Ein Gastmahl der Liebe Glossar
Agape
griechisch: die selbstlose Liebe
Aphrodisia
Liebesgeplänkel, der Wunsch/das Verlangen nach sexueller Liebe
Aphrodite
die griechische Göttin der Liebe
Argumentation
Rede, Gedankenaufbau, sprachliche Beweisführung
Creme de là Creme
die oberste Schicht, die Spitze (der Gesellschaft)
Dialog
Gespräch
Diotima
Die literarische Gestalt und einer von nur zwei Frauenparts in Platons Werk war "Hohepriesterin" und die Lehrmeisterin von Sokrates. Sie schulte den jungen Philosophen in der Fragetechnik, für die Sokrates später Berühmtheit erlangte (und die er auch im "Gastmahl" anwendet). Im "Symposium" gibt Sokrates Diotimas Lehren über den Eros wieder.
Eros
1. In der griechischen Mythologie der Gott der Liebe. 2. Die körperliche Anziehung, die Lust. 3. Antriebskraft, um schöpferisch tätig zu sein.
erotisch
körperlich-sexuell anziehend
Philia
griechisch: Freundschaft
platonisch
auf Basis des Sexuellen, aber darüber hinausgehendes, geistiges Verständnis der Liebe
Symposion
Gastmahl, Trinkgelage – der griechische Name von Platons Schrift über die Liebe
Zeus
das Oberhaupt der griechischen Götter, der "Göttervater"
Personen
Agathon (ca. 448-402 v. Chr.)
Übersetzt bedeutet Agathon "das Gute", im "Symposion" ist aber eine reale historische Person bezeichnet. Agathon, der Sohn eines reichen Atheners, war ein Tragödiendichter, der als erster bei der Wahl seines Stoffes nicht auf die griechische Mythologie zurückgriff, sondern selbst den Plot erfand. Auch soll "Agathon von Athen" einige rhythmische Neuerungen in die griechische Dichtung eingeführt haben. Im "Symposion" wird Agathons Auszeichnung auf einem Tragödienwettstreits gefeiert. Er ergreift als vorletzter Redner das Wort und beschreibt das Wesen des Eros als glücklichster unter allen Göttern – einerseits wegen seiner Schönheit, andererseits wegen seiner guten Eigenschaften. Eros sei auch gerade deswegen ein Gönner des Menschen, weil er seine persönlichen Vorzüge weitergebe. Agathons Rede steigert sich schwärmerisch und wird mit so großem Beifall bedacht, dass sich der letzte Redner Sokrates zunächst ziert, das Wort zu ergreifen.
Alkibiades (ca. 450-404 v. Chr.)
Nach dem frühen Tod des Vaters wuchs der Spross einer berühmten Athener Adelsfamilie bei seinem Onkel Perikles auf und kam in dessen Haus mit vielen berühmten Leuten in Berührung: So gilt Sokrates als sein Lehrer und als ein Verehrer seiner Schönheit (ihr Verhältnis schildert Platon im "Gastmahl"), während Alkibiades den Philosophen und Rhetoriker bewunderte. Der begabte Alkibiades war auch als Feldherr und Politiker schwer einzuschätzen und opportunistisch. Er feierte glänzende Erfolge und wurde für seine Tapferkeit ausgezeichnet, andererseits erlitt er harte Niederlagen und wurde zwei Mal aus Athen verbannt. 404 v. Chr. fiel Alkibiades vermutlich auf Anstiftung des spartanischen Befehlshabers Lysander einem Mordanschlag zum Opfer.
Aristophanes (450/444-380 v. Chr.)
Nachdem ihn Eryximachos von seinem heftigen Schluckauf kuriert hat, bleibt der berühmte Komödiendichter Aristophanes bei der irdischen Bedeutung des Eros. Zunächst erzählt er das so genannte Kugelgleichnis von der früheren Einheit von Mann und Frau, das Zeus aus Zorn zerschlagen habe. Seitdem sei es das tiefste Verlagen des Menschen, die verloren gegangene Hälfte wiederzufinden und sich mit ihr im Eros zu vereinen. Mit einer Mahnung, den Göttern zu folgen, schließt Aristophanes seinen Vortrag. Aus der Biografie des Komödienschreibers ist nur wenig bekannt. Er soll etwa 40 Theaterstücke geschrieben haben, von denen elf erhalten sind. In seinen Stücken verarbeitet Aristophanes zeitgenössische Personen und Ereignisse, oft mit kritisch-spöttischem Unterton.
Eryximachos (unbekannt, Zeitgenosse Platons)
Der Sohn des berühmten Athener Arztes Akumenos war auch Mediziner, von dem nicht viel mehr überliefert ist als die antike Definition der Heilkunst: "Denn die Heilkunst ist, um es grob zu skizzieren, das Wissen um die triebhaften Bedürfnisse des Körpers nach Füllung und Entleerung." Im "Symposion" des etwa gleichaltrigen Platon erweitert Eryximachos als dritter Redner den Begriff vom Eros als Wohltäter für die Seele des Menschen auf die ganze Natur und auch auf die Kunst. Als Beispiele nennt der die Heilkunde, die Musik und die Astronomie. Auch Religion und Frömmigkeit seien vom Eros beeinflusst.
Pausanias (unbekannt)
Einer von Agathons Gästen beim Trinkgelage, der als junger Adliger beschrieben wird. Er vertritt als zweiter Redner des Abends die Auffassung, dass Eros wie die Liebesgöttin Aphrodite in zwei Erscheinungen als "himmlische" und "irdische" Gottheit auftrete. Dabei richte sich der "himmlische" Eros eher an die Seele als auf den Körper und sei vor allem unter Männern anzutreffen. Die in Athen und ganz Griechenland weit verbreitete Knabenliebe sei darum eine Huldigung des Eros.
Phaidros (444–393 v. Chr.) L
aut Platon war der Bürger Phaidros sowohl ein Bewunderer der großen Athener Redner als auch ein aufmerksamer Zuhörer von Sokrates' Lehren. Zumindest scheint er ein ausgeprägtes Interesse an tiefgründigen Themen gehabt zu haben, denn auf seine Anregung sprechen die Teilnehmer des Gastmahls über den Eros. Der jüngste Teilnehmer des Gelages macht den Anfang und beschreibt Eros als ältesten Gott und als großen Wohltäter der Menschen, weil er sowohl im Privaten als auch im Allgemeinen Gutes bewirke.
Platon (427-347 v. Chr.)
Griechischer Philosoph und Dichter, der in seinen Schriften die Dialogform wählt. Im Zentrum von Platons Werk steht sein Lehrer Sokrates. In den frühen Dialogen geht es vor allem um Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Tugend, in der späteren Lehre um Idee und Erkenntnis und die Beziehung von Liebe und Wahrheit. In seiner Utopie über den idealen Staat vertrat Platon die Ansicht, dass die besten Herrscher Philosophen seien.
Sokrates (469-399 v. Chr.)
Der bedeutendste Denker der Antike hat selbst nichts Schriftliches hinterlassen, die Dichter Platon und Xenophon haben seine Gedanken überliefert. Bereits in der Komödie "Die Wolken" von Aristophanes erscheint Sokrates als unkonventioneller Philosoph, der die Jugend zum Unglauben verleitet. 399 v. Chr. wird Sokrates zum Tode verurteilt, weil er nicht bereit war, seiner persönlichen Wahrheit abzuschwören. Im Mittelpunkt seines Interesses standen der Mensch und die menschliche Vernunft, seine wichtigsten Methoden waren das (Nach)Fragen, der Dialog und das Streitgespräch. Nach den Thesen und Antithesen seiner Vorredner fällt es Sokrates im "Symposion" zu, die Gesprächsfäden zusammenzuführen und das Gesagte abzurunden. Dabei führt er die Ansätze entscheidend weiter und formuliert die Kernsätze des "Gastmahls". Kaum ist er fertig, betritt der angetrunkene Alkibiades die Szene und hält eine Lobrede auf Sokrates.