartig drei bis fünf Punkte: Gedanken, Wünsche und Träume. Die Bearbeitung kann in Arbeitsgruppen erfolgen und zusätzlich durch das Arbeitsblatt 1 motiviert werden:
Die Assoziationen der Jugendlichen werden besprochen und zu einem Wandbild zusammengetragen, das die Dimensionen ihres Friedensbergriffs bündelt. Zum Beispiel
- Orte des Friedens: Frieden im privaten Umfeld (Schule, Freunde, Familie), im Land, in der Welt, in der Religion, in den Medien ...
- Aspekte des Friedens: z.B. respektvoller Umgang miteinander, Meinungsfreiheit, Überwindung von Armut/Benachteiligung/Diskriminierung, Abrüstung, friedliche Austragung von Konflikten, Umweltschutz ...
- Grundlegende und übergeordnete Werte für den Frieden: z.B. Freiheit, Gerechtigkeit ...
Themenorientierung
Im daran anschließenden Klassengespräch geht es darum herauszuarbeiten, dass
- Frieden mehr ist als die Abwesenheit von Krieg
- jedem Friedensverständnis Werte, Positionen und Interessen vorausgehen, weshalb
- sich daraus im Friedensverständnis von Menschen unterschiedliche Vorstellungen, Prioritäten und Gewichtungen ergeben können.
Daran anknüpfend Überleitung zum Thema: Seit jeher haben sich die Menschen mit der Frage des Friedens beschäftigt, besonders die Philosophie. Kennt ihr Philosophen oder andere berühmten Menschen, die sich mit dem Wort "Frieden" auseinander gesetzt haben?
Einsatz im Unterricht
Hören und notieren
Der Radiobeitrag wird vollständig angehört. Während des Hörens notieren sich die Schülerinnen und Schüler jeweils auf ihrem Arbeitsblatt (2-4) zentrale Aspekte zu den in der Sendung vorgestellten Friedensentwürfen. Die Klasse wird dazu in 3 Arbeitsgruppen eingeteilt. Jede Arbeitsgruppe erhält ihr eigenes Arbeitsblatt:
- Gruppe 1: Friedensentwürfe von der Antike bis zum Mittelalter: Epikur (Ataraxía), Augustus (Pax Romana), Augustinus (tranquilitas ordinis)
- Gruppe 2: Friedensentwürfe der Neuzeit und Aufklärung: Hobbes, Rousseau, Kant
- Gruppe 3: Friedensbewegung und Friedensforschung im 20. und 21. Jahrhundert: Ostermärsche, Pugwash-Bewegung, Johan Galtung:
Arbeitsauftrag
Als Hausaufgabe werden die Arbeitsblätter bis zur nächsten Stunde bearbeitet. Die Gruppen erhalten dazu das Manuskript der Sendung. Mit Hilfe des Internets oder anderer Quellen können sie weitere Informationen einholen und/oder an Anschauungsmaterial (Bilder, Zitate) für ihre etwa 5-10minütige Ergebnispräsentation gelangen.
Ergebnissicherung
Die erarbeiteten Gruppenergebnisse werden in der Klasse vorgestellt und besprochen.
Ein Tafel-/oder Wandbild bringt die verschiedenen Friedensentwürfe in ihren zentralen Aussagen - gegebenenfalls von der Lehrkraft ergänzt - zusammenfassend in den Überblick:
Wandbild: "Gewalt ist, wenn …"
Wenn noch Zeit ist, können die Jugendlichen gemeinsam ein Gewalt-Wandbild erarbeiten, das sie ihrem Friedens-Wandbild gegenüberstellen. Es sollte auch Formen der strukturellen Gewalt nach dem Gewaltmodell von Johan Galtung benennen. Wenn sie möchten, können die Schülerinnen das Friedensplakat mit neuen Ideen und Gedanken ergänzen. Beide Plakate können sie außerdem mit z.B. Zeitungsausschnitten, Postkarten, Fotos, Symbolen u. Ä. bebildern. Ihrem Ideenreichtum sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Nacharbeit
Diskussion
Die Klasse diskutiert die philosophischen und religiösen Friedensansätze und denkt nach über
- die Bedeutung der Ansätze für ein heutiges friedvolles Miteinander in alltäglichen, gesellschaftlichen und internationalen Kontexten
- die gesellschaftlichen und individuellen Bedingungen eines dauerhaften Friedens
- die Möglichkeiten, als Einzelne/Gruppe ihren Beitrag zum Frieden zu leisten.
Vertiefung: Themen und Referate
Neben der vertiefenden Auseinandersetzung mit den in der Sendung vorgestellten Friedensansätzen (z.B. von Augustinus "Über den Gottesstaat" oder Kants Schrift "Zum ewigen Frieden"), bieten sich für weitere Unterrichtseinheiten u.a. diese Themen an:
- Absoluter Pazifismus (z.B. Ghandi) oder: Gibt es den gerechten Krieg?
- Religiöse Friedensansätze im Vergleich (z.B. Christentum, Islam, Buddhismus)
- Das Völkerrecht
- Die UNO: ihre Möglichkeiten und Grenzen der Friedenssicherung
- Inhalte und Ziele der modernen Friedensforschung
- Friedensbewegung: z.B. Bertha von Suttner
- Medien im Krieg, Krieg in den Medien
Fächerübergreifendes Prinzip
Latein, Französisch, Englisch: Übersetzung/Besprechung von Textauszügen/Zitaten aus den jeweiligen Friedensentwürfen der Philosophie: z. B. Pax Romana. Deutsch: Textverstehen und Textproduktionen, Erstellen von Kurzvorträgen, Dialog und Diskurs. Krieg und Frieden in der Literatur; Sprachbetrachtungen: Über die Verwendung von "Kriegs- und Friedensvokabular" im Alltag, in den Medien. Kunst: Symbole des Friedens (z.B. die Friedenstaube).
Fragen & Antworten
Eventuell zur Bearbeitung als Hausaufgabe:
Lehrplanbezug
- Lehrplan für die bayerische Realschule: Ethik 8. Jgst., 8.3 Grundlegende Maßstäbe menschlichen Handelns. Werte: die Bedeutung der im Grundgesetz festgelegten Grundwerte (Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz, Verantwortung) einsehen. Ethik 10. Jgst., 10.1 Übernahme von Verantwortung in Staat und Gesellschaft Sicherung des Friedens als bleibende Herausforderung: den Zusammenhang von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden an Beispielen erschließen; die Schutzwürdigkeit dieser Grundwerte erkennen und Offenheit dafür gewinnen, diese Grundwerte ggf. zu verteidigen. Ethik 10. Jgst., 10.2 Angewandte Ethik - Politische Ethik bzw. Rechtsethik: Positionen der politischen Ethik bzw. Rechtsethik kennen lernen, ein Strukturmodell ethischer Prinzipien entwickeln, das Zusammenwirken der verschiedenen Komponenten auf Konsens bzw. Dissens prüfen (z. B. bei sog. Prima-facie-Regeln), eine ethisch verantwortbare Position formulieren und begründen.
- Lehrplan für das bayerische Gymnasium:Ethik 9. Jgst., 9.5 Friedensethik: philosophische Ansätze der Friedensethik: Domestizierung von Krieg durch Bindung an Recht und Gerechtigkeit (bellum-iustum-Theorie); prinzipielle Verhinderung von Krieg (Gedanken aus Kants Schrift Zum ewigen Frieden). Ethik 10. Jgst., 10.1 Philosophisch-ethische Deutungen des Menschen: Sokrates und Platon: Grundpositionen; die neuzeitliche Gesellschaftsvertragstheorie bei Hobbes, Rousseau und Kant (modellhafter Dreischritt: Naturzustand, Gesellschaftsvertrag, Staat); jeweils unterschiedliche Vorstellungen vom Naturzustand; die diesem zugrunde liegenden Unterschiede im Menschenbild und Konsequenzen für die Staatsauffassung. Ethik 10. Jgst., 10.3 Ethik des wirtschaftlichen Handelns: ausgewählte Problemfelder: z. B. soziale Gerechtigkeit, Globalisierung, Umwelt, Arbeitsplatzerhaltung, Werbung. Ethik 11. Jgst., 11.1.2 Grundpositionen philosophischer Ethik: philosophisch-ethischer Diskurs bei Platon (z. B. im Gorgias oder in der Politeia); Tugendethik und Mesoteslehre bei Aristoteles (Nikomachische Ethik, Buch II-IV, VI); deontologische Ethik (Pflichtethik) bei I. Kant: kategorischer Imperativ und hypothetische Imperative, der moralische Wert von Handlungen, Tugendpflichten; Diskursethik (J. Habermas). Ethik 12. Jgst, 12.1 Recht und Gerechtigkeit, 12.1.1 Grundpositionen: Naturrecht und Rechtspositivismus (Geschichte, Leistung, Problematik); Gerechtigkeit als Tugend – kommunitative und distributive Gerechtigkeit bei Aristoteles; soziale Gerechtigkeit: Gerechtigkeit als Fairness (J. Rawls); Weiterführung durch kommunitaristische Positionen (z. B. A. Etzioni, M. Walzer). Ethik 12. Jgst., Politische Ethik 12.1.3: Ethik der Bürgerschaft (Verhältnis von Staat und Bürger); Probleme und Perspektiven einer gerechten globalen Friedensordnung (z. B. Krieg, Völkerrecht, Migration); Menschenrechte: Entstehung, Problem der universalen Geltung; Begriff der Menschenwürde (I. Kant; Art. 1 GG; z. B. Pico della Mirandola: De dignitate hominis).