Das Zeitalter der Aufklärung Das Thema
In "Aufklärung", "siècle des lumières" oder "enlightment" steckt die Vorstellung von einem lichten, hellen Zeitalter. So wie Sarastro in Mozarts „Zauberflöte“ die von Affekten geleitete Königin der Nacht besiegt und Tamino Zugang zum „Heiligtum des größten Lichts“ ermöglicht, so sahen sich die Aufklärer als Heilsbringer einer Welt, in der nicht Vorurteil und Aberglaube, sondern Verstand und Vernunft die Herrschaft haben sollten. Damit geht eine Emanzipation des Individuums einher, die bereits in Humanismus und Renaissance begann. Die Aufklärung ist eine gesamteuropäische Bewegung, die Ende des 17. Jahrhunderts ausgehend von England und den Niederlanden im frühen 18. Jahrhundert in Paris ihr Zentrum hat und sich dann in den unterschiedlichen europäischen Staaten ausbreitet. Ihre politische Umsetzung finden die Gedanken der Aufklärer in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (1776) und in der Französischen Revolution (1789).
Die Aufklärung in Deutschland - politische Hintergründe
In Deutschland kommt aufklärerisches Gedankengut mit Verspätung zum Tragen. Ganz anders als das zentralistische Frankreich ist Deutschland im 18. Jahrhundert ein loser Staatenverbund von über 300 selbstständigen Territorialstaaten. Die Macht des Deutschen Kaisers als Obersten des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ ist sehr begrenzt. Es fehlt an einem politischen und kulturellen Zentrum. Mit Friedrich dem Großen kommt 1740 zumindest in Preußen ein fortschrittlich gesinnter Herrscher an die Macht. Am ersten Tag seiner Regierung schafft er die Folter ab, später erklärt er die Religions- und Pressefreiheit und macht die Berliner Akademie zu einer der besten Europas. Sein Vater, Friedrich Wilhelm I. hatte 1722 bereits die allgemeine Schulpflicht eingeführt.
Lebensverhältnisse in Deutschland zur Zeit der Aufklärung
In vielen Bereichen des alltäglichen Lebens im 18. Jahrhundert herrschen noch bedrückende Verhältnisse. Noch in den 50er Jahren des 18. Jahrhunderts werden in Deutschland Hexen verbrannt. Die Landbevölkerung, die zwei Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht, hat kaum mehr als das Lebensnotwendige. Vor allem die Bauern, zum Teil noch Leibeigene, sind der Willkürherrschaft ihrer Landesherren ausgeliefert. Frauen sind noch weit davon entfernt dem Mann als ebenbürtig angesehen zu werden und die Kindererziehung besteht zu großen Teilen aus Drill und Prügeln.
Die Aufklärung als Zeitenwende - gesellschaftliche Umbrüche
Dennoch ist in der Aufklärung der Anbruch der modernen Zeit und unserer heute als selbstverständlich empfunden Denkweise zu sehen. Strukturen, die seit dem Mittelalter bestehen, werden aufgebrochen. So kommt es mit der Herausbildung eines selbstbewussten und ökonomisch starken Bürgertums zur allmählichen Auflösung der Ständegesellschaft. Vor allem in den Städten entwickelt sich ein Bürgertum, das durch Handel, Bankgewerbe und Manufakturwesen zu finanzieller Macht und sozialem Ansehen kommt und sich gegenüber dem als korrupt und moralisch verdorben empfundenen Adel zu behaupten sucht. Die politische und kulturelle Vorherrschaft des Adels wird nicht länger als gottgegeben und unveränderlich angesehen.
Grundsätze der Aufklärung - modernes Gedankengut
In der Aufklärung wird die Vernunft zum Maßstab des gesellschaftlichen und persönlichen Handelns. War der Mensch im Barock noch in allen Bereichen seines Lebens fremdbestimmt, hat er jetzt die Möglichkeit kraft seines eigenen Verstandes autonom zu werden. Damit wird ein altes, von religiösen Vorstellungen bestimmtes Weltbild von einem neuen, naturwissenschaftlich geprägten Weltbild abgelöst. Es erfolgt eine Hinwendung zum Diesseits. Bestand der Sinn des Lebens zuvor darin, sich auf ein Leben nach dem Tod vorzubereiten, erhält in der Aufklärung bereits das Leben im Diesseits ausreichend Sinn. Auch hier ist bereits Glück möglich – sofern man ein tugendhaftes und vernunftgesteuertes Leben führt. Der Mensch gilt nicht mehr als Sünder, sobald er auf der Welt ist, sondern er wird positiv gesehen. Insgesamt ergreift die Aufklärer ein starker Fortschrittsglauben. Ist die Gesellschaft so, wie sie ist, noch nicht perfekt, so entwickelt sie sich doch unweigerlich hin zu einer idealen Gesellschaft. Einer Gesellschaft, in der alle Menschen gleich sind, frei von Vorurteilen, selbstständig und glücklich. Ein statisches Weltbild, in dem keine politische oder gesellschaftliche Veränderung möglich ist, da beides gottgewollt ist, wird so von einem dynamischen Weltbild abgelöst.