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Ort der Verdammnis und Fantasie Glossar

Stand: 11.05.2016 | Archiv

BegriffeErklärung
FegefeuerLaut Lehre der römisch-katholischen Kirche ist das Fegefeuer (lateinisch: Purgatorium, "Reinigungsort") ein reinigender Prozess für Verstorbene, die vor der Anschauung Gottes noch für lässliche Sünden büßen müssen. Dieser Zwischenzustand zwischen Himmel und Hölle wird als zeitlich begrenzt beschrieben. Die sogenannten "armen Seelen" sind also nicht auf ewig im Fegefeuer festgehalten, sondern haben die Gewissheit, daraus entlassen zu werden und zwar stets in Richtung Himmel. Gebete der Lebenden sollen helfen, diese Zeit zu verkürzen. Die Reformatoren lehnten die Vorstellung von einem Fegefeuer als nicht mit der Bibel übereinstimmend ab. Daher existiert der Glaube an ein Fegefeuer in den evangelischen Kirchen nicht. Die berühmteste literarische Darstellung des Fegefeuers findet sich in der "Göttlichen Komödie" von Dante Alighieri.
"Göttliche Komödie"Die "Göttliche Komödie" (italienisch: "Divinia Comedia") ist das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321). Er schildert in 14233 Versen seine visionäre, dreiteilige Wanderung durch das Reich der Toten, wie man es um 1300 vorstellte. Zuerst durch die Hölle ("Inferno"), dann durch das Fegefeuer ("Purgatorio") und schließlich durch das Paradies ("Paradiso"). Für Dante liegt die Hölle tief unter der Erde und ist in acht konzentrische Kreise eingeteilt, der neunte und tiefste Kreis aber ist eine Eisfläche, in deren Mittelpunkt der Höllenfürst Luzifer eingefroren ist. Die "Göttliche Komödie" gilt als bedeutendste Dichtung der italienischen Literatur und hat die italienische Sprache als Schriftsprache begründet.
HadesHades bezeichnet in der griechischen Mythologie sowohl die Unterwelt als auch den Gott, der über sie herrscht. Der Gott Hades ist ein Bruder des Göttervaters Zeus, der über den Himmel herrscht, und des Gottes Poseidon, der über das Meer herrscht. In der griechischen Mythologie wird die Unterwelt Hades von der Oberwelt durch den Fluss Styx getrennt. Verstorbene werden von dem Fährmann Charon über diesen Fluss in das Reich der Schatten gebracht. Bewacht wird der Hades von dem dreiköpfigen Höllenhund Kerberos, der dafür sorgt, dass kein Lebender die Unterwelt betritt. Berühmte Gestalten, denen es dennoch gelingt, lebend den Hades zu betreten (und auch wieder zu verlassen), sind beispielsweise Herkules, Theseus oder der Sänger Orpheus, der versucht, seine geliebte Ehefrau Eurydike aus der Unterwelt zurückzuholen.
MaatMaat ist das altägyptische Konzept für Gerechtigkeit, Weltordnung, Wahrheit, Staatsführung und Recht. Eine angemessene Übertragung ins Deutsche ist nicht möglich, da Gerechtigkeit, Wahrheit oder Weltordnung immer nur einen Teilaspekt des Begriffs wiedergeben. Der Begriff Maat entstand zeitgleich mit der Entwicklung des ägyptischen Staatssystems. Um den Staat aufrecht zu erhalten, musste die Maat durch ein kompliziertes Geflecht gepflegt werden. Zum einen hatte der Pharao die Aufgabe, mit geheimen Ritualen und durch sein Verhalten die Weltordnung zu bewahren. Zum anderen musste sich auch jeder Ägypter, gleich welchen Standes, der Maat unterwerfen. Tat er dies nicht, brachte er Chaos und Vernichtung. Die Maat spielte auch beim Totengericht eine wichtige Rolle: So wurde das Herz des Verstorbenen gegen die Feder der Maat aufgewogen, die Wahrheit und Ordnung symbolisierte. In späterer Zeit wurde die Maat personifiziert als eine Göttin der ägyptischen Mythologie, die die moralische Weltordnung symbolisierte.
SisyphosSisyphos ist eine Figur aus der griechischen Mythologie. Er ist König von Korinth und wird als verschlagen dargestellt. So erregt er den Zorn der Götter, als er sich dem Todesgott Thanatos widersetzt, diesen überwältigt und fesselt. Damit ist die Macht des Todes gebrochen und kein Mensch stirbt mehr. Zur Strafe entführt ihn der Kriegsgott Ares in das Totenreich, wo ihm folgende Strafe auferlegt wird: Sisyphos muss einen Stein einen steilen Hang hinauf rollen. Jedes Mal, wenn er fast den Gipfel erreicht hat, entgleitet ihm der Stein, rollt den Hang hinunter und Sisyphos muss von vorne anfangen. Die "Sisyphosarbeit" wurde sprichwörtlich für eine Aufgabe, die trotz großer Mühen nie abgeschlossen werden kann.
TantalosTantalos ist in der griechischen Mythologie ein reicher und mächtiger König, der sich der Gunst der Götter erfreut. Als sie zu einem Gastmahl des Tantalos erscheinen, stellt dieser ihre Allwissenheit auf die Probe, indem er seinen jüngsten Sohn Pelops tötet und den Göttern als Gastmahl vorsetzt. Die Götter erkennen den Frevel, erwecken Pelops wieder zum Leben und verstoßen Tantalos in den Tartaros. Hier peinigen ihn Qualen, die sprichwörtlich wurden ("Tantalosqualen"). Denn obwohl Tantalos in einem Teich steht und Früchte über ihm hängen, kann er weder Durst noch Hunger stillen. Denn jedes Mal, wenn er versucht, zu trinken, weicht das Wasser zurück und jedes Mal, wenn er versucht, von den Früchten zu essen, erheben sich diese in unerreichbare Höhen.
TartarosIn der griechischen Mythologie wird der Teil der Unterwelt, der noch unter dem Hades liegt, als Tartaros bezeichnet. Der Tartaros ist ein Ort der Strafe in der Unterwelt, an dem besondere Frevel gesühnt werden. Berühmte Gestalten, die für ihre Vergehen im Tartaros Qualen leiden müssen, sind Sisyphos, Tantalos und die Danaiden, eine Gruppe von 49 Schwestern, die alle ihre Ehemänner ermordeten und dafür im Tartaros auf ewig Wasser in ein durchlöchertes Fass schöpfen müssen. Daher wird eine qualvolle, sinnlose Arbeit noch heute als "Danaidenarbeit" bezeichnet.

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