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Utilitarismus Glossar

Stand: 03.06.2009

BegriffErklärung
anachronistischunzeitgemäß
britisches Wahlrecht Im 19. Jahrhundert war das Wahlrecht im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland eingeschränkt. Es war an materiellen Besitz gebunden, so dass z. B. Personen mit niedrigem Einkommen ausgeschlossen waren. Auch die Wahlrechtsreform 1867 verdoppelte zwar die Zahl der Wähler, aber bis 1918 durfte dennoch nur etwa die Hälfte der Männer wählen. Den Frauen war das Wählen 1832 per Gesetz verboten worden. Ab 1869 bis 1894 waren unverheiratete Frauen bei Kommunalwahlen stimmberechtigt, ab 1894 auch verheiratete. 1918 durften dann bei allen Wahlen Frauen über 30 Jahren wählen. Erst 1928 führte die britische Regierung das allgemeine Wahlrecht ein.
Empirismusphilosophische Lehre, die darauf aufbaut, dass alle Erkenntnis auf Erfahrung basiert
FraktionAbgeordnete einer Gruppierung oder Partei in einem Parlament
industrielle Revolution (England)Damit bezeichnet man die Umgestaltung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse im späten 18. Jahrhundert und besonders dann im 19. Jahrhundert von der Agrarwirtschaft zur Industriegesellschaft. In England geschah die Umstellung der Wirtschaft von Handarbeit zur Arbeit an Maschinen zunächst vor allem in der Textilindustrie.
Infrastrukturöffentliche Einrichtungen in einer Gemeinde, Stadt oder Landkreis, die jeder nutzen kann
KollisionZusammenstoß, Zusammenprall
KolonialmachtHerrschaft über Kolonien, also über Staaten oder Regionen außerhalb der eigenen Landesgrenzen. Das Römische Reich war die erste Kolonialmacht über ein umfassendes Weltreich.
Liberale im UnterhausDer Liberalismus in Großbritannien wurde von den „Whigs“ getragen, die ein starkes Parlament gegenüber dem staatlichen Gewaltmonopol befürworteten. 1859 entstand aus den Whigs die Liberale Partei, eine bedeutende Kraft in der englischen Politik im 19. Jahrhundert. Später, vor allem im 20. Jahrhundert verlor sie an Bedeutung. 1988 wurde die Liberale Partei mit der Sozialdemokratischen Partei zur Partei der Liberalen Demokraten vereinigt, nun die drittstärkste Kraft im britischen Unterhaus.
Nationalökonomveraltetes Wort für Volkswirtschaftler
ÖkonomieWirtschaftlichkeit, Wirtschaftslehre
ökonomischer LiberalismusKerngedanken sind das Recht auf privates Eigentum und der freie Wettbewerb als Steuerungsinstrument der Wirtschaft. Abgelehnt werden dabei staatliche Hemmnisse (z. B. Steuerprivilegien oder Schutzzölle). Der freie Markt sorge für die beste Verteilung der Mittel und Güter eines Landes. Erster Vertreter dieses klassischen wirtschaftlichen Liberalismus war Adam Smith. Weiterentwickelt wurden diese Ideen von Jeremy Bentham Ende des 18. Jahrhunderts und später im 19. Jahrhundert von John Stuart Mill.
Ostindien KompaniePrivate Handelsgesellschaft seit 1600 mit Handelsprivilegien der britischen Krone. Im 19. Jahrhundert war sie die größte Handelsgesellschaft für den Handel mit Indien. 1858 wurde sie verstaatlicht.
PragmatismusPhilosophische Lehre, die darauf beruht, dass Erkenntnis und Wahrheit aus den Handlungen in der Welt und der Lebenserfahrung zu gewinnen sind. Wichtiger Vertreter ist der US-Amerikaner John Dewey.
(radikaler) SozialismusNeben Liberalismus und Konservativismus ist der Sozialismus die dritte politische Ideologie des 19. Jahrhunderts. Sozialisten bauen auf die Werte von Gerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität oder auch Brüderlichkeit. Mithilfe von sozialen Bewegungen und der Kritik am bestehenden Gesellschaftssystem des Kapitalismus sollte eine sozial gerechte Weiterentwicklung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft betrieben werden. In der radikalen Form des Sozialismus wurde angestrebt, die Güter eines Landes zu „vergesellschaftlichen“, sprich zu verstaatlichen, um sie dann nicht durch Wettbewerb auf dem Markt, sondern durch Planwirtschaft und staatliche Lenkung gerechter zu verteilen.
UtilitarismusEthik, die auf der Basis eines Nutzensprinzips aufbaut. Demnach ist eine Handlung nützlich, wenn sie möglichst vielen Menschen nutzt und somit das größte Maß an Glück entsteht. Vertreter dieser Philosophie sind die Briten Jeremy Bentham, der Ende des 18. Jahrhunderts diesen Ansatz entwickelte, und später John Stuart Mill.

Personen

NameWerdegang
Bentham, Jeremy (1748-1832)Englischer Philosoph und Jurist, Sozialreformer, Ökonom und Anhänger des Freihandels. Gilt als Vater des Utilitarismus. Setzte sich ebenso für Frauenrechte und somit für das Wahlrecht für Frauen ein. War außerdem ein Befürworter von Tierrechten.
Hitler, Adolf (1889-1945)Zunächst arbeitsloser Kunstmaler, ab 1921 Parteichef der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei), ab 1933 deutscher Reichskanzler und ab 1934–1945 "Führer" und Reichskanzler des Deutschen Reiches. Unter seiner Führung bestand zwölf Jahre lang die nationalsozialistische Diktatur, das sogenannte "Dritte Reich". Hitler und die Nationalsozialisten ließen politische Gegner entrechten, verfolgen und ermorden. Die systematisch organisierte Ermordung von sechs Millionen europäischer Juden und anderer religiöser, ethnischer und gesellschaftlicher Gruppen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern sowie die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges mit über 72 Millionen Menschenopfern war beispiellos in der Geschichte.
Honecker, Erich (1912-1994)Deutscher Kommunist und Politiker. Er war lange Jahre Generalsekretär des Zentralkomitees der SED und Staatsratsvorsitzender der DDR. Nach seinem Rücktritt von allen Ämtern im Zuge der Wende 1989 wurde er 1990 des Hochverrats angeklagt, auch verhaftet, nach einem Tag aber wieder entlassen. Dann konnte er nach Moskau fliehen und schließlich in die chilenische Botschaft. 1992 kam er nach Auslieferung vor ein deutsches Gericht, das ihn wegen des Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze anklagte. Aufgrund seines todkranken Zustands wurde das Verfahren 1993 eingestellt. Honecker starb 1994 in Chile.
Mill, James (1773-1836)Englischer Historiker und Ökonom, einer der Gründer der Londoner Universität, Vater von John Stuart Mill, schrieb 1818/1819 in zehn Bänden die "History of British India", in der er unter anderem Missstände in der indischen Verwaltung beschrieb. Seinen Sohn erzog er sehr streng und ehrgeizig und forderte von ihm schon in sehr jungem Alter ein sehr großes Pensum an Wissenserwerb und Studium, besonders in ökonomischen Fragen. John Stuart, der später selbst Ökonom wurde, war damit überfordert und litt unter dem Druck des Vaters wiederholt an Depressionen.
Mill, John Stuart (1806-1873)Englischer Philosoph und Ökonom, liberaler Denker, Sozialreformer, Mitbegründer des Utilitarismus zusammen mit Jeremy Bentham und seinem Vater James Mill. Mit seinen Werken schuf er die Grundlagen der klassischen Volkswirtschaftslehre. Unter dem Einfluss seiner späteren Frau Harriet Taylor setzte er sich für Frauenrechte ein, im besonderen für das Frauenwahlrecht, und auch für ein Scheidungsrecht.

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